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Die Herren der Zeit

Die Herren der Zeit

Titel: Die Herren der Zeit
Autoren: Helmut W. Pesch
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gehört. Was mit dem Hohen Elbenfürsten war, wusste keiner.
    Bald jedoch kam die frohe Kunde, dass Burorin und Marina Eltern einer Tochter geworden waren, der sie den Namen Burina gegeben hatten, was Magister Kimberon für etwas einfältig hielt; aber was Namen betraf, so hatten sich die Zwerge noch nie durch eine besondere Vielfalt hervorgetan. Und als drei Jahre später auch der ersehnte Sohn das Licht der Welt erblickte, wurde als sein Name ›Barin‹ in die Tafel des Hauses Bregorin eingehauen.
    So ging die Zeit ins Land. Juncker Rederich Finck, der inzwischen volljährig geworden war, hatte seinen Teil der Verwaltung des Elderlands übernommen, was Kimberon von einigen Aufgaben entlastete, sodass er sich wieder verstärkt seinen Studien widmen konnte. Dennoch hoffte er, dass sich zumindest zu ihrem nächsten Treffen in Aldswick die alten Gefährten wieder einmal sehen würden. Und so schrieb er an alle, die er kannte, Briefe: zum goldenen Wald und in das Reich unter dem Berg, in die Hauptstadt des Imperiums und zu den Gnomen des Sichelgebirges. Und wartete auf Antwort.
    Es war ein wunderschöner Herbsttag im Jahre 792 nach der Zeitrechnung des Ffolks.
    Im Garten vor dem Haus des Kustos hatte Magister Kimberon einen Pavillon errichten lassen. Bunte Lampions hingen darin, die später entzündet werden sollten, wenn der Abend nahte. Der Kaiser und seine Gemahlin saßen auf dem Ehrenplatz, einem Gestühl, das man eigens aus dem Rathaus von Aldswick hatte herbeischaffen lassen. Selbstverständlich war auch der Bürgermeister dabei, begleitet von seiner Frau und seinem Sohn, einem schlaksigen Jungen, der nicht so recht wusste, wohin er mit seinen langen Armen und Beinen sollte. Doch der junge Alderon war kein Dummkopf; er war von Magister Kimberon selbst im Lesen und Schreiben unterrichtet worden und zeigte bereits jetzt großes Geschick im Umgang mit Zahlen. Außerdem konnte er gut zuhören, eine erstaunliche Fähigkeit für jemanden in seinem Alter. Der junge Prinz Talmond dagegen, in einen roten Kittel gekleidet, fühlte sich in der Gegenwart der Erwachsenen sichtlich gelangweilt und suchte nach einer Möglichkeit, irgendwelchen Unsinn anzurichten.
    »Gibt’s hier irgendwo einen Bach, wo man fischen kann?«, fragte er den Sohn des Bürgermeisters.
    »Klar«, meinte Aldo. »Jede Menge.«
    »Worauf warten wir dann?«
    Aldo warf einen Blick zu seinem Vater, der in ein wichtiges Gespräch mit dem König der Gnome vertieft war, vermutlich, um irgendwelche neuen Handelsmöglichkeiten zu erkunden.
    Das Mädchen, das daneben saß, an die Röcke ihrer Mutter geschmiegt, war von einer geradezu durchscheinenden Blässe. Sie hatte die spitzen Ohren der Elben, doch die roten Streifen an ihrem Hals, verkümmerten Kiemen gleich, zeigten deutlich, wer ihr Vater war. Sie sah irgendwie verloren aus.
    »Und was ist mit ihr?«, fragte Aldo.
    Das Mädchen warf einen scheuen Blick hoch zu seiner Mutter. Ithúriël lächelte. »Geh mit ihnen, Almiriël«, sagte sie.
    Almiriël stand auf und machte zögerlich ein paar Schritte.
    »Komm«, sagte Aldo.
    Talmond, der mit seinen neun Jahren nichts Rechtes mit Mädchen anzufangen wusste, verzog zwar das Gesicht, widersprach aber nicht, um das unverhoffte Entkommen aus der Welt der Erwachsenen nicht zu gefährden. Und so trollten sich die drei: der rotgekleidete Junge mit dem dunkelblonden Haarschopf; der Bursche aus dem Ffolk, älter zwar, aber nicht viel größer als er; und das Mädchen mit dem hellen Haar und dem glitzernden Kleid.
    Gregorin saß auf einem großen Stein und hatte ein Zwergenkind auf jedem Knie. Man hätte es dem Alten gar nicht zugetraut, so einfühlsam mit Kindern umzugehen. Aber die sechsjährige Burina und der dreijährige Barin lauschten beide gespannt auf die Geschichten aus alter Zeit, die der Erzmeister zu erzählen wusste.
    »… und so wurde der Drache besiegt«, kam er gerade zum Schluss, »mit der vereinten Macht der zwei Ringe des Zwergengeschlechts, und seitdem hat man in den Mittelreichen nie wieder etwas von den Dunkelelben gehört oder gesehen.«
    Er blickte auf. Burin und Gilfalas waren in ein Gespräch mit Fabian vertieft.
    »Wo ist eigentlich unser Gastgeber?«, fragte Gregorin. »Ich habe ihn schon lange nicht mehr gesehen.«
    Marina, die soeben dabei war, den Tisch zu decken, hob den Kopf. »Er kann nicht weit sein«, sagte sie. »Ich gehe ihn suchen.«
    Ehe irgendjemand etwas sagen konnte, war sie bereits im Haus verschwunden. Frau Metaluna werkelte
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