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Die Herrin der Flammen

Titel: Die Herrin der Flammen
Autoren: Robert Asprin
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Maske ab.
    Eitelkeit veranlaßte ihn, seine unnatürlich gealterten Züge vor allen, außer seinen nächsten Mitarbeitern, zu verbergen, doch in gewissen Momenten konnte sein Aussehen viel beredter sein als Worte.
    »Ich hatte einmal mit Magie zu tun«, sagte er grimmig, »und das sind die Folgen. Der Preis dafür, daß ich kein Krüppel wurde, waren Jahre meines Lebens. Ich bereue diesen Handel zwar nicht, aber ich würde es mir gut überlegen, bevor ich einen neuen einginge. Ist Euch schon einmal der Gedanke gekommen, daß Ihr früher oder später für Euer Glück bezahlen müßt – für jeden Würfel, den Ihr so gleichmütig rollt, nur um mit Eurer sogenannten Gabe zu prahlen?«
    Die Demonstration hatte die gewünschte Wirkung auf Chenaya. Sie schüttelte stumm den Kopf und wandte den Blick vom Gesicht des viel zu rasch gealterten Mannes ab, dem sie einst zugejubelt hatte.
    »Eure edle Geburt sorgte für natürlichen Hochmut«, fuhr der Unterweltkönig unerbittlich fort und ließ seine Maske absichtlich auf dem Schoß. »Und Eure hochmütige Überzeugung, daß Ihr unfehlbar seid, sorgt dafür, daß es einem den Magen umdreht und man die Geduld mit Euch verliert. Ihr bildet Euch anscheinend ein, daß Ihr mit jedem tun könnt, was Euch gerade einfällt, ohne auch nur einen Gedanken an die Folgen oder Auswirkungen. Eure arroganteste Annahme ist vielleicht, daß Ihr glaubt, Euer undiszipliniertes Benehmen sei sogar bewundernswert. Die Wahrheit ist, daß die Leute Eure Kapriolen abwechselnd belustigend und beleidigend finden. Wenn ihre Duldsamkeit entweder ihre Grenze erreicht oder es Euch je tatsächlich gelingt, etwas auf die Beine zu stellen, was als wirkliche Bedrohung angesehen werden kann, dann werden die wahren Mächte dieser Stadt Euch zerquetschen wie einen Floh.«
    Sein Spott riß Chenaya aus ihrem Schock. »Sollen sie es doch versuchen!« brauste sie auf. »Ich kann…«
    Jubal beobachtete lächelnd ihr Gesicht, als sie sich mitten im Satz unterbrach, weil ihr ihre Arroganz zum ersten Mal selbst bewußt wurde.
    »Seht Ihr, was ich meine? Und das, während Ihr nur in eine Decke gewickelt hier sitzt, nachdem Ihr mitten in die Bucht geschleudert wurdet. Ich nehme an, wer das getan hat, war lediglich verärgert. Wäre er wirklich zornig gewesen, hätte er Euch viel weiter draußen fallen lassen. Und trotzdem bildet Ihr Euch immer noch ein, daß Ihr Euch anlegen könnt, mit wem Ihr nur wollt.«
    Chenaya hüllte sich fester in die Decke, als könnte die Decke sie vor Worten und der Wahrheit ebenso schützen wie vor der Kälte. »Bin ich wirklich so unbeliebt?« fragte sie, ohne aufzublicken.
    Einen Augenblick lang empfand Jubal Mitleid mit dem Mädchen. Auch er hatte eine Zeit mitgemacht, da er sich verzweifelt Freunde wünschte, um dann feststellen zu müssen, daß seine Bemühungen mißachtet oder gar falsch ausgelegt wurden. Ein Teil von ihm wollte Chenaya trösten, aber statt dessen fuhr er unerbittlich fort und nutzte ihre Schwäche.
    »Ihr habt anderen wenig Grund gegeben, Euch zu mögen. Durch unsere neuen beysibischen Bürger ist Geld in die Stadt geflossen, aber die alten Einheimischen erinnern sich noch allzu gut, wie knapp es war und wie schwer es ist, zu Geld zu kommen. Ihr werft damit herum, fordert mit voller Absicht Angriffe von Bedauernswerten heraus, die verzweifelt welches brauchen, nur damit Ihr Eure Geschicklichkeit und Euer Glück beweisen könnt, indem Ihr sie tötet. Sollte es einem von ihnen gelingen, Euch in dunkler Nacht die Kehle durchzuschneiden, bezweifle ich, daß man es irgendwo bedauern würde. Tatsächlich würden die meisten nur denken, daß Ihr es verdient habt. Und sicher gibt es auch einige, die insgeheim hoffen, es würde dazu kommen, um den rankanischen Edelleuten, die die Gefahr in dieser Stadt immer noch unterschätzen, eine heilsame Lektion zu erteilen. Dann sind da Eure sexuellen Ambitionen. Die Geschmäcker sind verschieden in der Stadt und häufig durch das Überangebot abgestumpft, doch selbst die billigste Hure, die in den Straßen um das Himmlische Versprechen um Freier wirbt, würde ihnen nicht gleich in aller Öffentlichkeit zwischen die Beine fassen.«
    »Das sagt Ihr nur, weil ich eine Frau bin!« protestierte Chenaya. »Männer tun es…«
    »Das macht es auch nicht bewundernswürdig«, unterbrach Jubal sie fest. »Ihr sucht Euch ständig die schlimmsten Beispiele für Euer Benehmen aus. Ihr habt Euch gegen weibliche Feinheit und für männliche
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