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Die Herren der Zeit

Die Herren der Zeit

Titel: Die Herren der Zeit
Autoren: Helmut W. Pesch
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Krönung? Ich dachte, der Herr Fabian sei längst Kaiser?«
    »Kaiser, ja«, erklärte Kim, dem die Frage nach dem historischen Protokoll wieder etwas von seiner Selbstsicherheit zurückgab, »ausgerufen auf dem Schlachtfeld, wie es seit Helmond dem Großen vor tausend Jahren keinem mehr erging. Doch der König wird nach alter Tradition am ersten Tag des Jahres gekrönt. Fabian mag zwar bereits als König herrschen, aber erst mit seiner Krönung wird er vor den Augen des Göttlichen Paares zum Vertreter der Völker der Mittelreiche.«
    »Und darum ist es wichtig, dass einer vom Ffolk an dieser Zeremonie teilnimmt«, gab Mart Kreuchauff zu verstehen. »Und das solltest du sein.«
    »Aber wieso ich?« Kims Gedanken überschlugen sich. »Ich meine, natürlich würde ich gerne … Aber ich habe noch so viel zu tun! Und die Einladung ging an alle Ratsmitglieder. Sicher, Fabian hat mich persönlich … Doch ich muss mein Buch weiterschreiben, und …« Aber er wusste, dass er sich längst schon entschieden hatte. »Man müsste den Rat einberufen«, schloss er lahm.
    »Dafür ist keine Zeit mehr«, erklärte der Kaufherr. »Außerdem«, fuhr er fort, und zählte auf: »Juncker Rederich ist noch ein unmündiger Knabe, und Frau Marina, die Godin, ist außer Landes. Der Pater hat mir erklärt, dass er unabkömmlich ist, solange die Menschen noch unter den Folgen des Krieges leiden. Und der Bürgermeister von Aldswick wird erst in zwei Monaten zum Maifest gewählt …«
    »Aber man wird dich wählen«, sagte Kim. »Ganz gleich, was Gutsfrau Metaluna morgen in der Stadt erzählt. In der augenblicklichen Lage brauchen sie jemanden wie dich an der Spitze der Stadtverwaltung, um wieder Ordnung zu schaffen.«
    »Um so unabkömmlicher bin ich hier«, meinte Mart Kreuchauff ungewöhnlich ernst. »Auch wenn der Feind vertrieben ist, die Gefahr einer Hungersnot ist noch nicht gebannt. Erst wenn die erste Saat ausgebracht ist und Früchte trägt, können wir wieder aufatmen. Noch sind wir auf die Hilfsgüter angewiesen, die aus dem Imperium zu uns kommen, und irgendjemand muss sie verteilen. Und wenn ich auch kein ganz so großer Held bin, wie ich manchmal behaupte, dafür bin ich zu gebrauchen.«
    »Mit anderen Worten«, sagte Kim, »ich bin der Einzige, der hier nicht gebraucht wird. Also gut, ich werde gehen.« Er seufzte. »Ich hatte gehofft, ein wenig ruhige Zeit für meine Studien zu finden. Aber das ist mir wohl nicht vergönnt.« Dann blitzte der Schalk in seinen Augen auf. »Ich gebe zu, es würde mich schon reizen. So als offizieller Vertreter von Elderland …«
    »Aber ich fürchte, du musst dich beeilen«, meinte der Kaufherr. Er seufzte. »Es ist alles meine Schuld.«
    »Dann, Gevatter Kreuchauff«, ergriff Frau Meta das Kommando, »wird es Zeit, dass ich ein paar notwendige Dinge für Herrn Kimberon zusammenpacke: Socken und dergleichen. Wenn er schon allein reisen muss, soll man wenigstens nicht sagen, dass das Ffolk seinen Vertreter nicht mit dem Lebensnotwendigen ausgestattet hat. Wer weiß, was es in den Ländern der Großen Menschen zu essen gibt und ob unsereins das überhaupt verträgt.«
    »Aber … ich dachte, Ihr würdet mich begleiten, wie Marina damals …«
    »Herr Kimberon! Ich und in die Fremde ziehen? Dafür bin ich zu alt. Nein, einer muss hier nach dem Rechten sehen, wenn Ihr fort seid. Das schlagt Euch aus dem Kopf!«
    »Erlaubt mir«, mischte sich da Marten Kreuchauff ein, »aber vielleicht könnte, um so einen kleinen Teil meines Fehlers wiedergutzumachen, mein Sohn Herrn Kimberon begleiten …«
    »Karlo?« Kims Stimme kippte vor Schreck eine Oktav höher. Er kannte den ältesten Sohn des Kaufherrn, für den sein Vater einmal eine große Karriere geplant hatte, noch vom Studium her. Der arme Junge, der für eine solche geistige Tätigkeit nicht geschaffen war, hatte sich mit Schimpf und Schande nach Hause schleichen müssen, trotz des ganzen Reichtums seines Vaters. »Ich glaube nicht, dass er …«
    »Papperlapapp! Ich rede nicht von Karlo. Nein, ich spreche von Aldo, meinem Jüngsten. Er ist zwar erst siebzehn, aber sehr anstellig. Er wird dich nicht enttäuschen, Kim.«
    Kim seufzte, aber da er sah, wie viel dem Kaufherrn daran lag, gab er schließlich nach. »Nun gut, dann soll er morgen vor Sonnenaufgang hier sein.«
    »Und jetzt«, ergriff die Gutsfrau das Wort, »darf ich Euch hinauskomplimentieren, Gevatter Kreuchauff. Wenn unser Herr Kimberon gleich morgen in aller Frühe zu dieser wichtigen
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