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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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sich zu. Auf Schlachtrössern zogen an der Spitze des Zugs nun Markgraf Ekkehard und sein Sohn Hermann, gefolgt von einer Schar von Rittern, Knappen, Bannerträgern und Bläsern ein. Die Zugbrücke knarrte unter dem Gewicht des Gästezugs. Adalbert wandte sich dem Stallmeister zu, der sich zusammen mit dem Burggeistlichen, dem Küchenmeister nebst Mägden, dem Schmiedemeister und weiterem Gesinde hinter der Ballenstedter Familie versammelt hatte. »Versorgt die Tiere unserer Gäste. Sofort!«, befahl er.
    Die Besucher saßen ab. »Vielen Dank für die Einladung«, grüßte der Markgraf, dem ein Fahnenträger folgte, auf dessen Banner ein Adler prangte.
    Adalbert verbeugte sich und ging seinem Gegenüber einige Schritte entgegen. »Seid willkommen auf meiner Burg, Markgraf.«
    Der nickte. »Ich bin zuversichtlich, unsere Meinungsverschiedenheiten ohne Kampfeshandlungen lösen zu können und damit unserer beider Kraft für Wichtigeres zu bewahren.«
    Uta beobachtete, wie sich ihres Vaters Lippen zu einem weißen Strich verzogen, als er darauf nickte und nach weiteren Stallburschen winkte. Esiko hatte sie jüngst belehrt, dass sie froh darüber sein konnten, dass Markgraf Ekkehard ihre Burg nicht einfach belagert und ausgeräuchert hatte, um das strittige Waldstück in seinen Besitz zu bringen. Aber angeblich lag dem Vater dank des Heiratsguts der Mutter eine Urkunde vor, die das besagte Waldland eindeutig der Ballenstedter Familie zuschrieb.
    »Meinen Erstgeborenen Hermann kennt Ihr bereits vom Kriegsdienst für den König«, fuhr Ekkehard fort und winkte den Sohn an seine Seite.
    Damit trat ein hochgewachsener Mann in Utas Sichtfeld, der das hellbraune Haar kaum schulterlang und den Bart ungewohnt kurz geschoren trug.
    Graf Adalbert deutete eine Verbeugung an und winkte seinerseits Esiko zu sich heran. »Mein Stammhalter weiß mit der Streitaxt und mit dem Kurzschwert bestens umzugehen«, sagte er und blickte stolz auf seinen Sohn, der als Zeichen für seine Zugehörigkeit zur Ritterschaft das Kettenhemd angelegt hatte.
    »Beim nächsten Kriegszug bin ich im Heer unseres Königs.« Esiko verbeugte sich mit auf die Brust gelegter Hand.
    Markgraf Ekkehard nickte und begann, sein Gehänge abzubinden. »Dann werden unsere Söhne sicherlich gemeinsam kämpfen.«
    Bei diesen Worten trat der Markgrafensohn hinter den Vater zurück und gab damit den Blick auf seinen Knappen und Schwertträger frei. Beim Anblick des jungen Knappen verfiel Uta ins Grübeln. Sein Gesicht war von Sommersprossen übersät, und sein Haar hatte die Farbe lodernder Glut. Nur ein einziges Mal war sie bislang jemandem mit solch ungewöhnlichem Aussehen begegnet. Das ist Volkard aus dem Hardagau, durchfuhr es Uta, mein einstiger Spielkamerad! Sie erinnerte sich, dass er ihr beim letzten Aufeinandertreffen vor zwei Jahren berichtet hatte, dass er als Knappe an die Ostgrenze des Reiches gehen wolle, weil sein alter Lehrmeister niedergemetzelt worden war. Vielleicht würde sie später mit der Erlaubnis des Vaters noch die Möglichkeit haben, sich mit Volkard auszutauschen.
    »Sollten wir unsere Söhne nicht eine Kostprobe ihres Könnens geben lassen und sie auf die Jagd mitnehmen?«, schlug der Markgraf vor.
    »Sehr wohl, Markgraf«, entgegnete Adalbert von Ballenstedt. Obwohl nicht ausreichend kampferprobt, war Esiko im zurückliegenden Winter deutlich früher als jeder andere begabte Junge zum Ritter geschlagen worden. »Doch erinnere ich mich, dass Ihr noch einen zweiten Sohn hattet. Geruhte er nicht mitzukommen?«
    »Meinen Sohn Ekkehard erwarten wir erst im Herbst aus Kiew zurück, wo er dieser Tage meine jüngste Tochter Oda ihrem Gatten Boleslaw zuführt.«
    »Kiew?«, fragte Adalbert von Ballenstedt.
    »Herzog Boleslaw hat inzwischen die Herrschaft über Kiew erlangt und tritt nun – mit Kaiser Heinrichs Einverständnis – dem byzantinischen Kaiser Basileios entgegen. Die Ehe mit unserer Oda«, der Markgraf lächelte in Richtung seines Sohnes, »bindet ihn vielleicht mehr als jedes Vertragswerk an die Interessen unseres Kaisers und den jüngst in Bautzen zwischen ihnen geschlossenen Frieden!«
    »Der Herzog fordert den byzantinischen Kaiser heraus?«, fragte Esiko beeindruckt.
    Markgraf Ekkehard nickte, wandte sich dann aber der Hausherrin zu. »Verehrte Gräfin von Ballenstedt, auch Euch danke ich für die Einladung und freue mich, Euch in bester Gesundheit vorzufinden.«
    Gräfin Hidda löste ihre Hand aus Utas und knickste. »Seid willkommen,
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