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Die Herrin der Flammen

Titel: Die Herrin der Flammen
Autoren: Robert Asprin
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Bezahlung für Illyras Pflege hier, doch die berühmte Leiterin des Aphrodisiahauses hatte sich mehr als nur als eine Hauswirtin um sie gekümmert.
    »Die Wunde vernarbt, aber Illyra wird immer schwächer«, antwortete Gilla leise. »Ich glaube, sie will nicht mehr leben. Und warum sollte sie auch?« fügte sie bitter hinzu.
    Einen Moment lang funkelten Myrtis’ Augen. »Ihr braucht einen Grund? Das Leben is alles, was man hat! Immerhin ist sie durchgekommen, und Ihr ebenfalls! Wollt ihr aufgeben und sie gewinnen lassen?« Ihre Gebärde schloß alle außerhalb des Gemachs ein. Dann zog sie rasch die Hand zurück, als wäre sie von ihrer eigenen Heftigkeit überrascht.
    »Wie auch immer, es gibt andere, die sie brauchen«, fuhr sie ruhiger fort. Sie trat zur Seite, und nun sah Gilla eine zweite Gestalt an der Tür. Sie war hochgewachsen, schwarzhaarig, und nicht einmal das prunkvolle Gewand, das sie so ungeschickt trug, als wäre es ungewohnt, konnte ihre Geschmeidigkeit verbergen, auch nicht die Energie, die von ihr ausging, so daß sogar Gilla zur Seite wich, als sie an Myrtis vorbei hereinstürmte.
    »Was habt Ihr vor? Es geht ihr nicht gut…« entrüstete sich Gilla, als die große Frau zu Illyras Bett schritt und auf sie hinunterblickte.
    »Man sagt, daß die S’danzo keine Götter haben und auch keine Zauberer«, sagte die Frau schroff. »Nun, die Götter, die wir übrigen hatten, reden zur Zeit nicht mit uns, und die Magier vermögen nichts. Ich brauche Auskunft. Meine alten Kameraden sagten, daß Ihr ehrlich seid. Was verlangt Ihr dafür, für mich zu lesen?«
    »Nichts.« Illyra richtete sich auf und lehnte sich mit hartem Blick an die Kissen.
    »O nein – viele meiner Kameraden gingen früher zu Euch, und so weiß ich, daß Ihr Euch an die herkömmlichen Regeln haltet. Wenn Ihr mein Geld nehmt, seid Ihr verpflichtet, mir zu antworten…« Sie zog eine Goldmünze aus ihrem Beutel und streckte sie aus. Wütend schlug Illyra sie ihr aus der Hand.
    »Wißt Ihr, wer ich bin?« fragte die Frau drohend.
    »O ja, ich kenne Euch, Lady Kama, und es gibt nichts in Freistatt, was mich dazu bringen könnte, für Euch zu lesen!« Sie schluchzte auf. »Ich könnte es nicht einmal, wenn ich es wollte. Als meine… Während der Unruhen wurden meine Karten vernichtet. Ich bin jetzt so blind wie alle anderen auch!« endete sie bitter.
    »Aber ich muß es wissen!« rief Kama heftig. »Ich habe versprochen, Molin Fackelhalter zu heiraten, aber wenn ich ihn nach der Trauung frage, vertröstet er mich mit irgendwelchem theologischen Unsinn. Und die Stiefsöhne nehmen das 3. Kommando auf irgendeinen mysteriösen Feldzug mit – meine ganzen alten Kameraden! Ich könnte mit ihnen gehen – das möchte ich auch gern, aber ich muß wissen, was ich tun soll!«
    Illyra zuckte die Schultern. »Tut, was Ihr wollt.«
    Wenn man bedachte, daß Molin Fackelhalter Illyra ihr anderes Kind weggenommen hatte, war die Reaktion der S’danzo auf die Bitte dieser Frau noch milde, fand Gilla.
    Kama beugte sich plötzlich hinab und packte Illyra an den Schultern. »Was hat das damit zu tun? Ich habe Eide geleistet, und ich bin an sie gebunden, auch wenn die Götter jetzt nicht mehr zuhören. Und ich habe zuviel Blut in dieser Stadt verloren, als einfach davonzumarschieren, ohne zu wissen, weshalb. Glaubt Ihr, ich bin keine Kriegerin mehr, nur weil ich dieses Zeug trage?« Sie zupfte wütend an den tiefen Falten ihres Rockes. »Ich verlange Antworten, Weib, und wenn ich sie Euch herauspressen muß!«
    Illyra schüttelte den Kopf. »Könnt Ihr Blut aus einem Stein pressen? Tut mit mir, was Ihr wollt – ich habe keine Antworten mehr.«
    »Nun, vielleicht ist in Euren Adern kein Blut mehr«, sagte Kama noch drohender, »aber wie sieht es bei Eurem Mann aus? Ich habe eine Menge in dieser Senkgrube gelernt, die Ihr Euer Zuhause nennt – werdet Ihr das gleiche Lied singen, wenn Ihr seht, daß ich einige dieser neuen Kenntnisse an ihm ausprobiere?«
    »Nein…« hauchte Illyra verstört. »Er hat nichts damit zu tun. Ihr dürft ihn nicht meinetwegen leiden lassen…«
    »Ihr habt Euch doch nicht etwa dem Eindruck hingegeben, daß das Leben gerecht ist?« Kama richtete sich auf und blickte auf sie hinunter. »Ich werde tun, wozu ich mich gezwungen sehe.«
    Gilla blickte von Kama zu Myrtis, die mit einem schwachen Lächeln zuhörte. Hatte die Besitzerin des Aphrodisiahauses Kama veranlaßt, sich so aufzuführen, um Illyra aus ihrer Schwermut zu reißen?
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