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Die Herrin der Flammen

Titel: Die Herrin der Flammen
Autoren: Robert Asprin
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Grobschlächtigkeit entschieden. Ich vermute, daß Ihr Gladiatoren in der Nacht vor ihren Arenakämpfen beobachtet habt, wenn man ihnen Frauen gegeben hat. Bedenkt, daß Gladiatoren von den meisten als viehisch erachtet werden. Sie wissen, daß sie den nächsten Tag möglicherweise nicht überleben werden, folgedessen verschwenden sie kaum einen Gedanken an die Zukunft, geschweige denn daran, einen guten Eindruck auf ihre Bettpartner zu machen. Dann ist da noch zu bedenken, daß Gladiatoren gewöhnlich mit Strafgefangenen Huren oder Sklavinnen zu tun haben. Wenn sie ihre üblichen Annäherungsversuche bei einer freien Frau in einer Schenke versuchten, bezweifle ich, daß diese oder die anderen Gäste es sich gefallen ließen. Wenn Ihr wollt, daß Euch jemand mag oder bewundert, dürft Ihr ihn nicht in aller Öffentlichkeit in peinliche Verlegenheit bringen – übrigens auch nicht, wenn Ihr allein mit ihm seid. Vergewaltigung ist nicht bewundernswürdig, egal, ob Mann oder Frau sie versucht.«
    »Aber Tempus ist hochgeachtet, und er ist dafür bekannt, daß er Frauen Gewalt antut!«
    »Tempus ist als Soldat geachtet, trotz – nicht wegen – seines Benehmens gegenüber Frauen. Ich habe noch nie gehört, daß jemand seine sexuellen Gewohnheiten bewundernswert findet. Erinnert Ihr Euch, was ich über den Preis gesagt habe, den Magie fordert? Wenn meine Information stimmt, gehört zu dem Preis, den Tempus für die Gunst der Götter bezahlen muß, daß er eine Frau nur mit Gewalt nehmen kann. Zumindest ist das die Entschuldigung, die er selbst für sein Benehmen gibt. Welche habt Ihr für Eures?«
    Während er sprach, hatte Jubal Zeit, über die Ironie nachzudenken, daß ausgerechnet er Tempus verteidigte. »Verzeiht, wenn meine Kritik der Arroganz scheinbar kein Ende nimmt, aber es ist meine feste Überzeugung, daß sie der schlimmste Wesenszug ist, den jemand in Freistatt haben kann. Vor einer Weile habt Ihr nach meiner Erfahrung mit Magie gefragt. Nun, an Erfahrung mit Arroganz mangelt es mir keineswegs. Ich lernte ihre Gefahren am eigenen Leib kennen.«
    Ungebeten schoben sich Bilder aus der Vergangenheit vor sein inneres Auge. Bilder, die sich gewöhnlich auf seine Träume beschränkten.
    »Früher, ehe Euer Vetter nach Freistatt kam, hatte ich mit meinen Leuten die Zügel von Freistatt in der Hand. Der Statthalter und die Garnison waren korrupt und unfähig, sich durchzusetzen; und jeder, der stark genug war, konnte die Macht an sich reißen. Wir waren stark genug und konnten sie auch halten. Doch das führte uns dazu, vor allem mich, uns einzubilden, wir wären unbesiegbar. Wir flanierten durch die Straßen, prahlten mit unserer Macht und mißbrauchten sie auch gelegentlich. Dadurch kam es, daß wir für Tempus, als er in der Stadt ankam, zur Zielscheibe wurden, zunächst für ihn allein, dann, als sie sich ihm anschlossen, auch für die Stiefsöhne. Mein Landgut wurde überfallen und beschlagnahmt, meine Leute, die überlebt hatten, in alle Winde verstreut und ich mit den Verletzungen zurückgelassen, deren Heilung mich so viel kostete. (4) Und all das durch den einen Mann, den Ihr so gleichmütig mit Euren Spielchen herausfordert.«
    »Und doch achtet Ihr Tempus und seid bereit, Euch mit ihm zu verbünden?« staunte Chenaya laut.
    Abrupt wurde Jubal sich bewußt, wohin seine Erinnerungen ihn geführt hatten.
    »Ihr begreift das Wesentliche nicht«, sagte er brüsk. »Es war meine Schuld. Es war meine offen zur Schau gestellte Arroganz, die mir diese sowohl unerwartete wie unerwünschte Aufmerksamkeit einbrachte. Wenn Ihr von Euch aus die Hand in eine Falle legt, haßt Ihr dann die Falle, weil sie zuschnappte, oder verflucht Ihr Eure eigene Dummheit, die Eure Hand überhaupt erst in Gefahr gebracht hat?«
    »Ich würde meinen, daß Ihr Euch an dem rächen möchtet, der Euch so viel gekostet hat.«
    »Ich gebe zu, daß ich keine große Zuneigung für Tempus empfinde. Falls sich mir irgendwann einmal die Gelegenheit bieten sollte, es ihm heimzuzahlen, ergreife ich sie wahrscheinlich.« Jubal gönnte sich ein flüchtiges Aufflammen des Hasses, den er sich so sehr zu unterdrücken bemühte. »Ganz gewiß aber werde ich es nicht zu meiner Lebensaufgabe machen. Rache ist eine verlockende Nebenstraße, die sich gewöhnlich als Sackgasse erweist. Sie lockt einen jedoch nur weiter vom eigentlichen Weg fort. Ihr tätet gut daran, bei Euren eigenen Absichten mit Theron daran zu denken.«
    »Aber er hat meine Familie
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