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Die Hölle lacht

Titel: Die Hölle lacht
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
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blieb, weil er noch nie von einem Menschen gehört hatte, dem Schwingen gewachsen wären und der fliegen konnte.
    »Habt ihr die Galeasse heute gesehen?« fragte ein hagerer, bronzehäutiger Bursche, der vor einem Feuer kauerte und vorsichtig den gerösteten Schenkel einer Wasserratte abnagte.
    Stimmen brummten, Köpfe nickten im schimmernden Feuerschein.
    »Nicht so viele Männer wie sonst«, entgegnete einer.
    »Wenn es morgen ebenso wenig sind, könnten wir hinausschwimmen und unser Glück versuchen«, meinte jemand.
    »Dummköpfe!« schnaubte ein dritter. »Sie warten auf uns! Könnt ihr vielleicht auf dem Wasser laufen? Oder ist irgendwo ein Baum groß genug, ihn zu fällen und als Brücke zu benutzen? Wir dürften nicht gesehen werden und brauchten viel Glück, um von dieser Insel fortzukommen.«
    »Warum wollt ihr überhaupt weg?« warf ein alter Mann ein, der lediglich durch den Schutz seiner kräftigeren Kameraden lebte. Sie nannten ihn Veljo, diesen Alten, obgleich er bei seiner Geburt einen anderen Namen erhalten harte. »Unser Leben hier ist auch nicht anders als zu Hause. Es ist eine Last, egal wo man lebt oder wie.«
    Urdus brummte vor Ungeduld. Veljo blickte auf, und ihre Augen begegneten sich – die des Alten glänzend im Feuerschein, Urdus’ im Dunkeln wie tiefe Höhlen und stumpf.
    »Dir gefällt es also im Käfig?« fragte Urdus.
    »Wo ist denn der Käfig?« entgegnete Veljo. »Vielleicht sind wir hier frei und jene auf dem Festland eingesperrt? Hier sind nirgendwo Zellen und Gitter. Wir zahlen keine Steuern. Wir erbeuten unsere Nahrung oder züchten sie wie Gärtner überall.«
    Ein paar in der Nähe, die das hörten, lachten Veljo aus. Sie waren überzeugt, dass in den Jahren auf der Insel sein Gehirn geschrumpft war.
    »Freiheit ist Freiheit.« Veljo beugte sich über das Feuer und nahm sich einen Rattenschenkel vom Spieß. »Wir sind hier frei zu tun, was uns beliebt.«
    »Nur können wir nicht aufs Festland zurückkehren«, brummte ein Mann in seiner Nähe.
    Veljo zuckte die Schulter. An dem fetten Schenkel kauend stand er auf und stapfte hinaus in die Dunkelheit.
    »Narr!« murmelte Urdus.
    »Soll er sich doch an den Vögeln und Blumen vergnügen«, meinte ein anderer. »Er hat keinen Unternehmungsgeist mehr. Die Sumpf dämpfe lösen sein Gehirn auf.«
    Urdus verlagerte sein Gewicht. »Wirf mir etwas Fleisch herüber, Betos«, knurrte er.
    Der Mann nickte und lächelte grimmig. Seine knorrige Linke, der zwei Finger fehlten, zupfte einen Schenkel vom Spieß und warf ihn dampfend durch die Luft. Urdus fing ihn auf und brachte ihn mit einer Bewegung zum Mund.
    Aleil rutschte näher an den riesigen Vanir heran und blickte zu ihm auf, doch Urdus achtete nicht auf sie.
    Schritte erklangen auf den spröden Steinen, gerade außerhalb der Reichweite des Feuerscheins. Nun schaute Urdus hoch, doch ohne allzu großes Interesse. Ein paar Gesichter am Feuer drehten sich um. Einige ahnten, wer der Neuankömmling war. Ein Mann, der auf einem Felsbrocken saß und dabei war, seine Stiefel mit dem Fett einzureiben, das vom Spieß getropft war, rückte ein wenig zur Seite, damit der Marin vorbei konnte.
    Er war Athu, der Shemit.
    Die paar Shemiten auf der Insel waren allgemein Zielscheibe von Verachtung, Spott und Vorurteilen. Erst am vergangenen Tag hatte Athu eine erniedrigende Züchtigung durch Urdus persönlich über sich ergehen lassen müssen, weil er es gewagt hatte, sich Aleil zu nähern.
    Aber Athu, wie die meisten bereits wussten, war mehr als ein gewöhnlicher Shemit. Er war ein Zauberer – das behauptete er zumindest.
    Er setzte sich auf einen warmen Baumstamm vor einem der Feuer, ganz in der Nähe von Urdus und Aleil. Mehrere der Männer zogen sich auffällig zurück; sie spürten, dass etwas bevorstand. Athu achtete nicht auf sie. Er griff nach einer gebratenen Geflügelbrust und fing zu essen an. Seine seltsamen Amulette und Halsketten klirrten und klickten bei jeder Bewegung.
    Urdus beobachtete den Mann und musterte ihn eingehend, wie schon oft zuvor, mit einer Mischung aus Abscheu und Misstrauen. Ein Zauberer, also. Urdus’ Zauberei lag in seinem Schwert, und er wusste, dass der shemitische Schwätzer nie gegen diese Art von Zauber ankommen konnte.
    »Du denkst an Flucht«, sagte Athu plötzlich. Er sprach zu Urdus, doch ohne ihn anzusehen und ohne seiner Geflügelbrust weniger Beachtung zu schenken.
    Aleil blickte Athu an, dann Urdus.
    »Meinst du?« Urdus’ Stimme klang rau und war tief
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