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Die Hexenjagd von Salem Falls

Die Hexenjagd von Salem Falls

Titel: Die Hexenjagd von Salem Falls
Autoren: Jodi Picoult
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ganzen Abend im »Diner« herumsitzen und ihr auf die Nerven gehen. Um ihn loszuwerden, war es am einfachsten, mit ihm essen zu gehen und dann während der Vorspeise Übelkeit vorzutäuschen.
    »Du hast gewonnen«, gab Addie zu. »Ich sag nur noch Delilah Bescheid, wohin ich gehe.«
    Doch bevor sie die Küchentür erreichte, tauchte Jack mit ihrem Parka in der Hand auf. Als er die anderen sah, wurde er bleich und zog den Kopf ein. »Delilah hat gesagt, ich soll Ihnen den bringen«, murmelte er. »Sie hat gesagt, es bringt Sie schon nicht um, wenn Sie sich mal einen Abend frei nehmen.«
    »Oh … vielen Dank. Na, gut, daß Sie da sind. Da kann ich Ihnen gleich Darla vorstellen.«
    Darla streckte eine Hand aus, die Jack nicht nahm. »Entzückend«, sagte sie.
    »Und das ist Wes«, sagte Addie knapp, während sie sich den Mantel anzog. »Also. Bringen wir’s hinter uns. Darla, sag Delilah, sie soll Chloe um acht ins Bett bringen.«
    Niemand schien hinzuhören. Darla drehte hinter der Theke den Fernseher lauter auf, und Wes schielte Jack an, der versuchte, durch die Risse im Linoleum zu versinken. »Kennen wir uns nicht?« fragte Wes.
    Jack wandte den Kopf ab, um dem Mann nicht in die Augen zu sehen. »Nein«, sagte er, während er einen Tisch abräumte. »Ich glaube nicht.«
    Wes Courtemanche war gar kein übler Typ – er war nur nicht der Richtige für Addie, aber sie konnte sagen und tun, was sie wollte, er ließ sich einfach nicht davon überzeugen. Wenn sie mit Wes ausging, kam es ihr schon nach zwanzig Minuten so vor, als würde sie sich den Kopf an einer Ziegelwand einrennen. Sie schlenderten Seite an Seite durch die Stadt, beide einen Styroporbecher mit heißer Schokolade in der Hand. Addie blickte über die Grünanlage zu den erleuchteten Fenstern des »Diner« hinüber, die aussahen wie festliche Kerzenleuchter. »Wes«, sagte sie zum sechsten Mal, »ich muß jetzt wirklich gehen – sofort.«
    »Drei Fragen. Nur drei ganz kleine Fragen, um dich besser kennenzulernen.«
    Sie seufzte. »Also schön. Aber dann gehe ich.«
    »Einen Moment. Ich muß sie mir gut überlegen.« Sie waren eben um die Ecke des kleinen Parks gebogen, als Wes sagte: »Warum führst du den ›Diner‹ eigentlich weiter?«
    Die Frage verblüffte Addie; sie hatte irgend etwas Witziges erwartet. Sie blieb stehen, der Dampf aus dem Becher stieg ihr ins Gesicht und verhüllte es beinahe. »Ich denke«, sagte sie langsam, »weil ich sonst keinen Ort habe, an den ich gehöre.«
    »Woher willst du das wissen, wenn du nie was anderes ausprobiert hast?«
    Addie warf ihm einen Seitenblick zu. »Ist das Frage Nummer zwei?«
    »Nein. Frage eins, Teil b .«
    »Das ist schwer zu erklären, wenn man nicht selbst in der Branche steckt. Es macht einfach Spaß, so ein Lokal zu führen, wo die Leute sich wie zu Hause fühlen können. Zum Beispiel Stuart und Wallace … oder der Schüler, der jeden Morgen am hintersten Tisch Nietzsche liest. Oder auch du und deine Kollegen, die auf einen Kaffee reinschauen. Wenn ich den ›Diner‹ aufgeben würde, wo sollen die dann alle hin?«
    Sie zuckte die Achseln. »In gewisser Weise ist der ›Diner‹ das einzige Zuhause, das meine Tochter kennt.«
    »Aber Addie –«
    Sie räusperte sich, bevor er weitersprechen konnte. »Nummer zwei?«
    »Was wärst du gern, wenn du die freie Wahl hättest?«
    »Mutter«, sagte sie nach kurzem Zögern. »Ich wäre gern Mutter.«
    Wes legte den Arm um ihre Taille und grinste, die Zähne so weiß wie die Mondsichel über ihnen. »Du kannst anscheinend Gedanken lesen, Schätzchen, denn damit komme ich zu meiner dritten Frage.« Er drückte seine Lippen auf ihr Ohr, und seine Worte kitzelten ihre Haut. »Wie hast du morgens deine Eier am liebsten?«
    Er ist mir zu nah . Addie blieb der Atem im Halse stecken, und kalter Schweiß brach ihr aus. »Unbefruchtet!« entgegnete sie und schaffte es, ihm den Ellbogen in die Seite zu rammen. Dann lief sie auf die einladenden Fenster des »Diner« zu, wie ein schiffbrüchiger Seemann, der einen Leuchtturm sichtet und voller Hoffnung auf Rettung darauf zuschwimmt.
    Jack und Delilah standen nebeneinander und hackten Zwiebeln für die Suppe am nächsten Tag. Die Zwiebeln brannten Jack in der Nase und lockten falsche Tränen hervor, aber das war immer noch besser, als daß Darla ihm auf den Leib rückte. Delilah hob ihr Messer und deutete mit der Spitze auf eine Stelle direkt neben Jack. »Genau da ist sie gestorben«, sagte sie. »Ist reingekommen,
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