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Die Herrin von Sainte Claire

Die Herrin von Sainte Claire

Titel: Die Herrin von Sainte Claire
Autoren: Emily Carmichael
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Verräterin, nicht wahr? Du hast befürchtet, ich ließe Gilbert in den Bergfried herein, wenn du angreifen würdest.«
    Rorik schüttelte den Kopf. »Nein, meine Gemahlin. Ich wußte, du würdest mich nicht hintergehen. Du hast mich noch nie hintergangen.«
    Plötzlich erkannte er, was er da ausgesprochen hatte.
    »Ich bin ein Narr gewesen«, gestand er lächelnd.
    »Ja, das bist du, und mehr ein Esel als ein Drache – verstockt, kurzsichtig und störrisch …« Sie hielt inne. »Und ich liebe dich so sehr.«
    Sie sahen sich in die Augen. Die Welt hatte sich für Rorik wieder zusammengefügt, alles war an seinem Platz, nichts fehlte. Das Schweigen zwischen ihnen war ein stummes Gespräch, voller Liebe und Wärme. Mit einem Mal verzerrte sich ihr Gesicht, als eine weitere Wehe ihren Körper erschütterte. Die Wehe ließ nach, doch Rorik behielt ihre Hand in seinem tröstlichen, festen Griff.
    »Ich hab’ Joanna kommen lassen«, sagte er besorgt lächelnd.
    »Das hättest du nicht tun müssen. Sie kann nicht mehr vor der Geburt des Kindes eintreffen. Ruth wird bei mir sein.«
    »Du wirst für die nächste Zeit Hilfe brauchen. Ich will nicht, daß du dich schindest. Ich hätte schon früher nach ihr rufen sollen. Außerdem habe ich andere Gründe, mit ihr zu sprechen. Sihtric hat mich um ihre Hand gebeten. Er scheint sich ihrer Zusage ziemlich sicher zu sein.«
    »Sihtric und Joanna? Sie zanken sich wie Kinder!«
    Rorik lächelte. »Und natürlich kann ein zankendes Paar niemals zu einem liebenden werden!«
    Alaine erwiderte sein Lächeln. »Natürlich nicht! Nicht in …«
    Sie ächzte plötzlich vor Schmerz. Ihre Augen weiteten sich. »Dein Sohn pocht an der Tür und ist begierig, in diese Welt einzutreten. Ich bitte dich, ruf Ruth herbei, es sei denn, du willst derjenige sein, der ihn als erster begrüßt.«
    Der stürmische Drache wurde um etliches bleicher als seine Gemahlin. Er, der niemals in einer blutigen Schlacht auch nur einen Zoll vor der Gefahr zurückgewichen war, machte einen hastigen Rückzug. Alaine lächelte ihm nach.
    Stephen Geoffrey William Valois erblickte das Licht der Welt am dreizehnten Tag des Oktobers im Jahre 1047. Von seinem Vater hatte er den draufgängerischen Wagemut, die Kraft, die leuchtend grünen Augen und den beharrlichen Eigensinn geerbt. Von seiner Mutter eine ebenso große Portion an Hartnäckigkeit, wie den Humor, die Geduld und das goldglänzende Haar. Und von beiden Menschen, die eine innige Liebe füreinander hegten, erhielten er und sein Bruder sowie seine drei Schwestern ein liebevolles Zuhause voller Eintracht, wenn es auch manchmal stürmisch zuging.
    Niemals wieder gehörte Brix einem anderen als Rorik Valois und seinen Nachkommen. Und als Jahr um Jahr verging, lauschten die Enkel und Urgroßenkel mit atemloser Spannung den Geschichten über Drache, wie er gen Westen von dem Fluß Orne gekommen war, um Krieg zu säen und Rache zu üben und die unsterbliche Liebe einer Frau gewann, die sich niemals besiegt gab.
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