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Die Hölle lacht

Titel: Die Hölle lacht
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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dienen zu können – und schließlich, um meinem Herrn zu dienen.
    Athu war auf die Knie gesunken. Das Summen in seinen Ohren war zum Klingeln geworden, und die Röte in dem eckigen Behälter wurde heller, glühte – lag es an seinem Schwindelgefühl, oder war es wirklich ein Schwarm roter Augen …?
    »Euer Herr«, murmelte er schwach. »Ich kenne seinen Namen – ja, er ist Arkatu, jener Urgott, der sich vor dem Untergang der Ersten Lande rettete.«
    Einen Augenblick schien der Boden zu erbeben, doch Athu wusste nicht, ob das wirklich so war, oder ob er es sich in seinem Zustand nur einbildete.
    Sprich nicht wieder seinen Namen, bis die Zeit gekommen ist, da du mit Zauberei neue Seelen zu meinem Mahl und seinem ziehen kannst, befahl die Stimme Ordrus. Schlaf jetzt, und ich werde dir neue Kraft geben, damit du mir dienen kannst, um mir noch größere Kräfte zu bringen. Ich gebe dir die Macht, dich an deinen Feinden zu rächen, damit ich selbst, wenn die Zeit reif ist, noch weit größere Rache üben kann.
    »Ich höre, o Ordru«, murmelte der shemitische Zauberer, während ihm langsam die Sinne schwanden. »Rache – Rache …«
     
    Urdus, der riesenhafte rothaarige Vanir,. saß mit seinem Stamm auf dem Felsen, der sich über die Wipfel der höchsten Bäume auf der Insel erhob. Abwesend spielte er mit dem Griff seines Messers. Der Abend kam, es war schwül. Urdus’ Leute, etwa sechzig an der Zahl, drängten sich um die Feuer. Sie aßen gebratenes Geflügel, kauten Früchte und unterhielten sich bei dem sauren Wein, den sie selbst aus wilden Trauben gekeltert hatten. Urdus war schlechtester Stimmung. Wieder bedrängte ihn das Verlangen, fort von dieser verfluchten Insel zu kommen, um nach Aquilonien zurückzukehren und den Halunken zu töten, der ihn hierher verbannt hatte.
    Die Insel lag in der Mitte des breiten Shirki. Wenn sie jemals einen richtigen Namen gehabt hatte, war er selbst von den aquilonischen Schreibern längst vergessen. Nun war sie entlang dem Ufer nur noch mit ihrem Schimpfnamen bekannt: Os Harku – Hafen des Bösen, oder ganz einfach nur als ›die Insel‹. Keine Ausflugsschiffe besuchten sie, keine Kauffahrer, aber Galeassen von den aquilonischen Forts am Ufer patrouillierten durch das Gewässer ringsum – denn Os Harku wurde nicht von freiwilligen Siedlern oder Einwanderern bewohnt, sondern von überführten Verbrechern.
    Mörder, politische Rebellen, Männer und Frauen, die ihr Leben Gewalt- und anderen Untaten gewidmet harten, waren nötigerweise oder vorsichtshalber in die Wälder und Sümpfe der Insel verbannt worden. Etwa fünf- bis sechshundert Straffällige hausten nun auf Os Harku. Weder die königliche Obrigkeit Aquiloniens, noch die Offiziere des Grenzforts hielten dort Volkszählungen ab, da die Bevölkerungszahl sich täglich änderte – durch das Verhalten der Verbannten untereinander und die lebensfeindlichen Bedingungen auf der Insel. Einmal im Monat warf eine aquilonische Galeere an der Insel Anker. Von Schwertkämpfern und Bogenschützen der Reichsarmee bewacht, wurde die neueste Schar Unerwünschter hier ausgesetzt. Dann und wann hatten größere Trupps verzweifelter Verbannter versucht, die Langboote zu überfallen, mit denen die neuen Sträflinge übergesetzt wurden, doch nie mit Erfolg. Die Bogenschützen, die mit Pfeil an der Sehne an der Reling bereitstanden, beschossen so viele der Halunken, bis die Überlebenden vor Wut und Schmerzen heulend den Rückzug in das schützende Dickicht antraten.
    Ein paar wirklich harten Burschen war jedoch die Flucht von der Insel gelungen. Das war bekannt. Zufall oder gute Planung oder auch das Schicksal hatte sie über den Fluss in Sicherheit und in ihre heimatlichen Gefilde gebracht. Daraufhin hatte die erschrockene Obrigkeit jedes Mal die Patrouillenschiffe verstärkt eingesetzt und die kommandierenden Offiziere durch neue, wachsamere, wie sie glaubte, ersetzt. Jedenfalls kehrten die Entflohenen gewöhnlich – falls sie das Leben in der Wildnis überstanden – in ihre alten Reviere zurück, wo sie fast immer wieder gefasst und aufs neue verurteilt und meistens hingerichtet wurden.
    Die Verbannten auf der Insel waren eine raue Gesellschaft, und ihr Leben war so schwer und grausam und schmutzig, wie es für Ausgestoßene wohl immer gewesen ist. Auf Os Harku gaben Stärke, Flinkheit und Gemütsart den Ausschlag, wer etwas zu sagen hatte und wer nicht. Die Männer waren weit in der Überzahl, und nur die stärksten und brutalsten
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