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Die Hochzeit meiner besten Freundin

Die Hochzeit meiner besten Freundin

Titel: Die Hochzeit meiner besten Freundin
Autoren: Sarah Harvey
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Finger sieht, überschattet sich ihr ohnehin schon düsteres Gesicht noch mehr.
    »Du frierst ja!«
    »Ach, sag bloß.«
    Sie bedeckt meine kalten Hände mit ihren warmen und fängt abwesend an, sie zu rubbeln.
    »Sorry, Belle.« Sie entschuldigt sich zwar, aber in Gedanken ist sie weit fort und höchst beschäftigt. »Vielleicht hat das Essen ja länger gedauert als geplant«, stellt sie fest, und ihre Lippen sind fest aufeinander gepresst. Sie ist entschlossen, einen kühlen Kopf zu bewahren.
    »Vielleicht.«
    »Vielleicht ist er im Anschluss auch noch zu seinen Eltern gefahren, um die Hochzeit oder sonst etwas zu besprechen.«
    »Gut möglich.« Ermutigend nicke ich. »Es gibt sicher eine ganz logische Erklärung, warum er so spät nach Hause kam.«
    »Ich halte es nicht aus, Belle!«, jammert Nix, die meine Hände loslässt und auf das Sofa sackt, den Kopf in den Händen vergraben. »Ich werde noch paranoid. Zieh mir eine große Unterhose mit einem fetten P vorne darauf über meine Jeans, und schon hast du mich. Ich überprüfe nicht nur seine Hemdkrägen auf Lippenstift und Parfüm – weißt du, was ich noch anstelle? Weißt du eigentlich, wie tief ich gesunken bin?«
    Ich weiß es nicht, aber sie wird es mir gleich sagen.
    »Ich schnüffele an seinen Unterhosen«, gesteht sie und verdreht vor Scham die Augen hinter den Fingern.
    Ich lächele ganz zaghaft und hoffe, dass es freundlich-ironisch aussieht und nicht wie der Beginn eines hysterischen Lachkrampfes.
    »Na ja. ist doch nicht so schlimm. Manche Leute stehen auf so etwas, du brauchst dich nicht zu schämen. Immer noch besser als einen Ritus daraus zu machen, deinen abendlichen Kakao aus seiner Kricket-Box zu schlürfen oder so.«
    »Nein!« kreischt sie. »Doch nicht zum Vergnügen... sondern wegen der Beweise.«
    »Welche Art Beweise?«
    »Du weißt schon…« Sie runzelt die Stirn.
    »Ja?« »Stell dich nicht so dumm, Belle, natürlich weißt du, wovon ich rede. Vom. vom Geruch einer Frau, davon.«
    »Wirklich?«
    »Wirklich«, versichert sie mir traurig. »Ich fahre zu seinem Haus, sobald er fort ist, gehe hinein und durchwühle seine Unterwäsche.«
    Ich versuche krampfhaft, das Grinsen zu unterdrücken, das sich hartnäckig zu schallendem Gelächter steigern will.
    »Das ist nicht komisch«, murmelt Nicky schmollend, »das ist total traurig. Schlimmer noch: Einmal hat er mich sogar erwischt.«
    »Hat er nicht!«
    »Hat er wohl.« Bei dem Gedanken daran wird sie feuerrot. »Auf frischer Tat, mit dem Gesicht im Wäschekorb, Boxershorts in der einen Hand, Slip in der anderen und die Nase in seinem Lieblingsschlüpfer von Calvin Klein.«
    Sie greift nach dem Weinglas, das so groß wie ein Goldfischbehälter ist, und nimmt einen ordentlichen Schluck Frascati. Dann schüttelt sie den Kopf.
    »Wie hast du reagiert?«
    »Abgesehen von dem Herzanfall, als er hereinkam? Ich habe ihm erklärt, es wäre doch eine nette Überraschung, wenn ich seine Wäsche mache, wo er doch in letzter Zeit so viel Arbeit hat.«
    »Die Feinripp-Fee«, sage ich kichernd. »Morgens vor der Arbeit stehen da Körbe voller Dreckwäsche, und wenn man nach Hause kommt, ist eine kleine Nymphe durchgebraust und alles ist sauber. Äh... hat er gefragt, warum du mit deiner Zunge eine Vorwäsche machst, also sozusagen die Bremsspuren einweichst?«
    »Belle!« Nicky zuckt zusammen.
    »Also, hast du ihn gefunden?«
    »Wen?«
    »Den Beweis. Du weißt schon: lange, blonde Haare, den latenten Geruch nach frittierten Scampi?«
    »Annabelle!« Schockiert verzieht Nicky das Gesicht. »Ich weiß wirklich nicht, ob zwanzig Monate in der Wildnis dir gut getan haben.«
    »Jetzt hörst du dich wie meine Mutter an«, sage ich seufzend. »Wenn du also nichts Schlüpfriges an den Schlüpfern gefunden hast, warum glaubst du dann, er hat eine andere?«
    »Ach, ich weiß doch auch nicht.« Sie runzelt die Stirn. »Außer den abgesagten Treffen habe ich eben das dumpfe Gefühl, dass etwas nicht stimmt.«
    »Das sind ja knallharte Fakten«, entgegne ich sarkastisch.
    »Eher knallharte Intuition. Ich habe erlebt, wie die Jungs an der Arbeit lügen, wenn sie fremdgehen: von wegen bis spät arbeiten und so. In Wirklichkeit vergnügen sie sich gerade mit einer der Tippsen aus dem dritten Stock und genießen einen Abend zügelloser Leidenschaft auf der Arbeitsplatte in der Kaffeeküche.«
    »Sex, Lügen und Stempelkissen – Lüsternes aus dem Aktenschrank, was?«, scherze ich.
    Nicky lacht matt.
    »Mach dich bitte
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