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Die Herrin der Flammen

Titel: Die Herrin der Flammen
Autoren: Robert Asprin
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Flasche greifen und zögerte. Ihr Blick kehrte zu ihm zurück, als er es sich in seinem Sessel bequem machte.
    »Solltet Ihr das Getränk nicht vor mir kosten? Als gastliche Geste, daß es kein Gift enthält? Ich hörte, das sei hier so üblich.«
    Er nahm einen tiefen Schluck aus seiner eigenen Flasche, ehe er ihr mit einem freudlosen Lächeln antwortete. »Ich bin nicht gastlich. Der Wein, den ich trinke, ist ein viel besserer als Eurer. Ich habe dem billigen Zeug abgeschworen, als ich die Arena verließ, und ich beabsichtige nicht, diesen Schwur zu brechen, nur damit Ihr Euch wohler fühlt. Wenn Ihr mir nicht traut, dann trinkt eben nicht. Mir ist es völlig egal.«
    Belustigt bemerkte er ihren flüchtigen Ärger. Chenaya war eine echte rankanische Edelfrau und nicht gewöhnt, daß jemand ihr ins Gesicht sagte, es interessiere ihn nicht, was sie tat oder ließ. Jubal erwartete fast, daß sie ihm den Wein ins Gesicht schütten und davonstürmen würde – oder es wenigstens versuchte. Aber sie war aus anderem Holz. Oder sie war erpichter auf dieses Treffen, als Jubal vermutet hatte.
    Herausfordernd hob sie die Flasche an die Lippen und nahm ebenfalls einen tiefen Schluck. Es war der einfache Rotwein, den Gladiatoren tranken.
    »Roter Mut«, stellte sie fest. So nannten die Arenakämpfer dieses Gesöff spöttisch. Sie wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab und ließ die Decke über eine nackte Schulter rutschen. »Tut mir leid, Euch zu enttäuschen, aber ich bin nicht schockiert. Ich koste ihn nicht zum ersten Mal, tatsächlich mag ich ihn recht gern und trinke ihn oft mit meinen Männern.«
    Jubal schüttelte den Kopf.
    »Ich bin nicht enttäuscht. Ein bißchen verwundert, vielleicht. Arenasklaven trinken dieses Gesöff, weil sie nichts Besseres bekommen. Oder weil sie nie etwas hatten, mit dem sie es hätten vergleichen können. Warum jemand, der von hoher Geburt und Feineres gewöhnt ist, Roten Mut in sich hineinschüttet, wenn es so viel Besseres für die Kehle gibt, werde ich wohl nie begreifen. Aber Ihr habt wohl immer schon Dinge vorgezogen, über die andere Eures Standes die Nase rümpften.«
    Seine Worte waren mit voller Absicht beleidigend, doch diesmal ließen sie Chenaya ungerührt.
    »Ich verbeuge mich vor dem Meister.« Sie lächelte. »Denn wer versteht mehr von Dingen, über die andere die Nase rümpfen, als Jubal?«
    Ohne daß sie es ahnte, hatte ihre schlagfertige Antwort Jubal an seinem empfindlichsten Punkt getroffen: seiner Eitelkeit.
    »Ich wurde als Sklave geboren«, zischte er und lehnte sich in seinem Sessel vor. »Und in diesem Stand gibt es nur ein hartes Leben und nicht die feinsten Sitten. Ich habe gelernt, zu lügen und zu stehlen und schließlich auch zu töten, nicht als Sport, sondern um zu überleben. Es hat mir nicht gefallen, aber es war nötig. Sobald ich mir meine Freiheit errungen hatte, tat ich alles, um aufzusteigen, nicht weit in den Augen Hochgeborener, aber so hoch ich es konnte. Man sagt von mir, ich verachte jene unter mir, die sich nicht wie ich aufraffen konnten, sich aus der Gosse zu heben, und nicht die Zähigkeit hatten, es zu etwas zu bringen. Mag sein, aber ich achte sie mehr als Hochgeborene, die sich mit voller Absicht in der Gosse suhlen!«
    Jubal biß sich auf die Zunge und verfluchte innerlich seinen Mangel an Beherrschung. Der Zweck dieses Treffens war keineswegs, Chenaya zu zeigen, wie sie ihn aus der Fassung bringen konnte. Ein solches Wissen könnte in den falschen Händen gefährlich sein.
    Glücklicherweise war das Mädchen durch seinen Gefühlsausbruch eher bestürzt, als daß sie aufgehorcht hätte.
    »Bitte«, sagte sie in ungewohnt entschuldigendem Ton. »Es ist nicht meine Absicht, Euch zu beleidigen oder gar herauszufordern. Ich – ich ließ Euch wissen, daß ich mich gern mit Euch treffen wollte, weil ich hoffte, daß wir zusammenarbeiten könnten.«
    Das gefiel Jubal schon besser. Er hatte diesen Vorschlag auch erwartet, seit man ihn zum erstenmal darauf aufmerksam gemacht hatte, daß ihr an einem Treffen mit ihm lag.
    »Sehr unwahrscheinlich«, entgegnete er grimmig. »Ich habe Euch beobachten lassen, seit Ihr in die Stadt gekommen seid, wie ich es bei allen tue, die über die Möglichkeiten verfügen, das gefährdete Gleichgewicht der Kräfte in dieser Stadt zu beeinflussen oder ins Schwanken zu bringen. Bisher habt Ihr mit allem, was Ihr getan habt, nur bewiesen, daß Ihr ein verzogenes Balg seid. Boshafte Streiche wechseln bei Euch
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