Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hoehle

Die Hoehle

Titel: Die Hoehle
Autoren: André Schaberick
Vom Netzwerk:
Andernfalls ist der leuchtende Ausgang nicht mehr sichtbar.«
     
    An jeder nur erdenklichen Stelle kratzten sie mithilfe der Steine, die sie aus dem Fußboden herausgetreten hatten, Pfeile auf die Höhlenwände, die in Richtung Ausgang zeigten. Es gab ein fürchterlich knirschendes Geräusch, das zudem von den Höhlenwänden reflektiert und verstärkt wurde. Es erweckte den Eindruck, als würden sie mit einem Glasschneider auf einer Scheibe herum kratzen. Man konnte es auch mit Fingernägeln vergleichen, die über eine Schultafel kratzten. Dieses Geräusch ging durch Mark und Bein und stellte sämtliche Haare des Körpers senkrecht. Es half aber nichts, es musste sein und diente ihrer Orientierung. Zudem gehörte so etwas zu einem spannenden Abenteuer.
    John richtete die Taschenlampe nach links. »Wow, seht Euch das an! Ich glaube nicht, was ich sehe. Habt Ihr schon mal so eine wunderschöne Höhle gesehen? Die Dinger da oben an der Decke sind mindestens fünf Meter lang. Franklyn, wie heißen diese Erscheinungen?«
    Er konnte seine Augen nicht von den Tropfsteinen abwenden, die von der Decke herabhingen. Sie schillerten und glitzerten in den schönsten Pastelltönen, als das Licht der Taschenlampe sich in den Kristallen der säulenförmigen Steine brach. An den Wä nden erschienen bunte Lichtflecke in allen Regenbogenfarben.
    »Diejenigen, die von unten nach oben wachsen, nennt man Stalagmiten. Und die von oben herabhängenden heißen Stalagtiten«, klärte ihn Franklyn auf.
    »Wie kann man sich so etwas merken? Ich meine, es ist nur ein Buchstabe, der die beiden unterscheidet, aber sie sehen grundlegend unterschiedlich aus«, fragte ihn John, der von dieser Materie nicht die geringste Ahnung hatte. Höhlenforschung war noch nie eines seiner Interessengebiete.
    »Das ist doch ganz einfach. Na ja, für miten kann ich dir nichts sagen, aber titen hängen halt. Weißt du, merke dir einfach Hänge-Titen . Etwas anders ausgesprochen dürfte es für dich kein Fremdwort sein. Ich hoffe, diese Eselsbrücke wird dir helfen«, sagte Franklyn, fühlte sich dabei sehr wichtig und musste ein wenig über seine Erklärung schmunzeln.
    »A ch ja, …titen hängen. Schon klar. Hast du für alles Mögliche dermaßen geniale Eselsbrücken? Oder kann man mit diesen …titen die ganze Welt erklären?«
    »Sicher, wenn es mir hilft, mir auf diese Art und Weise etwas dauerhaft einzuprägen, habe ich eine Menge derartiger Eselsbrücken parat. Eine bessere Eselsbrücke als diese kenne ich für Tropfsteine nicht. Und originell finde ich sie auch noch. Du nicht?«
    »Du denkst wohl nur noch an weibliche Körperteile, du Lustmolch! Man kann ja fast glauben, du leidest unter Entzugserscheinungen«, flachste John. Aber er fand die Eselsbrücke wirklich originell und musste ebenfalls lachen. Sicher würde er jetzt nie wieder vergessen, was Stalagmiten und Stalagtiten unterscheidet.
    Carla meldete sich ebenfalls zu Wort: »Die Tropfsteine müssen hunderttausende Jahre alt sein. Sie wachsen nur alle weiß nicht wie viel Jahre um einen Zentimeter. Ich glaube, es dauert tausend Jahre.«
    »Fast richtig, Carla«, wurde sie von Franklyn korrigiert.
    »Alle hundert Jahre wachsen sie im Durchschnitt um einen Zentimeter in die Länge. Wenn wir von einer Länge von geschätzten fünf Metern ausgehen, hätte es fünfzigtausend Jahre gedauert, um sie entstehen zu lassen. Vorausgesetzt, es gab immer genügend Wasser, das sie wachsen ließ. Diese Kameraden hier haben also im wahrsten Sinne des Wortes lange Bärte . Es darf zudem nicht zu schnell tröpfeln, sonst entstehen keine Tropfsteine.«
    »Wie hast du das so schnell ausgerechnet ?«, fragte John und stellte sich kopfrechentechnisch dumm.
    »Eins wundert mich allerdings. Wenn das Gestein hier so alt ist, wo kommt dann der Weg her, auf dem wir uns gerade bewegen? Wachsen Wege auch von allein? Oder leben hier doch irgendwelche Geister? Geister, die laufen, anstatt zu fliegen? «
    »Nein, Carla, ich glaube nicht, dass hier Geister wohnen. Aber wer weiß, vielleicht solltest du besser unseren Geisterexperten John fragen. Auf diesem Gebiet sind farbige Menschen wesentlich erfahrener, als wir Weißen. Sie nutzen sogar die Geister, um Menschen mithilfe von Puppen zu quälen und zu foltern, zu durchbohren und anzuzünden, stimmt’s, John?«, sagte Franklyn und berief sich hierbei auf den Voodoo-Zauber.
    »Korrekt, wir Schwarzen sind absolut professionelle Folterer. Wir durchstechen Strohpuppen mit Nadeln, oder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher