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Die Hoehle

Die Hoehle

Titel: Die Hoehle
Autoren: André Schaberick
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bereits im Vorfeld geahnt, dass John, der Entdecker, im Wald eine Höhle entdecken wird. Nein, um die Wahrheit zu sagen, ich habe zu Hause vor unserem Urlaub gedacht, dass ich nachts wenigstens zum Klo finde, falls der Strom ausfällt. So muss ich nicht mit zwickender Blase und eingeklemmten Beinen durch die Gegend tasten und anhalten. Ich kann gleich zielgerichtet auf die Toilette gehen, ohne unterwegs etwas zu verlieren. Jetzt weißt du, warum ich sie in den Rucksack gesteckt habe. Nun ist sie hier. Ist doch prima, oder?«, rechtfertigte sich Carla.
    »Wir sollten sie knutschen. Sie ist einfach ein Genie. Wir haben es bloß noch nicht erkannt. Gut, dass du eine Nachts-auf-das-Klo-Müsserin bist. Sonst könnten wir unseren spannenden Höhlentrip vergessen. Vielleicht brauchen wir die Lampe aber auch gar nicht. Das Loch ist bestimmt in Wirklichkeit nur ein abgedeckter Schützengraben, der nach zwei Metern zu Ende ist. Dann stecken wir alle darin fest und kommen nicht mehr heraus. Aber wenigstens haben wir dann deine Lampe. Und kalt wird es uns auch nicht, denn wir können uns aneinander kuscheln«, ärgerte ihn John. »Obwohl, wenn ich mir das so überlege... Der Gedanke ist gar nicht so übel.«
    »Was stellst du dir gerade vor?«, wollte Carla wissen.
    John unterbrach das hochgradig wissenschaftliche Gespräch. »Vorhin hab ich in das Loch hineingerufen. Erst nach einer Weile kam ein Echo zurück. Die Höhle muss also ziemlich groß sein. Es kann kein Schützengraben sein. Ein Graben wirft kein Echo zurück. Jetzt kommt, hinein in den Hamsterbau. Ich gehe vor. Nach mir bitte die Schwachen, Ängstlichen und Gebrechlichen. Falls jemand das Bedürfnis hat, sich in die Hosen zu machen, erledigt dies bitte draußen. Folgt mir, Freunde, aber seid leise und vorsichtig. Wir könnten beobachtet werden. Bleibt immer dicht hinter mir und überholt mich nicht. Ich möchte nicht, dass ich mir in dem Erdloch Vorwürfe anhören muss, weil ich Euch vorgeschickt habe«, sagte John prahlend.
    »Du bist ein alter Kotzbrocken, der vor Größenwahn gleich platzt!« meckerte Carla und schubste John in das Erdloch. »Los, rein da!«
    Einer nach dem anderen, John voran, be traten sie die Dunkelheit. Nach einigen Metern sahen sie absolut nichts mehr, denn ihre Augen hatten sich noch nicht an die Lichtverhältnisse gewöhnt.
    »Vielleicht solltest du die Taschenlampe anschalten«, trieb ihn Carla, »ich will nicht in den Mist treten, falls hier welcher herumliegt.«
    »Oh, tut mir leid, Madame«, entschuldigte sich John.
    Die Höhle war wesentlich größer, als sie anfangs angenommen hatten. Das Ende konnte John mit dem schwachen Lichtstrahl nicht erreichen.
    » Meine Güte, ist das eine große Höhle. Was hast du hier bloß entdeckt? Hoffentlich finden wir keine Leichen! Ich mag keine Toten«, fröstelte Franklyn. Ihm war schon etwas mulmig zumute, denn in einem Erdloch, in dem man nichts erkennen konnte, fühlt man sich anfangs nicht unbedingt wohl, sofern man derlei Expeditionen nicht gewohnt ist. Zudem geht bei totaler Finsternis schnell die Phantasie mit einem durch. Zumindest war das bei Franklyn der Fall.
    Der Fußboden war ziemlich eben und gut begehbar. Nur ä ußerst selten stieß man gegen einen Stein oder eine Erhebung. Man musste also nicht permanent den Boden untersuchen, sondern konnte sich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren, die sich vor einem befanden und entdeckt werden wollten. Man konnte also fast nicht stolpern, vorausgesetzt man hieß nicht Carla. Sie stolperte ständig.
    Den kleinen Eingang, der sich hinter ihnen befand, konnten die drei nur noch als hellen, kleinen Fleck in der Ferne erkennen, denn sie waren, ohne dass es ih nen richtig bewusst wurde, bereits annähernd einhundertfünfzig Meter in die Höhle eingedrungen.
    »Wir müssen dringend Kennzeichen an den Höhlenwänden anbringen, sonst finden wir nicht mehr zurück zum Ausgang . Das hätte sicher fatale Folgen. Ich denke, ab hier kratzen wir Pfeile an die Wände, die in Richtung Ausgang zeigen. Wenn wir nachher wieder hinausgehen wollen, folgen wir unseren Kennzeichen. Spätestens, wenn wir wieder hier an dieser Stelle angekommen sind, sehen wir dort hinten den hell leuchtenden Ausgang. Sucht Euch bitte ein paar harte, spitze Steine. Hier liegen zwar nicht viele herum, aber ohne Kennzeichen sind wir in diesem Labyrinth ziemlich aufgeschmissen«, sagte Franklyn mit besorgter Miene. »Ich hoffe nur, dass die Sonne noch scheint, wenn wir zurückgehen.
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