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Die Herrin der Flammen

Titel: Die Herrin der Flammen
Autoren: Robert Asprin
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Teil seines Ichs instinktiv seine Gefühle verbergen wollte, sah er sich veranlaßt, ehrlich zu antworten.
    »Ich habe Angst um meine Stadt.« Er warf wieder einen Blick durch das Fenster. »Die Freistätter haben sich verändert, seit die Beysiber hier sind.
    Nicht, daß ich Euch die Schuld daran gebe«, fügte er hastig hinzu. »Ihr mußtet irgendwohin, und Eure Leute haben alles Erdenkliche getan, sich dieser für sie fremden und oft feindlichen Umwelt anzupassen.
    Nein, was mit meiner Stadt geschehen ist, haben ihr jene angetan, die schon am längsten hier leben. Gewiß, viele der Veränderungen wurden ihnen durch das Rankanische Reich und seine Götter aufgezwungen – ich weiß auch, daß die Zeit nicht stehenbleibt und alles sich verändern muß. Trotzdem befürchte ich, daß die Freistätter den Willen verloren haben und gewißlich die Weisheit, die Veränderungen zu überleben, die so sicher folgen werden wie Donner auf Blitz. Der Rankanische Kaiser ist bereits dabei, Truppen zu rekrutieren, um…«
    Er hielt abrupt inne, als er bemerkte, daß die Beysa lautlos lachte.
    »Es lag nicht in meiner Absicht, Euch zu belustigen«, sagte er steif, während Ärger in ihm aufwallte. »Es ist mir natürlich klar, daß die Probleme eines einfachen Geschichtenerzählers unbedeutend sind gegenüber…«
    »Verzeiht mir, Weiser, ich wollte Euch wahrhaftig nicht kränken. Es ist nur… Bitte laßt ausnahmsweise einmal mich die Lehrerin sein.«
    Zu Hakiems Überraschung trat sie neben ihn ans Fenster und lehnte sich so weit hinaus, daß gerade noch die Spitzen ihrer nackten Zehen den kühlen Boden berührten.
    »Ich fürchte, Ihr seid dem Problem zu nah«, sagte sie ernst. »Ihr wißt soviel über Freistatt und beobachtet so viele seiner Bürger, daß Euch die oberflächlichen Veränderungen den Blick getrübt haben für die Strömungen unter der Oberfläche. Laßt mich Euch sagen, was ich, die ich verhältnismäßig neu in Freistatt bin, sehen kann.
    Ihr unterschätzt Eure Stadt, Weiser. Ihr liebt sie so sehr, daß Ihr Euch einbildet, niemand sonst täte es – aber das ist ganz und gar nicht der Fall. In den zwei Jahren, seit mein Volk und ich hier ankamen, ist mir noch niemand – ob nun Mann, Frau oder Kind – begegnet, dem Freistatt nicht, trotz lautstarker, gegenteiliger Beteuerungen, ebenso am Herzen liegt wie Euch, auch wenn sie es auf andere Weise zeigen mögen. Und zu meiner Verwunderung muß ich feststellen, daß diese Gefühle sehr ansteckend sind.«
    Sie bemerkte seinen überraschten Blick und lachte wieder. »Ja, trotz des Blutes von vierzig Generationen von Beysas und unseres Inselreichs in meinen Adern sind weder ich noch meine Göttin immun gegen die Verlockung Eurer Stadt. Zuerst erschien sie mir grausam und barbarisch, und das ist sie wohl, aber sie hat auch einen Schwung und eine Lebenslust, die berauschend ist, etwas, das meinem eigenen, o so zivilisierten Volk fehlt. Während Ihr befürchtet, daß sich das geändert hat oder völlig verlorengegangen ist, kann ich, die ich es mit neuen Augen sehe, Euch versichern, daß es noch da und, wenn möglich, noch stärker ist als bei unserer Ankunft. Gewiß, es mag Streitigkeiten um Geld und Macht geben, die noch so neu hier sind, aber es ist nach wie vor Freistatt. Im Ernstfall werden die Menschen hier kämpfen oder tun, was immer nötig ist, um dieses Gefühl der Unabhängigkeit und Freiheit zu erhalten, für das sie so viel auf sich genommen haben. Die Beysiber werden Seite an Seite mit ihnen stehen, denn mein Volk und ich sind nun Teil davon, genau wie Ihr und die Euren.«
    Danach schwieg sie, und gemeinsam – als lebende Symbole des alten und neuen Freistatt – studierten sie durch das Fenster die Stadt. Und jeder hoffte insgeheim inbrünstig, daß sie recht hatte.
    Originaltitel: Introduction
Copyright: 1986 by Robert Lynn Asprin

Gilla
Die Herrin der Flammen
    Diana L. Paxson
    Ein Pfirsichbaum wuchs in dem Gärtchen, zu dem Lalos Stiege führte. Es war nur ein kleiner Baum, aber Gilla hatte seine Wurzeln mit Stroh bedeckt, um sie vor der Kälte zu schützen, und ihn mit kostbarem Wasser gegossen, wenn die Sonne heiß vom Himmel schien. Sie hatte für ihn gesorgt wie für ihre Kinder, und er hatte Krieg und Zauberwetter überlebt. Doch in dem bitteren Frühling, als der Kaiser nach Freistatt kam, stand er kahl, mit kaum einem Blatt an seinen krummen Zweigen.
    Ehe er zum Palast ging, blieb Lalo neben dem Baum stehen und wünschte sich, er könnte ihm
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