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Die neue Lust am Essen: Vom Laster Nikotin und Fastlife zu Lebensgenuss und Slow Food (German Edition)

Die neue Lust am Essen: Vom Laster Nikotin und Fastlife zu Lebensgenuss und Slow Food (German Edition)

Titel: Die neue Lust am Essen: Vom Laster Nikotin und Fastlife zu Lebensgenuss und Slow Food (German Edition)
Autoren: Hermine Pfrogner
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Vorwort
    Unser Leben läuft in einem rasenden Tempo ab, dem wir uns kaum entziehen können und das uns sogar vorschreibt, was und wie wir essen. Die Folgen dieser Entwicklung werden täglich deutlicher spürbar. Unser Lifestyle leidet an Atemnot.
    Stress heißt das Übel, mit dem schon die Jüngsten unter uns kämpfen, die ganz im Stil ihrer erwachsenen Vorbilder mit High-Speed durchs Leben jagen. Essen kann da nur noch nebenbei stattfinden, irgendwo zwischendurch, vielleicht vor dem Computer, oft sogar im Stehen, immer aber so schnell wie möglich, schließlich drängt die Zeit.
    Ein Burger hier, ein Hotdog da, eine Kingsize-Schnitzelsemmel, eine Pizza, hochkalorische Fertiggerichte, Pommes frites und viel Süßes – das lieben wir. Diese Speisen sind oft viel zu süß, viel zu fett und die Portionen viel zu groß, aber die Lebensmittelindustrie sorgt auf raffinierte Weise für unseren ständigen Appetit auf das globalisierte Einheitsfutter, das immer genau so schmeckt, wie wir es in Erinnerung haben.
    Dabei ist der Genuss längst auf der Strecke geblieben und wir laufen Gefahr, mit der Vielfalt der traditionellen Küche auch ein Stück Lebensart zu verlieren, und sind sogar drauf und dran, das Schmecken zu verlernen.
    Ein denkwürdiger Trend zeichnet sich zudem neuerdings in den USA ab. In der Wiege des Fast-Life sollen Küchenräume bei Neubauten immer seltener gefragt sein, weil ohnehin keiner mehr kocht. Stattdessen gibt es jede Menge Steckdosen für die elektronischen Werkzeuge der Junk-Food-Küche, im Idealfall gleich in den Wohnbereich integriert, damit zwischen der Zubereitung einer Mahlzeit und deren Verzehr möglichst wenige Schritte anfallen.
    Wen wundert es da noch, dass wir trotz all der Hektik Speck ansetzen, was nicht nur statistisch belegt, sondern auch mit freiem Auge sichtbar ist. Also suchen wir immer öfter Wege aus der Krise und stürzen uns in jede erfolgversprechende Diät – wenn auch kaum eine so wirkungsvoll ist, wie wir es erwarten. Frustriert und ratlos greifen wir dann schon mal ausgiebig zu Alkohol, um wenigstens vorübergehend unsere Sorgen zu vergessen. Echter Genuss sieht anders aus.
    Ja, und dann wäre da noch eine ganz spezielle Spezies des Fast-Life: die Raucher. Die Raucher, die – wie ich es selbst sehr lange tat – nur einen Genuss kennen, dem sie unentwegt nachjagen und alles andere unterordnen: ihr geliebtes Nikotin!
    Ein solcher Lebensstil kann nicht ohne Folgen bleiben. Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes sind stark im Vormarsch und immer mehr Kinder und Jugendliche leiden bereits an Fettleibigkeit.
    Unser Leben im permanenten Überfluss setzt aber nicht nur uns selbst zu, es schadet auch unserem Planeten gehörig. Der Raubbau an der Natur ist unübersehbar und die Ökosysteme haben bereits die Grenzen ihrer Belastbarkeit erreicht. Monokulturen, Massentierhaltung, Agrarfabriken, gentechnisch verändertes Saatgut, Düngemittel und Pestizide überall – und in absehbarer Zeit wenig Chancen für eine Trendwende.
    Die ständige Verfügbarkeit von allem hat uns längst von dem entfremdet, was wir täglich essen, und uns das Gefühl für die Jahreszeiten genommen. Meistens wissen wir nicht einmal mehr, woher unser Essen kommt.
    Wer erinnert sich noch an die letzten selbstgepflückten Kirschen, an die letzte selbstgeknackte Nuss? Wer weiß noch, wann hierzulande die Erdbeeren reifen?
    Slow Food, die Philosophie des Genusses und eines langsameren Lebensstils, versteht sich als Antwort auf den Kult von Tempo und Nivellierung. Es gilt, das Geruhsame, das Sinnliche zu fördern, nur so wird Genuss überhaupt erst möglich.
    Wir müssen wieder Fühlen, Riechen, Schmecken lernen und uns mit allen Sinnen und ohne jede Eile unserem Essen widmen, denn die Wirkung einer Mahlzeit geht viel weiter, als bloß den Hunger zu befriedigen.
    Dazu braucht es aber naturnahe Lebensmittel aus der Region, die ohne die Umwelt zu belasten oder der menschlichen Gesundheit zu schaden unter fairen Bedingungen für alle Beteiligten produziert werden und immer nur in vollreifem Zustand auf unseren Tisch kommen.
    Wir Konsumentinnen und Konsumenten haben nicht nur ein Recht auf Genuss, meint Carlo Petrini, der Gründer von Slow Food, wir sind auch den Zwängen des Fast-Life nicht hilflos ausgeliefert, ganz im Gegenteil. Mit der Wahl unserer Lebensmittel treffen wir eine Entscheidung für eine bestimmte Lebensqualität, stärken so die lokalen
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