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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls
Autoren: Jodi Picoult
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versuchte?
    »Delilah!« brüllte er, als er die Treppe hinunterstampfte, die in die Küche führte.
    Aber Delilah war nicht da. Statt dessen hantierte ein großer, blonder Mann, der einfach zu geschniegelt für einen Tellerwäscher aussah, an der Spüle herum. Gerade stellte er wieder einen gußeisernen Topf mit ohrenbetäubendem Geschepper auf ein provisorisches Abtropfgitter. »Delilah ist zum Klo«, sagte der Mann über die Schulter. »Sie ist gleich wieder da.«
    Delilah hatte etliche Hamburger auf dem Rost gelassen. Brandgefahr. Das hätte er nie und nimmer getan, als er noch im Geschäft war. »Wer zum Teufel sind Sie?« bellte Roy.
    »Jack St. Bride. Ich bin der neue Tellerwäscher.«
    »Zum Donnerwetter, wir spülen hier nicht mit der Hand. Dafür gibt’s eine Maschine.«
    Jack lächelte gequält. »Danke, das weiß ich. Die ist im Eimer.« Er stand beklommen vor dem alten Mann und fragte sich, wer er war und wieso er über eine Hintertreppe aufgetaucht war. Mit den Alkoholschwaden, die der Alte absonderte, hätte man die Gurken einlegen können, die Delilah zum Garnieren in Scheiben geschnitten hatte. Jack nahm den nächsten schmutzigen Topf und stellte ihn ins Spülwasser. Während er schrubbte, stieg schwarzer Rauch vom Rost auf. Er blickte auf seine Hände, auf den Topf, dann zu dem älteren Mann. »Die Hamburger brennen an«, sagte Jack. »Würden Sie sie bitte wenden?«
    Roy stand einen Meter vom Rost entfernt; der Wender lag in Reichweite. Doch Roy trat beiseite. »Machen Sie das.«
    Jack unterdrückte einen Fluch, stellte das Wasser ab, trocknete sich die Hände ab und schob Roy aus dem Weg, um die Hamburger umzudrehen. »Ist das so schwer?«
    »Ich koche nicht«, sagte der alte Mann knapp.
    »Das sind Hamburger! Ich hab Sie nicht gebeten, Cordon bleu zu machen!«
    »Eins kann ich Ihnen sagen: Ich mache ein ausgezeichnetes Cordon bleu, wenn mir danach ist!«
    Die Schwingtür, die ins Restaurant führte, flog auf und Addie kam herein. »Was ist denn hier los? Euer Gebrüll ist ja bis auf die Straße zu hören … Dad? Was machst du hier unten? Und wo ist Delilah?«
    »Zum Klo.« Jack drehte sich zur Spüle um, widmete sich wieder der Arbeit, für die er bezahlt wurde. Sollte der alte Mann doch erklären, was passiert war.
    Aber sie fragte nicht einmal nach. Sie schien sich sogar zu freuen, ihren Vater in der Küche anzutreffen. »Wie fühlst du dich?«
    »Wie ein Mensch, der kein Auge zutun kann, weil unter ihm jemand ein Blechkonzert veranstaltet.«
    Addie tätschelte ihm die Hand. »Ich hätte Jack sagen sollen, daß du oben ein Nickerchen hältst.«
    Nickerchen? Koma wäre zutreffender.
    »Jack, haben Sie einen Moment Zeit … vorn müssen noch ein paar Tische abgeräumt werden.«
    Jack nickte und nahm einen Plastikeimer für die Tischabfälle. Sein Herz fing an zu pochen, als er das Restaurant betrat, und er fragte sich, wie lange es dauern würde, bis er nicht mehr das Gefühl hatte, daß jede seiner Bewegungen beobachtet wurde. Aber der »Diner« war leer. Erleichtert räumte er einen Tisch ab und ging dann zur Theke. Jack stellte eine Kaffeetasse aufs Tablett, griff dann nach einem vollen Teller, auf dem das Essen unberührt kalt geworden war. Pommes frites und ein Cheeseburger mit einer Extraportion Pickles – jemand hatte sich das bestellt und nicht einen Bissen genommen.
    Er kam um vor Hunger. Er hatte im Gefängnis nicht gefrühstückt, weil er die Entlassungsformalitäten erledigen mußte. Jack blickte sich um. Wer würde es schon mitkriegen? Er nahm eine Handvoll Pommes und stopfte sie sich rasch in den Mund.
    »Nicht.«
    Er erstarrte. Addie stand hinter ihm, das Gesicht kalkweiß. »Lassen Sie die Finger von ihrem Essen.«
    Jack blinzelte. »Wessen Essen?«
    Aber Addie drehte sich um, ohne zu antworten.
    Mit seinen fünfzehn Jahren wußte Thomas McAfee, daß er ein Spätentwickler war. Jedenfalls hoffte er das inständig. Denn es würde wahrlich kein Vergnügen sein, als junger Mann mit nur 1,65 Körpergröße und kurzen Armen geschlagen zu sein.
    Die neunte Klasse war ohnehin kein Vergnügen. Nachdem er im letzten Halbjahr mittelalterliche Geschichte belegt hatte, hielt Thomas die High-School für das moderne Äquivalent des Spießrutenlaufens. Die Starken überlebten und gingen auf die Colby-Sawyer und Dartmouth, um Lacrosse zu spielen. Alle anderen wurden an den Spielfeldrand verwiesen, ihr Leben lang zum Zuschauerdasein verdammt.
    Doch als Thomas an diesem Tag nach der Schule
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