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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls
Autoren: Jodi Picoult
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eindöste. Er träumte von einem Häftling, mit dem zusammen er auf der Farm gearbeitet hatte. Aldos Freundin kam regelmäßig nach Haverhill und hinterlegte Schätze für ihn im Maisfeld: Whiskey, Hasch, Instantkaffee. Einmal hatte sie sich nackt auf eine Decke gelegt und gewartet, bis Aldo auf dem Traktor zu ihr kam. »Fahr langsam«, hatte Aldo oft gesagt, wenn sie zur Ernte hinausfuhren. »Man kann nie wissen, was man findet.«
    »Gleich kommt Salem Falls«, sagte der Taxifahrer, und Jack wurde wach.
    Ein handgemaltes, blaues Schild verkündete den Namen des Ortes und gab bekannt, daß Duncan Pharmaceuticals hier seinen Sitz hatte. In der Mitte des Ortes gab es einen kleinen Park, den ein Denkmal überragte, das gefährlich nach links geneigt war, als wäre es von der Seite gerammt worden. Entlang des Parks lagen eine Bank, ein Supermarkt und ein Stadtverwaltungsgebäude – alle ordentlich gestrichen, die Gehwege vom Schnee befreit. Fehl am Platze wirkte nur ein ausrangierter Eisenbahnwagen an der Ecke. Jack sah genauer hin, und als das Taxi der Einbahnstraße um den Park herum folgte, erkannte er, daß es ein »Diner« war.
    Im Fenster hing ein kleines Schild.
    »Halt«, sagte Jack. »Hier ist es.«
    Harlan Pettigrew saß an der Theke und aß genüßlich einen Teller Eintopf. Über seiner Fliege klemmte eine Serviette. Sein Blick huschte durch den »Diner« und blieb an der Wanduhr hängen.
    Addie kam durch die Schwingtür. »Mr. Pettigrew«, sagte sie.
    Der Mann tupfte sich den Mund mit der Serviette ab und stieg von seinem Hocker. »Das wurde aber auch Zeit.«
    »Vorab muß ich Ihnen etwas sagen. Wissen Sie, wir haben ein paar Probleme mit unseren Elektrogeräten.«
    Pettigrews Brauen zogen sich zusammen. »Verstehe.«
    In diesem Moment öffnete sich die Tür. Ein Mann in einem zerknautschten Sportsakko kam herein. Er sah durchgefroren und ein wenig hilflos aus. Seine Schuhe waren für die Jahreszeit völlig ungeeignet und hinterließen kleine Schmelzwasserpfützen auf dem Linoleumboden. Als er Addies rosa Schürze sah, ging er auf sie zu. »Entschuldigen Sie – ist der Chef da?«
    Seine Stimme ließ Addie an Kaffee denken, stark und dunkel und voll. »Che fin , sie steht vor Ihnen.«
    »Oh.« Er schien überrascht. »Okay. Also, ich, ähm, ich bin hier, weil –«
    Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. »Weil ich Sie angerufen habe!« Sie ergriff seine Hand, übersah geflissentlich, daß der Mann vor Schreck erstarrte. »Gerade habe ich zu unserem Mr. Pettigrew von der Gewerbeaufsicht gesagt, daß der Mechaniker unterwegs ist, um unser Kühlaggregat und die Spülmaschine zu reparieren. Hier geht’s lang.«
    Sie wollte den Fremden in die Küche ziehen, Pettigrew hinterdrein. »Moment«, sagte der Inspektor. »Sie sehen aber nicht wie ein Mechaniker aus.«
    Addie erstarrte. Der Mann hielt sie wahrscheinlich für verrückt. Na, egal. Das tat schließlich ganz Salem Falls.
    Die Frau war verrückt. Und Gott, sie hatte ihn berührt . Sie hatte einfach den Arm nach ihm ausgestreckt und seine Hand genommen, als wäre das völlig normal für ihn, als wäre es erst acht Minuten und nicht acht Monate her, seit die Haut einer Frau mit seiner in Berührung gekommen war.
    Wenn sie irgend etwas vor der Gewerbeaufsicht zu verbergen hatte, dann verstieß der »Diner« vermutlich gegen irgendeine Vorschrift. Er wollte schon den Rückzug antreten, doch da senkte die Frau den Kopf.
    Diese Geste, dieses Nachgeben, war sein Untergang.
    Der Scheitel in ihrem dunklen Haar war schief und rosa wie die Haut eines Neugeborenen. Jack hatte den Impuls, einen Finger auszustrecken und sie dort zu berühren, doch statt dessen rammte er seine Hände in die Taschen. Er wußte besser als sonst einer, daß man keiner Frau trauen konnte, die behauptete, sie sage die Wahrheit. Aber was, wenn man gleich von Anfang an wußte, daß sie log?
    Jack räusperte sich. »Ich hab mich so schnell ich konnte auf den Weg gemacht, Ma’am«, sagte er und warf dann einen Blick auf Pettigrew. »Ich bin auf der Geburtstagsparty meiner Tante angepiepst worden und bin nicht erst nach Hause gefahren, um meine Arbeitskleidung anzuziehen. Wo sind denn die defekten Geräte?«
    Die Küche hatte eine bemerkenswerte Ähnlichkeit mit der im Gefängnis. Jack nickte einer massigen Frau zu, die am Rost stand, und zermarterte sich das Gehirn nach irgendwelchen technischen Details über Spülmaschinen. Er öffnete die Tür, zog den Geschirrkorb
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