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Die Herrin der Flammen

Titel: Die Herrin der Flammen
Autoren: Robert Asprin
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ermorden lassen!«
    »Ist das nicht ein Risiko, mit dem jeder Edle rechnen muß?« Er zog eine Braue hoch. »Erinnert Ihr Euch, daß ich sagte, alles hat einen Preis? Eure Familie hat ein Leben in Luxus geführt, doch der Preis dafür war die Verknüpfung Eurer Zukunft mit der Machtstruktur im Reich zu der Zeit. Als sie fiel, fiel auch Eure Familie. Es war ein Glücksspiel. Eines, das Ihr verloren habt. Möchtet Ihr wahrhaftig den Rest Eures Leben damit zubringen, den Gewinner zu hassen und zu verfolgen?«
    »Aber…«
    Der Unterweltkönig hob abwehrend die Hand. »Ich bin noch nicht fertig, über meine eigene Arroganz zu sprechen. Wenn Ihr die Güte hättet, es mir zu gestatten.«
    Chenaya biß sich auf die Lippe und nickte.
    »Ich dachte, ich hätte meine Lektion gelernt. Als ich meine Organisation wieder aufbaute, gab ich mich damit zufrieden, im Verborgenen zu arbeiten, und hielt mich zurück, um nicht aufzufallen. Das funktionierte im großen und ganzen auch, und die verschiedenen Faktionen der Stadt beschäftigten sich miteinander. Ich schaute ihnen zu, wie sie Leichen häuften, und leckte mir die Lippen – ja, ich sorgte sogar unbemerkt dafür, daß sie einander nicht von der Kehle gingen. Ich hoffte, sie würden sich allmählich gegenseitig so schwächen, daß ich schließlich wieder über Freistatt herrschen könnte.«
    Er hielt inne, um einen Schluck Wein zu trinken, während er sich erstaunt fragte, was an diesem Mädchen war, daß er ihr seine Gedanken und Pläne anvertraute.
    »Erst als mich jemand kritisierte, ein alter Mann, dessen Meinung ich hoch achte, (5) wurde mir bewußt, daß ich der Arroganz wieder in die Falle gegangen war. Das Reich hat sich verändert und Freistatt hat sich verändert. Die Dinge werden nie wieder sein, wie sie waren, und es war töricht, es mir einzubilden. Ich werde nie wieder die Herrschaft über diese Stadt haben, und alle meine Machenschaften, meine Rivalen zu schwächen, haben Freistatt nur noch verwundbarer gemacht, wenn es zur unvermeidlichen Konfrontation mit Theron kommt. Deshalb war ich bereit, bei Tempus’ Plan mitzumachen, einen Waffenstillstand zwischen den sich bekriegenden Faktionen herbeizuführen. Es geht um viel mehr als um persönliche Rache oder Ehrgeiz.«
    Er bemerkte, daß Chenaya ihn eigenartig anblickte. »Diese Stadt bedeutet Euch viel, nicht wahr?«
    »Es ist ein Höllenloch oder eine Diebeswelt, wie die Geschichtenerzähler sie nennen, aber ich bin an sie gewöhnt, so wie sie ist. Ich möchte nicht, daß die Laune eines neuen Kaisers sie umkrempelt. Insoweit bin ich bereit, eine Zeitlang meine persönlichen Ambitionen und meinen Stolz zum Wohl der Stadt zu vergessen.«
    Chenaya nickte, aber Jubal vermutete, daß sein Versuch, seine Gefühle für Freistatt abzuwerten, sie nicht im gerigsten getäuscht hatte.
    »Tempus möchte, daß ich die Verteidigung der Stadt organisiere, sobald er und seine Truppen Freistatt verlassen.«
    Jubal verzog das Gesicht bei dieser Erklärung, als hätte man ihm etwas aufgetischt, das nicht nach seinem Geschmack war.
    »Unwahrscheinlich. Ein so schlauer Taktiker Tempus auch sein mag, das Herz Freistatts kennt er nicht. Er ist ein Fremder in der Stadt, genau wie Ihr. Die Bürger mögen es nicht, daß jemand von auswärts daherkommt, sich als Helfer aufspielt und ihnen sagt, wie sie ihre Probleme zu lösen haben. Sogar seine eigenen Männer beginnen gegen seine selbstherrlichen Entschlüsse nach so langer Abwesenheit aufzubegehren. Auf die Waffenruhe hat man sich geeinigt, weil sie vernünftig ist, nicht weil Tempus sie vorschlug. Ich bezweifle, daß Ihr die Einheimischen tatsächlich vereinigen könntet, weil Ihr für sie eine Fremde seid. Jegliche Zusammenarbeit wäre im besten Fall widerwillig.«
    Er überlegte, ob er sie darauf aufmerksam machen sollte, daß sie sich durch ihren Verrat an Zip in den Augen aller, die davon wußten, in Mißkredit gebracht hatte, entschied sich aber dagegen. Sie kamen nun zu einem der Hauptgründe, weshalb er ihr diese Unterredung überhaupt gewährt hatte, und er wollte nicht, daß das Gespräch abschweifte.
    »Wer dann? Ihr?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich sagte Euch bereits, daß ich nie wieder über diese Stadt herrschen werde. Ich bin ein Gesetzloser und ein ehemaliger Sklave. Selbst wenn das nicht ins Gewicht fiele, hegen doch zu viele der Faktionen alten Groll gegen mich und meine Leute. Nein, sie würden zwar Seite an Seite mit mir kämpfen, sich aber nicht von mir befehligen
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