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Die Hochzeit meiner besten Freundin

Die Hochzeit meiner besten Freundin

Titel: Die Hochzeit meiner besten Freundin
Autoren: Sarah Harvey
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verbissen nach ihren Geschenken suchen, obwohl sie dann im entscheidenden Moment keine Überraschungen mehr erleben. Selbst wenn man sie im Garten vergrub, schaffte Nicky es, sie auszubuddeln, wie ein Schwein auf Trüffelsuche.
    »Außerdem«, fährt Nicky fort, »kann ich dann die Danksagungen vorher drucken lassen und mich einfach entspannen und meine Flitterwochen genießen.«
    Plötzlich sieht sie betroffen aus.
    »Das heißt, wenn es überhaupt zu Flitterwochen kommt.«
    »Wenn Richard nicht will, kann ich dann mitkommen?« Huch, schon wieder bin ich in ein großes Fettnäpfchen getreten.
    Glücklicherweise lacht Nicky.
    »Man sollte meinen, dass du genug Urlaub hattest!«
    »Du hörst dich an wie meine Mutter. Außerdem war das kein Urlaub, das war eine Lebenserfahrung«, spotte ich.
    Auf den Regalen steht eine ganze Sammlung gerahmter Fotografien. Einige davon zeigen Nicky und mich: beim Schulabschluss, auf Partys und beim Ponyreiten in Wales, als wir ungefähr zwölf Jahre alt waren. Auf einem ist ihr jüngerer Bruder Toby in einem grünen Rugby-Shirt zu sehen; in seinen braunen Locken hängen Schlammspritzer, er grinst übers ganze Gesicht und hält ein Bierglas in der Rechten. Auf einem anderen sind Nickys Eltern abgebildet, die sehr förmlich wirken und neben dem riesigen, steinernen Kamin im Salon ihres Hauses in Kent posieren. Den Mittelpunkt der Sammlung aber nimmt das in Buchenholz gerahmte Bild eines gut aussehenden blonden Mannes ein, der sich entspannt auf einer Sonnenliege aus solidem Holz rekelt, die neben einem blass-blau glitzernden Pool steht.
    Er hat seine Rayban für das Foto nicht abgenommen, weshalb ich die Augen nicht sehen kann, aber sein Kinn ist eckig und sehr markant geschnitten, und sein Mund ist zu einem, wie mir scheint, ziemlich arroganten Lächeln verzogen.
    »Ist er das?«
    Nicky nickt.
    »Genau. Das ist Richard.«
    »Er sieht wirklich gut aus.«
    »Nicht wahr?«, fragt sie zustimmend, und in ihrer Stimme schwingt ein Hauch Verbitterung mit.
    »Wenn man auf so etwas steht«, füge ich vorsichtig hinzu.
    »Ich wusste, dass du das sagst.« Auf Nickys Gesicht breitet sich ein zaghaftes Lächeln aus. »Er ist dir zu perfekt, stimmt’s? Ihm fehlt dieses gewisse raubeinige Etwas, auf das du normalerweise stehst.«
    »Das hört sich an, als würde ich üblicherweise auf staubbedeckte Maurer abfahren, die weniger Hirnzellen haben als Smarties in einer Familienpackung sind!«
    »Keine Sorge, ich weiß schon, dass du anspruchsvoller bist... ein bisschen zumindest.«
    »Prost, Nick. Wann wurde es aufgenommen?«
    »Vor etwa zehn Monaten, einige Zeit, nachdem wir uns kennen gelernt haben. Wir waren auf einem Empfang in Henley…«
    »Oh, wie es aussieht, geht es nach oben mit uns, hm? Nein, entschuldige, ich vergaß, du bist ja schon oben. Da sind Empfänge in Henley nur ein kleiner Schritt zur Seite, was? Wohingegen sie für mich so unerreichbar sind wie eine Party im Buckingham Palace.«
    »Idiotin!« entgegnet sie zärtlich.
    Ich schiebe meinen reisemüden Allerwertesten vom Sofa und gehe zum Regal, um mir das Foto näher anzusehen.
    Sicher bin ich voreingenommen, weil es meiner besten Freundin so schlecht geht, aber ich glaube nicht, dass mir dieser Typ gefällt.
    Er sieht allzu arrogant und selbstzufrieden aus.
    Alles, was ich vorher von ihm gesehen hatte, war ein verwackelter Schnappschuss, der so viele Male von so vielen Postboten geknickt wurde, dass es schwierig war, überhaupt etwas darauf zu erkennen außer der Tatsache, dass dort Nicky mit einem großen Hut auf einer Gartenparty abgebildet war und dass sie Hand in Hand mit einem Mann mit blonden Haaren und einer großen Falte quer über dem Gesicht stand.
    Ich glaube fast, mit der Falte im Gesicht gefällt er mir besser. Er sieht bei weitem nicht so eingebildet aus. Als wäre diese Überlegung das Stichwort, klingelt das Telefon.
    Nicky stürzt sich auf den Hörer wie ein hungriger Vogel, dem man ein Stück Brot hingeworfen hat.
    »Hallo?«
    Ihre Stimme wird weicher und leiser.
    »Oh – du bist es, hi.«
    Aus dem schmeichlerischen Tonfall und der Tatsache, dass ihre Schultern sich sofort ein wenig entkrampfen, schließe ich, dass es sich bei dem Anrufer um Richard handelt.
    Sechzig Sekunden später jedoch verschwindet der sanfte, schmeichlerische Tonfall, und Nickys Stimme klingt wieder erregt, enttäuscht und ganz heiser vor weiteren, drohenden Tränen, und ihre Schultermuskeln verknoten sich wieder wie Brezeln.
    »Oh... muss
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