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Die Herrin der Kathedrale

Die Herrin der Kathedrale

Titel: Die Herrin der Kathedrale
Autoren: Claudia Beinert , Nadja
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Markgraf. Wir hoffen, Euch und den Euren den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu gestalten.«
    »Unser letzter Besuch ist zwar schon einige Zeit her«, sagte der alte Markgraf und deutete ebenfalls eine Verbeugung vor der Hausherrin an, »ich erinnere mich aber noch gut an die hervorragende Bewirtung.«
    Gräfin Hidda verneigte sich ergeben.
    »Man hört derzeit viel aus den Grenzgebieten«, fuhr Markgraf Ekkehard fort. »Wo nun die Lausitzen meinem Schwiegersohn Boleslaw«, er schmunzelte bei diesem Wort, »als Lehen zugesprochen worden sind.«
    Uta sah die Mutter tief einatmen. Sie ahnte, dass Hidda die Abtretung der Gebiete, die bisher im Besitz ihrer Familie gewesen waren, schmerzte.
    Markgraf Ekkehard schaute sich weiter um. »Und wer ist diese erblühende Jungfer hier?«
    Uta hielt den Blick gesenkt. Kein Wort mehr als der Vater sie zu sagen angewiesen hatte! Ihr Herz begann, heftig zu schlagen. »Her… her… herzlich willkommen auf Burg Ballenstedt, Markgraf«, sagte sie aufgeregt. Peinlich berührt schloss sie die Augen und schalt sich für ihr Stottern. Warum nur musste es sich ihrer ausgerechnet immer in solchen Situationen bemächtigen, in denen sie besonders gewandt auftreten wollte!
    »Ist das Eure Zweitgeborene, Adalbert?« Der Markgraf tätschelte Uta den Kopf.
    »Das ist sie!«, antwortete der. »Und mit ihren zwölf Jahren bald im gebärfähigen Alter.«
    Unwillkürlich presste Uta die Oberschenkel zusammen.
    Konnte dem Vater der Blutschleim aufgefallen sein?
    »Sie ist uns eine Freude.« Gräfin Hidda bedachte die Tochter mit einem liebevollen Blick.
    »Das glaube ich, Gräfin«, bestätigte der Markgraf. »Die junge Dame ist äußerst ansehnlich. Ist sie schon versprochen?« Adalbert von Ballenstedt hob aufmerksam die Brauen. »Noch nicht.«
    »Dafür muss sie erst noch etwas wachsen!« Esiko bedachte die Schwester mit einem prüfenden Blick. »Wie Ihr seht, Markgraf, reicht sie einem Manne gerade einmal bis zur Brust.«
    Uta fühlte sich plötzlich nackt und fröstelte.
    »Das wird schon noch«, versicherte der Markgraf und zwinkerte Uta zu, die daraufhin zaghaft lächelte.
    Graf Adalbert räusperte sich. »Wenn es Euch recht ist, möchte ich Euch jetzt zur Tafel bitten.« Er deutete zum Burgsaal hinüber und ging den Gästen dann voran.
    Uta folgte hinter der Mutter. Dabei hörte sie Esiko vor sich in Richtung des Hardagauer Knappen zischen: »Rote Haare, Sommersprossen sind des Teufels Artgenossen!«
    »Lasst noch eine zusätzliche Tafel und weitere Bänke bringen«, bat Gräfin Hidda den Tischmeister leise und folgte dem Gatten über die Schwelle in den Burgsaal. »Wir haben einige Gäste mehr als erwartet.«
    Der Tischmeister verbeugte sich und hastete davon.
    Mit zusammengekniffenen Augen überflog Adalbert die bereitgestellten Tische. Als er schon ansetzen wollte, seine Gattin für die im Raum herrschende Kälte zu tadeln, fiel ihm ein, dass er selbst den Befehl gegeben hatte, einen erheblichen Teil der Brennholzvorräte zur Verfüllung eines Loches in der Außenmauer des Brothauses zu verwenden. »Nehmt mit Eurer Familie an der Tafel uns gegenüber Platz, Markgraf«, sagte er daher nun und ließ sich selbst, gefolgt von seiner Gattin, mittig an der Außenseite der rechten Tafel vor dem Kamin nieder. Neben ihm saßen Esiko und der Burggeistliche, während sich Uta an der Seite der Mutter niederlassen durfte. Die weiteren Plätze wurden dem Rang entsprechend abwärts verteilt. An der dritten Tafel, die inzwischen an das Kopfende des Saales getragen worden war, ließ sich das untere Gefolge des Markgrafen nieder.
    »Die Mahlzeiten stehen bereit, Graf«, meldete der Küchenmeister seinem Herrn.
    »Dann reicht die Wasserschalen«, befahl Adalbert den Mägden, die an den Kopfenden der Tafeln standen. Nachdem sich die Gäste die Hände gereinigt und an den Tafeltüchern abgetrocknet hatten, begannen die Mägde, die Krüge vollzugießen.
    »Auf gute Nachbarschaft«, prostete Markgraf Ekkehard.
    »Auf gute Nachbarschaft«, erwiderte Adalbert und gab mit der freien Hand den beiden Burgmusikanten das Zeichen zum Aufspielen. Der Jüngere der beiden stimmte ruhige Töne mit der Harfe an, während der Schlaksige auf der Doppelflöte eine leichte Melodie blies. Die Küchenjungen trugen vollbeladene Tabletts in den Saal und knieten zum Zeichen des Friedens zwischen Gastgeber und Gast in der Mitte des Burgsaales nieder.
    Fasziniert verfolgte Uta die Zeremonie und das Vorlegen der Speisen, welche die
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