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Die Hochzeit meiner besten Freundin

Die Hochzeit meiner besten Freundin

Titel: Die Hochzeit meiner besten Freundin
Autoren: Sarah Harvey
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über eine steile Steintreppe oder mit dem schnieken, neuen Lift gelangt. Wir quetschen uns hinein; meine Schuhe und mein Rucksack hinterlassen kleine Sandhäufchen auf dem polierten Boden.
    Obwohl sie erregt ist, öffnet Nicky die Wohnungstür doch mit einem berechtigten Anflug von Stolz.
    Zu ihrem neuen Image gehört nicht nur der Sportwagen, sondern auch eine Wohnung, für die man sterben könnte. Ich trete durch die Tür in eine Art Empfangsraum, von dem aus eine weitere Tür nach rechts zum Garderobenraum abzweigt. Über drei Stufen gelangt man in den zentralen Teil des Apartments, ein riesiges Wohnzimmer auf zwei Ebenen, mit Parkettboden und Ziegelsteinwänden.
    Die gegenüberliegende Wand ist fast ganz aus Glas und führt nach draußen, wo sich nicht gerade ein Dachgarten, aber doch etwas weitaus Besseres als ein Balkon befindet. Darauf stehen einige prächtige Pflanzen in fetten Terrakottakübeln, ein Holztisch samt Stühlen, eine passende Sonnenliege und sogar ein Grill, der an der rechten Wand aufgestellt ist.
    Man hat den Eindruck, dass sich draußen mehr Möbel als drinnen befinden, obwohl die wenigen Dinge, die Nicky in ihrem Wohnzimmer hat, sehr geschmackvoll sind.
    Nicky hat immer schon zu den Leuten gehört, die auf Qualität statt auf Quantität achten. Wenn man uns beide mit je einhundert Pfund zum Einkaufen schicken würde, käme sie mit einer einzigen Hose zurück, die traumhaft sitzen und Jahre halten würde, während ich Taschen voller Billigteile anschleppen würde, die gerade einmal zwei Wäschen überständen, bevor sie ausbeulen, durchscheuern, verbleichen und wie alte Putzlumpen aussehen würden.
    Die Mitte des Raumes nimmt ein prächtiger türkischer Teppich ein, den Nicky aus dem Esszimmer ihrer Eltern entwendet haben muss. Darauf thronen im rechten Winkel zueinander zwei knautschige, cremefarbene Sofas, dazwischen steht ein kurvenreicher Couchtisch von Conran.
    An der Wand zur Rechten neben der Tür zur Küche steht ein teures Regalsystem. Eines von diesen hochmodischen HighTech-Teilen aus Buchenholz und Plexiglas, auf dem sich einige erlesene Kunstobjekte, eine teure Stereoanlage und ein kleiner Fernseher verlieren.
    Genau die Art Wohnung, die in Lifestyle-Zeitschriften vorgestellt werden und die immer einem aufstrebenden jungen Starlet gehören. Alles sieht einfach nur teuer aus. Gott sei Dank habe ich mein Didgeridoo nicht mitgebracht. Abgesehen von dem Problem, es um den halben Erdkreis zu transportieren, hätte es auch nicht wirklich zum Ambiente gepasst; und obwohl die folkloristischen, geschnitzten Fruchtbarkeitssymbole, für die ich mich entschieden hatte, viel besser zum Dekor passen würden, scheinen sie mir im Moment nicht besonders angemessen.
    Aber vielleicht sollte ich nicht so negativ denken.
    Wie sie selbst sagte, hat Nicky ja nur eine kleine, vorhochzeitliche Nervenkrise, einen Panikanfall, verursacht durch ihre eigene Angst, eventuell nicht das Richtige zu tun. Wenn also
    Richard eine andere hätte, wäre das wirklich die einzige Entschuldigung, die sie finden könnte, um ihren Kopf zu diesem späten Zeitpunkt noch aus der Schlinge zu ziehen. Wie nennt man so was doch gleich? Eine Projektion, so heißt das wohl, genau. Sie projektiert ihre eigenen Ängste auf jemand anderes.
    Vielleicht ist Nicky wie ich noch nicht bereit, die äußeren Symbole des Erwachsenseins zu ertragen: masochistische Ehe, Mutterschaft und Megahypotheken. Und das eine können Sie mir glauben: Hinter dieser Wohnung steckt eine Megahypothek.
    »Nix, ich weiß ja, dass du ganz gut verdienst, aber wie um Himmels willen kannst du dir so eine Wohnung leisten?«, frage ich und sehe mich ungläubig um.
    »Kann ich gar nicht«, gesteht sie. »Dazu bedurfte es leider jeder Menge Unterstützung und einer beträchtlichen Hypothek. Die Anzahlung war ein enormes Hochzeitsgeschenk von Mum und Dad. Ich glaube, sie waren einfach nur verblüffend erfreut, mich los zu sein – na ja, sagen wir mal, sie waren verblüfft -, so dass es ein Leichtes war, sie zu überreden. Außerdem sind sie beide ganz vernarrt in Richard. Er ist der Sohn, den sie immer wollten, aber nie hatten.«
    »Was ist mit Toby?«, werfe ich ein und erinnere damit an Nickys grässlichen kleinen Bruder.
    »Eben. Richard ist der Sohn, den sie immer wollten, aber nie hatten. Du weißt schon: der gehorcht, statt rumzumotzen, regelmäßig duscht, seinen Lebensunterhalt verdient _«
    »Also ist Toby immer noch ein totaler Versager?«
    »Das ist noch
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