Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Hölle lacht

Titel: Die Hölle lacht
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
Vom Netzwerk:
Reise zur Hauptstadt mit seinen Leuten, die die Schrecken überlebt hatten. Lord Sir Desmos würde ihn begleiten. Am Kai verabschiedeten sie sich von der Roten Sonja.
    »Ich bewundere Euch ungemein«, versicherte ihr Hubarthis. »Mitra sei immer mit Euch. Ich stehe tief in Eurer Schuld.« Trotz des militärisch höflichen Klanges seiner Stimme waren seine Worte ehrlich gemeint.
    »Vielen Dank, Hubarthis.«
    Er drehte sich um, schritt den Kai entlang, doch bevor er sich einen Weg durch die Menge am Hafen bahnte, wandte er sich noch einmal um und salutierte zackig.
    »Warum tut er es?« fragte Sonja Desmos.
    »Tut er was?«
    »Seht ihn doch an – alles militärischer Zwang. Er ist ein guter Mann, ein starker Mann, eine Persönlichkeit. Er könnte leicht ein freier Schwertkämpfer sein. Auf der Insel war er ein Held. Er könnte Führer eines großen Söldnertrupps sein, ohne jemanden über sich. Doch statt dessen, nachdem er sich selbst bewiesen hat, was er kann, kehrt er in die Stadt zurück, zum Rat, den Anwälten, den Schreibern und Offizieren. Ich weiß, was er durchmachen wird. Ich habe Ähnliches selbst miterlebt. Sie werden ihn fragen, immer wieder fragen, ihn auswringen wie einen Lappen: Sie werden ihm sein Heldentum absprechen. Sie werden alles tun, ihn klein zu machen, zu beweisen, dass er die fälschen Entscheidungen getroffen hat, dass er nicht richtig gehandelt hat. Und doch ist er ein starker Mann und könnte sein eigener Herr sein! Warum also unterwirft er sich jemand anderem? Nach allem, was er getan hat, weshalb kehrt er da willig zu einer Bürokratie zurück, die ihn ausbluten und ihn sich gleichmachen will? Warum unterwirft ein Mann wie er sich misstrauischen Fragen, Befehlen, füllt endlos Formulare aus und nimmt möglicherweise sogar Bestrafung in Kauf?«
    Desmos lachte schwach. »Ihr hasst das Ganze, nicht wahr?«
    »Was? Die Städte? Nein, die mag ich. Man kann in den Städten genauso wild und frei sein wie in der Steppe, wenn man will. Es ist eine Sache der inneren Einstellung.«
    »Ich meine die Gesetze, die Bestimmungen, die Zucht, die Verbote.«
    »Ja, das konnte ich nie verstehen.«
    »Und doch habt Ihr Selbstzucht; denn wenn nicht, wärt Ihr schon lange tot.«
    »Ich halte mich selbst in Zucht, Desmos, und gestatte es niemand anderem.«
    »Kommt«, forderte er sie auf. »Machen wir noch einen kurzen Spaziergang. Ich habe Zeit, und ich möchte Euch zu einem Bier einladen.«
    Nachdem sie eine Weile durch die in der Sonne heißen Straßen spaziert waren, sagte Desmos: »Hubarthis hat Freunde in der Bürokratie, wie Ihr es nennt. Sie werden nicht versuchen, ihn klein zu machen. Er ist sehr wohl imstande, auf seinen eigenen Beinen zu stehen und sich durchzusetzen. Ihr fragt Euch, weshalb er sich dem überhaupt aussetzt, nachdem er sich bewiesen hat, wessen er fähig ist. Nun, Sonja, er hat es nicht sich selbst bewiesen, sondern vielleicht Euch und mir. Aber was er getan hat, tat er, weil es zu seinen Pflichten gehört. Als freier Schwertkämpfer wäre er nicht mehr derselbe.«
    Sonja grübelte darüber nach.
    »Ihr und er«, fuhr Desmos fort, »habt viel gemein mit den Gesetzlosen, gegen die ihr gekämpft habt. Das wisst Ihr selbst, genau wie Hubarthis es wusste. Wie also steht Hubarthis zu Euch? Er lässt Vorsicht walten. Ihr spielt viel näher am Rand als er, doch würde nicht viel dazu gehören, ihn zum Freigeist zu machen. Ich glaube, er ist sich sehr wohl bewusst, dass es ihm nicht widerstrebt hätte, einer von Urdus’ Männern zu sein – oder vielleicht selbst ein Urdus.«
    »Da habt Ihr recht«, bestätigte Sonja.
    »Deshalb ließ Hubarthis Euch Eures Weges ziehen. Und das ist sehr viel, denn seine Pflicht verlangt, dass er Euch zwingt, mit uns vor den militärischen Untersuchungsausschuss und das Tribunal zu treten. Sein gesunder Menschenverstand sagte ihm jedoch›dass Ihr ihm dort lästiger werden könntet als ein Fliegenschwarm einem verwundeten Hengst. Da wären seine Vorgesetzten auf einer und Ihr auf der anderen Seite. Zwei Seiten seines Selbst. Glaubt mir, er wird viel besser mit allem fertig, wenn Ihr nicht dort seid, ihn zu verlocken.«
    Sonja lachte – doch dann wurde sie nachdenklich. »Und was ist mit Euch, Desmos?«
    »Ich weiß nicht. Ich bin immer noch ein Verfechter der Gerechtigkeit, und nun, da ich zurück in meiner eigenen Welt bin, auch wieder ein Edelmann. Ich habe Blut an den Händen, doch das ist mein eigenes Problem. Es ist kaum vorstellbar, wenn man so recht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher