Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die heimliche Lust

Die heimliche Lust

Titel: Die heimliche Lust
Autoren: Dalma Heyn
Vom Netzwerk:
bringen!<«
    »Aber June, er wußte ja nichts von Ihrer Wahl. Es klingt, als wollten Sie, daß er errät, wie nahe Sie daran waren, ihn zu verlassen, und daß er Ihnen vor Augen führt, wie recht Sie hatten, es nicht zu tun.«
    »Ja. Das habe ich mir einerseits gewünscht. Aber ich wollte natürlich nicht sagen: Weißt du, ich hatte etwas wirklich Tolles und habe es aufgegeben...< Das wollte ich nicht .«
    »Ja, ich verstehe, warum Sie es ihm nicht sagen wollten. Was Sie sich aber erhofften, war eine Huldigung seinerseits, ohne daß Sie die Fakten genannt haben .«
    »Jedenfalls hatte Jonathan recht. Sobald ich alle meine Eier wieder in einen Korb zurückgelegt hatte, in meine Ehe, wurde mir klar, wie fruchtlos es war, von Russell etwas zu erwarten, wonach ich nie auch nur ein Bedürfnis geäußert hatte. Ich fühlte mich wunderbar, in einer merkwürdigen Weise, während ich mich gleichzeitig gräßlich fühlte, weil ich Jonathan verloren hatte. Ich fühlte mich lebendig, klar, zielstrebig. Im Sinne von, ja, das ist es! Ich hatte dieses Gefühl, daß ich imstande sein würde, es auch Russell beizubringen, wenn er mich nur ließe, daß er aufwachen würde, so wie ich aufgewacht war, daß er sagen würde: >O ja! Das sollten wir also tun, damit es im Bett besser wird! Jetzt kapiere ich! Los, machen wir’s!< Aber mir wurde bald genug klar, daß wir, wenn ich bekommen wollte, was ich brauchte, was wir beide brauchten, eine grundlegende Änderung in unserer Ehe herbeiführen mußten, daß wir einander in einer Weise nahekommen mußten, wie es nie zuvor geschehen war, daß eine entscheidende Wende eintreten mußte. Ich hatte die alte Ehe beendet, und wenn wir eine neue haben wollten, dann mußten wir das Ganze aus der Ehe -Ecke herausbekommen und auf eine neue, befriedigendere Basis stellen. Ich glaube, das war der eigentliche Grund meines Dranges, ihm von meiner Affäre zu erzählen. Damit ich dann sagen konnte: >Jetzt, wo es nicht mehr möglich ist, eine vorbildliche Ehe zu führen, müssen wir uns etwas Neues ausdenken .< «
    »Was haben Sie sich darunter vorgestellt ?«
    »Ich hielt das für unsere Chance, zu sehen, ob unsere Verbindung tief genug reicht für eine echte... Beziehung. Meine Vorstellung konzentriert sich auf uns und nicht auf die Partnerschaft oder auf Chloe allein. Auf unser Leben, unsere Lust — ich habe versucht, dies Russell klarzumachen. Neu darüber nachzudenken, warum wir überhaupt zusammen sind. Wollen wir das? Geht zwischen uns wirklich etwas vor? Wovor ich am meisten Angst hatte war, daß Russell sagen würde: >Was willst du eigentlich? Daß ich meine ganze Persönlichkeit ändere? Nun, das kann ich nicht .< «
    »Und daß Sie herausfinden würden, daß nichts in Gang zu bringen ist und Sie und er vielleicht wirklich nicht zusammensein wollten ?«
    »Ja, und darüber wollte ich sprechen. Sollen wir so weitermachen? Ist das die Art und Weise, wie du leben möchtest? Sollen wir ein weiteres Jahrzehnt zusammen angehen? Das war der Punkt, an dem ich war. Aus der Affäre ausgestiegen, wollte ich klären, ob es eine neue Form des Zusammenlebens geben kann .«
    »Was haben Sie also getan? Wie haben Sie ihm all dies beigebracht ?«
    »Ich habe ihn einfach überschwemmt damit, mit all meinen Gefühlen, obwohl ich niemals von Jonathan sprach, aber sonst so, wie ich es Ihnen sagte. Ich wurde einfach hysterisch und redete ihn voll. Dann wurde ich böse über seine Passivität bei meinen Cocktail-Stunden, die ohne die erwartete Reaktion blieben. Und aus diesem Zorn wurde noch größerer Zorn, ich bin wahrscheinlich einfach explodiert, so wütend war ich — auf ihn, auf die Welt, auf die Götter. Ich wollte... mir das Gefühl bewahren, lebendig zu sein. Ich hatte dieses Bedürfnis, eine lebendige Sache auch mit Russell zu haben, dieses Gefühl, alles äußern zu müssen. Was immer ich sagte, irgend etwas rüttelte ihn jedenfalls auf .«
    »Was geschah ?«
    »Russell setzte sich zur Wehr. Ich sei doch diejenige, die so zufrieden mit ihrem Leben sei. Ich hätte doch, was ich wollte — jedenfalls soweit ich mich geäußert hätte. Er war wütend: Die ganze Zeit habe er das Gefühl gehabt, er müsse erraten, was ich wollte, weil ich es ihm nie gesagt hätte; wie, zum Teufel, sollte er es denn wissen? Nie hätte ich ihn wissen lassen, was ich sexuell brauchte — und so sei es im Grunde auch in jeder anderen Hinsicht; ich machte immer den Eindruck, alles sei... ganz in Ordnung. Jetzt komme er sich blöd vor,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher