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Die Hochzeit meiner besten Freundin

Die Hochzeit meiner besten Freundin

Titel: Die Hochzeit meiner besten Freundin
Autoren: Sarah Harvey
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das denn unbedingt sein?. Wenn es so wichtig ist, wie du sagst...«
    Eine Pause tritt ein, und sie versucht, die Fassung wieder zu erlangen.
    »Ich liebe dich«, sagt sie sanft, doch selbst ich kann den leisen Summton hören, der anzeigt, dass Richard längst aufgelegt hat.
    Sie sieht zu mir herüber, ihre Augen sind düster und traurig. Niedergeschlagen schüttelt sie den Kopf.
    »Er sollte eigentlich heute Abend vorbeikommen, aber er hat gerade abgesagt.« Sie seufzt tief und schüttelt erneut den Kopf, als wolle sie versuchen, die Atmosphäre des Trübsinns abzuschütteln, die sich spürbar ausgebreitet hat. »Das ist schon das zweite Mal diese Woche. Angeblich muss er ein paar Kunden zum Essen einladen... ganz kurzfristig, du weißt ja, wie das ist, tut mir schrecklich Leid, Nicola«, äfft sie ihn nach. Sie kämpft gegen die aufsteigende Enttäuschung – gegen dieses Gefühl, das jeder erlebt, der ein Bonbon verschluckt und den Eindruck hat, es bleibt im Hals stecken, oder das einen überfällt, wenn man einen Augen und Herz erweichenden Kummer unterdrücken will.
    Nicky vergräbt das Gesicht in den Händen, kann aber nicht verhindern, dass dicke salzige Tränen über ihre Finger kullern. »Das treibt mich noch komplett in den Wahnsinn. Ich brauche einfach Klarheit, Belle. Ganz egal, wie schlimm die Wahrheit auch ist, schlimmer als das kann sie nicht sein.«
    »Dann müssen wir eben die Wahrheit herausfinden«, sage ich entschlossen, setze mich zu ihr und schenke ihr ein großes Glas gekühlten Wein ein.
    »Was meinst du damit?« Nicky späht hinter ihren gespreizten Fingern hervor zu mir auf.
    »Weiß Richard, wie ich aussehe?«
    »Na ja, er hat Fotos von dir gesehen, aber ich bezweifle, dass er dich wieder erkennt«, entgegnet sie, und der traurige Ausdruck auf ihrem Gesicht weicht einem verwirrten.
    »Das ist gut. Hast du irgendwelche warmen Klamotten, die du mir leihen kannst?«
    »Sicher, aber.«
    »Nichts Gutes, einfach etwas Kuscheligeres als die drei Shorts und die zwei Bikinis, die im Moment meine einzigen materiellen Besitztümer darstellen.«
    Zu medizinischen Zwecken kippe ich einige Schlucke Wein in Nickys Kehle, ziehe sie dann vom Sofa hoch und dirigiere sie in Richtung Schlafzimmer, wo wir nach einigem Wühlen in ihren Designerkleidern ein enges T-Shirt, einen klobigen Pulli und eine Jeans zu Tage fördern.
    »Die kannst du gleich behalten, ich bin vor vierzehn Pfund aus den Sachen rausgewachsen. Bin zu gut gepolsterten Rippenshirts übergegangen«, scherzt sie traurig. »Vielleicht sollte ich auch mal auf Reisen gehen?« Nicky sieht leicht grünlich aus, als ich ohne Probleme in ihre seit langem aussortierte Jeans, Größe achtunddreißig, schlüpfe.
    »O ja, es ist erstaunlich, was Armut und der nahe Hungertod für die Figur leisten können.«
    Sie reißt die tränenfeuchten Augen auf.
    »War es so schlimm?«
    »Schlimm? Es war unglaublich.«
    »Warum bist du dann wiedergekommen?«
    »Warum wohl, du dumme Nuss?«, entgegne ich und umarme sie. »Okay, jetzt brauche ich die Schlüssel für dein Auto.«
    Beim Anblick von Nickys entsetztem Gesichtsausdruck muss ich lachen.
    »Nicht für das neue, du Dummkopf. Ich würde es mir selbst nicht anvertrauen, ganz zu schweigen von dir! Ich meinte Arnold. Ist er noch gemeldet?«
    »Gerade so eben. Ich glaube, er hat noch zwei Monate TÜV und schafft noch etwa zweihundert Meilen.«
    »Also, ich brauche die Schlüssel für Arnold und eine Wegbeschreibung zu Richards Wohnung.«
    »Aber warum?«, wiederholt sie. Ihr blasses Gesicht sieht immer noch verwirrt aus. »Was hast du vor, Belle?«
    »Wenn du wirklich die Wahrheit wissen willst«, entgegne ich, während ich mir meine staubigen Stiefel und eine Goretex-Jacke von Nicky anziehe und schnell zur Tür gehe, bevor mich dieses einladende, weiche Gästebett voll in seinen Bann zieht, »dann werde ich dafür sorgen, dass ich sie für dich herausfinde.«
    Vor gerade mal zwei Tagen war ich um diese Zeit am Strand, habe mich wie eine Katze in der Sonne gerekelt, den azurblauen Wellen gelauscht, die auf den Strand krachten, hatte ein gutes Buch in der Rechten, ein kaltes Bier in der Linken und eine bunte Menge muskulöser Männer vor mir, die in der Brandung umhersprangen und deren bloße Oberkörper von der Gischt glitzerten.
    Der Himmel auf Erden.
    Und den habe ich aufgegeben im Austausch für das hier?
    Ich verbringe eine Nacht draußen vor einem Haus in Chelsea, eingepfercht in einen rostigen Austin Allegro ohne
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