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Die Herrin der Flammen

Titel: Die Herrin der Flammen
Autoren: Robert Asprin
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gekannt, daß er ihn hätte beschmutzen können. So hatte er hier den angebetet, dessen Altar es gewesen war, und er hatte ihm Menschenfleisch gebracht, weil das früher so üblich war. Er hatte nie eine Antwort erhalten. Aber in jenen Tagen war er alles für ihn gewesen, bis er zum Führer eines Teils von Freistatt geworden war.
    Jetzt töteten Rankaner seine Brüder, andere Rankaner entschuldigten sich und ließen ihn laufen, und er war hier, auf den Knien, hier, wo er angefangen hatte; seine Rippen schmerzten, sein Gesicht war pure Pein, seine Ellbogen hatte er sich wie seine Knie blutig geschlagen, als er bei dem Massaker auf den Boden gestürzt war. Er weinte und schniefte und wischte sich Nase und Augen und versuchte, zu Atem zu kommen.
    Rache, wisperte etwas in ihm. Er hob den Kopf und holte rasselnd Luft, als er ein Murmeln und Rumpeln in der Erde hörte. Etwas war in der Dunkelheit hinter dem Altar.
    Er blinzelte. Zwei rote Schlitze erschienen in der Dunkelheit, und das gleiche rote Glühen zeichnete den Schnitt eines menschenähnlichen Mundes, als brenne Feuer in einem absolut dunklen Gesicht. Es lächelte ihn an.
    Mein Anbeter, sagte es.
    Und wisperte andere Dinge, über Macht und daß es in der Hölle gefangen gewesen war, bis es seine Freiheit erlangte. Der Schmerz ließ nach. Nicht aber die Kälte.
    »Ich gehe«, sagte Zip zu ihm. »Ich muß zu meinen Leuten. Ich muß ihnen berichten…«
    Berichte ihnen, daß sie einen Gott haben. Was würdest du dafür geben, daß Ilsig wieder aufersteht? Du hast Leben bezahlt. Du würdest deines geben. Aber was ich will, ist Anbetung. Ich will nichts von Seelen hören. Ich will einen Tempel. Das ist alles. Was für einen Tempel du auch da drüben an der Allee bauen kannst. Dort können wir anfangen. Klein. Bis wir die Dinge im Griff haben.
    Zip wischte sich die Nase. Er sollte davonlaufen, nur hatte er keine Kraft mehr dafür. Nur, daß dieses – Wesen echt war und daß es in einer Welt, in der Magie und Macht herrschten, von Ilsig sprach und von einer Macht jener Art, wie sie Ranke schon zu verdammt lange für sich allein beansprucht hatte.
    Ich, dachte er. Ich. Und dieses – Wesen. Er wußte nicht so recht, was es war. Gott war nicht ganz das richtige Wort, aber es hatte ohne Zweifel den Ehrgeiz, einer zu werden.
    Einen Tempel könnten die Ilsiger schon bauen. Mit einer anderen Priesterschaft als diesen verdammten Eunuchen und Tempelprostituierten und dem, was die Rankaner als ilsigische Götter bezeichneten. Eine Priesterschaft mit Schwertern. Und mit wirklicher Macht!
    Er schniefte und fuhr mit der Zunge über den übel zugerichteten, geschwollenen Mund. »Wenn du ein Gott bist«, sagte er, »dann schick meine Männer zu mir. Wenn du ein Gott bist, weißt du, wer sie sind. Wenn du ein Gott bist, kannst du sie für mich hierherrufen.«
    Willst du sie wirklich jetzt schon hier haben? Wir sollten uns erst über Strategie unterhalten, Mann. Wir sollten Pläne ausarbeiten. Du hast einen teuren Fehler begangen. Sammle nicht deine ganzen Kräfte an einem Ort. Arbeite mit diesen Fremden zusammen. Mit allen. Kümmere dich um Information. Verhandle nur mit jenen, die wirklich etwas zu sagen haben, oder benutze Untergebene. Du mußt lernen zu delegieren.
    »Beweis mir…«
    O ja. Die roten Schlitze kräuselten sich an den Winkeln, als der Mund sich zu einem breiten, breiten Lächeln dehnte. Klar, daß du das verlangen würdest.
    Chenaya schrie in der Dunkelheit, in einem plötzlichen Nirgendwo, als wäre die Welt unter ihren Füßen verschwunden. Sie fiel und fiel…
    … und schlug schmerzend auf einer Oberfläche auf, die sich öffnete und sich mit ungeheurem Druck über ihr schloß. Wasser stieß ihre Nase hoch, füllte ihren Mund und die Ohren, drohte Augen und Trommelfell einzudrücken. Instinktiv versuchte sie, Arme und Beine zu bewegen und zu schwimmen, aber die Geschwindigkeit war zu groß, und je tiefer sie gerissen wurde, desto stärker wurde der Druck.
    Ihr Verstand versuchte ihr zu versichern, daß sie schlafend in ihrem Bett lag.
    Aber Kälte und Druck nahmen zu, als sie nach dem Aufschlag tiefer und tiefer glitt, bis der Sturz endlich langsam genug wurde, daß sie mit den Füßen stoßen und durch den natürlichen Auftrieb ihres Körpers wieder nach oben tauchen konnte. Salz brannte in ihren Augen und ihrer Kehle; ihre Lunge verlangte schmerzhaft nach Luft, und ihre Magen versuchte, ihre Luftröhre hochzukriechen, während sie mit letzten Kräften gegen den
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