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Die Hochzeit meiner besten Freundin

Die Hochzeit meiner besten Freundin

Titel: Die Hochzeit meiner besten Freundin
Autoren: Sarah Harvey
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Tränen freien Lauf und bricht schluchzend und wie ein Häufchen Elend über dem ledernen Lenkrad zusammen. »Nichts. gar nichts ist in Ordnung. Es ist alles so hoffnungslos und absolut falsch gelaufen, Belle.«
    Sie lehnt sich zurück und angelt nach ihrer Handtasche. Vorsichtig strecke ich die Hand aus und drehe den Zündschlüssel, so dass der Motor erstirbt.
    Nicky zieht ein Taschentuch heraus und wischt sich krampfhaft die Tränen von den Wangen. Ganz offensichtlich kam das Tuch heute bereits mehrfach zum Einsatz; auf dem weißen Leinen sind Flecken dunkelbrauner Wimperntusche und Spuren von Lippenstift.
    »Ach, Belle, ich weiß nicht, was ich machen soll. Ich konnte mit niemandem darüber reden. Ich hab ja versucht, mit meiner Mutter zu reden, aber sie fand es total verrückt, so was auch nur zu denken. Und ich wollte mit dir reden, aber du warst so weit weg, und ich wollte dich nicht beunruhigen, für den Fall, dass gar nichts ist.«
    Sie umklammert meine Hand. Ihre ist ganz kalt, die Nägel sind stumpf und abgekaut. Ich drücke sie ganz fest.
    »Was ist denn los, Nix?«, frage ich sachte.
    Nicky hört auf, in ihr Taschentuch zu schluchzen, und sieht mich an. Ihre großen Augen sind feucht und bekümmert. »Richard…«, keucht sie, »…hat eine andere.«
    Richard. Der Zukünftige. Mr. Perfekt, Nickys Briefen zufolge. Ein Mann, zu gut, um wahr zu sein.
    »Was hat er? Bist du dir sicher?«
    »Ja. Nein... Ach, ich weiß doch auch nicht. Ich blicke einfach nicht mehr durch.«
    Wieder sieht sie mich an; Tränen und Wimperntusche strömen über ihre Wangen.
    »Na, etwas muss doch vorgefallen sein, wenn du so etwas denkst. Hat er was gesagt? Sich irgendwie verändert?«
    Sie schnäuzt sich heftig in das bereits durchgeweichte Taschentuch und nickt.
    »Er fing irgendwann an, mir auszuweichen. Du weißt schon hat Verabredungen abgesagt, ist ohne Erklärungen ausgegangen, war mit ›Freunden‹ was trinken, ohne je einen Namen zu nennen, hat bis spät nachts gearbeitet, ist aber nie ans Telefon gegangen, wenn ich versucht habe anzurufen. Ich weiß auch nicht, vielleicht bin ich voreilig, aber früher war er ganz anders. Ich weiß nicht, was ich tun soll, Belle. Vielleicht übertreibe ich. Die Aufregung vor der Hochzeit und so. Ich hoffe wirklich, dass nicht mehr dahinter steckt. Das hat zumindest meine Mutter behauptet…«
    »Keine Sorge, Nix«, erwidere ich und drücke sie an mich. »Deine Mutter hat bestimmt Recht. Heiraten ist neben Umzügen und Scheidungen anscheinend eine der Hauptursachen für Stress. Ach ja, und Todesfälle. Natürlich die anderer Leute, denn es ist zu spät, nach dem eigenen gestresst zu sein, nicht wahr? Obwohl der Tod natürlich in diesem Fall Stress abbauen könnte. Will heißen, ich würde mich glücklich schätzen, Richard für dich umzubringen, wenn du meinst, das würde helfen…«
    Ich werde mit dem Ansatz eines Lächelns belohnt.
    »…doch was auch immer es ist, Nix, wir werden es klären, das verspreche ich dir. Irgendwie schaffen wir es.«
    Nicky beugt sich herüber und umarmt mich tränenüberströmt.
    »Danke, Belle. Ich wusste, dass mit deiner Hilfe gleich alles besser aussieht. Du glaubst ja nicht, wie froh ich bin, dass du wieder da bist.«
    Liebevoll drücke ich sie an mich. Der Mutterinstinkt wallt in mir auf wie bei einem Krallenaffen, der ein heranpirschendes Raubtier gesichtet hat. Sie mag froh sein, dass ich wieder da bin, aber eines ist sicher: Wenn Richard sie wirklich an der Nase herum und geradewegs ins Dornengestrüpp des Verrats führt, statt vor den Altar und anschließend in ein süß duftendes Bett aus Rosenblüten, dann wird er sich wünschen, ich wäre weiter als nur einen Kontinent weg. Wenn ich herausfinde, dass er diese Frau wirklich betrügt, die wahrscheinlich einer der entzückendsten, nettesten Menschen in unserem Universum ist, dann werde ich ihn nicht einfach nur umbringen – ich werde ihn langsam, brutal und sehr schmerzhaft zu Tode quälen.

Kapitel 2
    Nicky fährt mich zu ihrer Wohnung im Stadtteil Limehouse, wo sie seit zwei Monaten lebt. Das Apartment liegt in einem riesigen,alten Lagerhaus am Hafen, in dem nach einem Umbau drei Stockwerke Luxus pur entstanden sind – mit versetzten Wohnebenen, massiven Pfeilern, riesigen Fenstern und Ziegelsteinwänden. Das Gebäude liegt in einem Bezirk, der gerade weit genug auf der falschen Seite des Szeneviertels ist, um noch bezahlbar zu sein.
    Nickys Wohnung befindet sich im zweiten Stock, in den man
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