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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls
Autoren: Jodi Picoult
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als er in die Main Street bog. »Saxton.«
    »Lieutenant, hier ist ein Typ, der dich unbedingt sprechen will.«
    Trotz des schlechten Empfangs klang Wes unüberhörbar genervt. »Hat er einen Namen?«
    »Falls ja, verrät er ihn jedenfalls nicht.«
    Charlie seufzte. Würde ihn schwer wundern, wenn der Mann innerhalb der Stadtgrenzen einen Mord begangen hatte und jetzt gestehen wollte. »Ich fahre gerade auf den Parkplatz. Biete ihm einen Stuhl an.«
    Charlie, durch und durch Spürnase, folgerte sofort, daß der Mann, der da auf ihn wartete, nicht aus der Gegend kommen konnte – niemand, der in New Hampshire lebte, war so blöd, Anfang März bei Frost und Schneematsch ein Sakko und Halbschuhe zu tragen. Dennoch wirkte er nicht sonderlich aufgewühlt wie jemand, der gerade Opfer eines Verbrechens geworden war, oder nervös wie einer, der ein Verbrechen begangen hatte. Nein, er wirkte bloß wie jemand, der einen lausigen Tag hinter sich hatte. Charlie reichte ihm die Hand. »Hallo. Ich bin Detective-Lieutenant Saxton.«
    Der Mann stellte sich nicht vor. »Könnte ich ein paar Minuten Ihrer Zeit in Anspruch nehmen?«
    Charlie nickte, neugierig geworden. Er ging voraus in sein Büro und deutete auf einen Stuhl. »Was kann ich für Sie tun, Mr. …?«
    »Jack St. Bride. Ich ziehe nach Salem Falls.«
    »Willkommen.« Aha, alles klar. Wahrscheinlich ein Familienvater, der sich vergewissern wollte, daß die Stadt für seine Familie sicher war. »Schöne Gegend, schöne Stadt. Kann ich was für Sie tun?«
    St. Bride schwieg einen langen Augenblick. Er legte die Hände auf die Knie. »Ich bin hier wegen 651-B«, sagte er schließlich.
    Charlie brauchte einen Moment, um zu begreifen, daß dieser adrette, sympathische Mann von einer gesetzlichen Vorschrift sprach, die von bestimmten Straftätern verlangte, daß sie sich über einen Zeitraum von zehn Jahren oder ihr Leben lang, je nach Schwere des Vergehens, wegen dem sie verurteilt worden waren, bei der jeweils zuständigen Polizeibehörde meldeten. Charlie blickte St. Bride vollkommen ausdruckslos an, bis er klargemacht hatte, daß seine freundlichen Begrüßungsworte annulliert waren. Dann nahm er aus einer Schreibtischschublade das Formular zur Registrierung eines Sexualstraftäters.

1. März 2000
Salem Falls,
New Hampshire
    »Was machen Sie denn da?«
    Jack wirbelte herum, als er die Stimme seiner neuen Arbeitgeberin hörte, die Fäuste hinter dem Rücken. »Nichts.«
    Addie kniff die Lippen zusammen und schob ihren Bestellblock in den Schürzenbund. »Hören Sie«, sagte sie, »ich dulde hier keine zwielichtigen Geschichten. Keine Drogen, keinen Alkohol, und wenn ich Sie beim Klauen erwische, sitzen Sie so schnell mit dem Hintern auf der Straße, daß Sie gar nicht wissen, wer Ihnen den Tritt versetzt hat.« Sie streckte eine Hand hin, Innenfläche nach oben. »Her damit.«
    Jack wandte den Blick von ihr ab und gab ihr die Stahlwolle, die er gerade benutzt hatte.
    »Das haben Sie vor mir versteckt? Einen Topfreiniger?«
    »Ja.«
    »In Gottes Namen … wieso?«
    Jack lockerte langsam die Faust. »Ich habe schmutzige Hände.« Er blickte wieder auf seine Fingerkuppen, noch schwarz von der Tinte, mit der Detective Saxton ihm die Fingerabdrücke für die Kartei des Polizeireviers abgenommen hatte.
    »Druckerschwärze«, sagte Addie. »Das passiert mir auch dauernd, wenn ich Zeitung lese.«
    Erleichtert folgte Jack ihr in den kleinen Vorratsraum, der von der Küche abging. Sie hielt ihm eine Flasche Reinigungsmittel hin. »Das Zeug hier hat mir mal ein Gast gegeben, ein Farmer. Wahrscheinlich kann man damit Leder beizen oder so … aber man kriegt auch jeden erdenklichen Schmutz damit weg.« Lächelnd hielt sie ihm die Hände hin – spröde, rot, rissig. »Wenn Sie weiter mit dieser Sorte Topfreiniger arbeiten, sehen Ihre Hände irgendwann so aus wie meine.«
    Jack nickte und nahm die Flasche entgegen. Aber eigentlich wollte er nur ihre Hände berühren, die Spitzen ihrer Finger spüren, feststellen, ob sie wirklich so kaputt waren, wie sie behauptete, oder ob sie einfach so warm waren, wie sie aussahen.
    Roy setzte sich abrupt im Bett auf und hielt sich den Kopf. Gott, tat das weh. Der Raum drehte sich, aber das war harmlos gegen den Lärm, der ihm fast den Schädel spaltete. Mit finsterer Miene stand er auf. Diese verdammte Delilah Piggett. Was fiel der Köchin bloß ein, so ein Spektakel mit Töpfen und Pfannen zu veranstalten, wenn jemand direkt über ihr zu schlafen
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