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Die Herrin der Flammen

Titel: Die Herrin der Flammen
Autoren: Robert Asprin
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mit kindischen Wutanfällen ab. Ich habe nichts an Euch entdeckt, das Euch als Verbündeten empfehlen würde.«
    »Warum habt Ihr mich dann herbringen lassen?«
    Jubal zuckte die Schultern. »Als ich von Eurer mißlichen Lage erfuhr, hoffte ich, daß Euch diese plötzliche Demonstration Eurer Verwundbarkeit, oder vielmehr Euer Schock darüber, zum Nachdenken anregen würde. Doch jetzt, da Ihr hier seid, sehe ich, daß Ihr noch viel zu sehr von Euch überzeugt seid, als daß Ihr anderen zuhören oder wenigstens mit ihnen, statt zu ihnen sprechen würdet. Euer Wert bleibt Null, so groß das Potential auch sein mag.«
    »Aber ich habe viel zu bieten…«
    »Ich habe keinen Bedarf an einer Hure oder einer Pferdediebin. Davon sind die Straßen voll, und die meisten sind in ihrem Gewerbe offenbar besser und schlauer als Ihr.«
    Jubal erwartete eine wütende Entgegnung oder zumindest ein Argument, was ihren Wert als Verbündete betraf. Statt dessen versank das Mädchen in Schweigen und forschte anscheinend in sich, ehe sie antwortete.
    »Wenn Ihr an mir als Verbündete nicht interessiert seid, kann ich Euch da vielleicht zumuten, mich zu beraten? Ihr habt mich beobachtet und wißt, was ich habe und was ich kann. Aber wo ich Kraft sehe, gesteht Ihr mir nur Potential zu. Dürfte ich Euch um Einblick in Eure Gedanken bitten, damit ich eventuell aus Eurer Erfahrung lernen kann?«
    Der Unterweltkönig musterte sie, während sie aus ihrer Flasche trank. Vielleicht war Chenaya weiser, als er gedacht hatte.
    »Das ist die erste vernünftige Äußerung, die ich von Euch höre. Nun gut, ich werde Eure Fragen beantworten, und sei’s nur, um Eure neue Bescheidenheit zu ermutigen.«
    Während sie überlegte, nahm Chenaya wieder einen Schluck aus ihrer Flasche und verzog unwillkürlich das Gesicht, als schmeckte ihr der saure Wein nicht mehr.
    »Unter meinem Befehl stehen fast ein Dutzend Gladiatoren, und ich werbe gegenwärtig weitere an. Ich war immer der Ansicht, daß Gladiatoren wie Ihr einer gewesen seid, die besten Kämpfer des Reiches waren. Habe ich recht?«
    »Nein.«
    Geschmeidig erhob Jubal sich aus seinem Sessel und stapfte hin und her. »Jede Kampftruppe oder -schule ist überzeugt, daß ihr Stil der beste ist. Das müssen sie, um das nötige Selbstvertrauen im Kampf aufzubringen. Euer Vater bildet Gladiatoren aus, deshalb seid Ihr in dem Glauben aufgewachsen, daß ein Gladiator es mit drei Gegnern ohne eine solche Ausbildung gleichzeitig aufnehmen kann.«
    Er blickte sie fest an.
    »In Wirklichkeit ist es jedoch so, daß bestimmte Personen besser für den Kampf geeignet sind als andere. Schlechte Kämpfer sterben bald, ob sie nun Gladiatoren sind oder Soldaten. Die Überlebenden, vor allem jene, die zahlreiche Schlachten überstanden hatten, sind durch den Prozeß der Ausscheidung die Besten, doch das liegt mehr am einzelnen selbst als an der Ausbildung.«
    »Aber meine Beauftragten haben die strikte Anweisung, erfahrene Gladiatoren zu rekrutieren«, unterbrach ihn Chenaya. »Berufskämpfer, die aus unzähligen Kämpfen als Sieger hervorgegangen sind. Ist das nicht Garantie genug, daß ich die besten Kämpfer kriegen werde?«
    Jubal bedachte sie mit eisigem Blick.
    »Wenn Ihr mir gestattet, zu Ende zu sprechen, erfahrt Ihr die Antwort auf diese Frage. Ich dachte, Ihr wollt meine Meinung hören, nicht Eure eigene.«
    Chenaya nickte nur stumm, um ihn weiter reden zu lassen.
    Der Unterweltkönig wartete noch ein paar Augenblicke, dann lief er wieder hin und her. »Wie ich sagte, hängt es von den Fähigkeiten des einzelnen ab, wie gut er einmal als Kämpfer werden wird. Die Ausbildung bereitet ihn auf eine bestimmte Kampfweise vor. Gladiatorentraining ist gut für den Zweikampf in der Arena, doch es lehrt den Kämpfer nicht, auf Heckenschützen auf Dächern zu achten, wie es im Straßenkampf unabdingbar ist, oder mit manövrierenden Truppen fertig zu werden. Andererseits können in manchen Situation sogar militärische Manöver nutzlos sein, wie beispielsweise, als sich der Mob während des Pestaufruhrs sammelte. Jede Ausbildung ist von begrenztem Wert, wenn sie außerhalb ihres Elements genutzt wird.
    Was Eure sogenannten Berufsgladiatoren betrifft, nun, ich mag sie nicht und würde nie meinem Namen und meinem Ruf damit schaden, daß ich ihresgleichen einsetze. Egal, wie Ihr dazu steht, Gladiator ist kein erstrebenswerter Beruf. Ein Soldat oder ein Dieb kann eine lange und erfolgreiche Laufbahn haben, ohne vielleicht
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