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Die heimliche Gemahlin

Titel: Die heimliche Gemahlin
Autoren: Deborah Martin
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solchen Kerl war ich heute Morgen ausgesprochen entgegenkommend zu Ihnen. Bisher haben Sie mir nicht einmal mitgeteilt, welche Gründe Sie zu mir führen.“
    „Juliet wurde entführt.“ Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, als sie sie auch schon bereute. Es so auszudrücken, war doch einigermaßen irreführend.
    „Wie bitte?“ schrie er. „Welcher Hund hat das gewagt? Hat man Ihnen bereits eine Lösegeldforderung gesandt? Ihr Vater wird sich doch sicherlich an die zuständigen Stellen in Warwickshire gewandt haben und ...“
    „Halt, halt. Ich wollte damit keineswegs zum Ausdruck bringen, dass dies gegen ihren Willen geschah.“ Sie hielt kurz inne. „Es ist so Misstrauisch kniff er die Augen zusammen. „Wie denn, bei allen Heiligen?“
    Angestrengt krallte sie die Finger ineinander. „Juliet ist weggelaufen ... mit einem Mann.“
    Diese Bemerkung schien ihn mehr zu überraschen als zu schockieren. „Einen Augenblick - sprechen wir von demselben Mädchen? Ihrer schüchternen kleinen Schwester, die jedes Mal fast vor Schreck in Ohnmacht fiel, wenn ich letzten Sommer das Wort an sie richtete?“
    „Ebendiese“, bestätigte sie fest.
    Plötzlich wandelte sich Daniels Gesichtsausdruck. „Ah, nun verstehe ich. Der Mann steht gesellschaftlich unter Ihnen und war deshalb nicht gut genug für Juliet.“ Der Sarkasmus in seiner Stimme war kaum zu überhören. Offenbar war er der Meinung, dass die Swan-Schwestern froh sein konnten, wenn sie überhaupt einen Gemahl fanden.
    Unwillig schüttelte sie den Kopf. „Ich bin fast sicher, dass er nur hinter ihrer Mitgift her ist“, rechtfertigte sie sich dann. „Vielleicht verfolgt er sogar noch weit schlimmere Absichten.“
    Ein langes Schweigen folgte. Schließlich verschränkte er die Arme vor der Brust und schaute sie streitlustig an. „Was, bitte, soll das alles mit mir zu tun haben?“
    „Ist das nicht allzu offensichtlich? Sie müssen mir helfen, Juliet zu finden, bevor es zu spät ist.“
    „Ich? Warum beauftragen Sie nicht einen Detektiv aus der Bow Street mit dieser Aufgabe?“
    Verständnislos blickte sie ihn an. „Wovon sprechen Sie?“ Er seufzte. „Richtig. Sie sind vom Land. Nun, die Detektive der Bow Street verdienen ihr Geld zum Beispiel damit, Verschwundene aufzuspüren.“
    „Aber ich habe keine Ahnung, wie ich einen solchen Herrn ausfindig machen sollte“, wandte sie ein.
    „Das ist Ihnen in meinem Fall doch auch gelungen“, antwortete er trocken.
    Ob er sich wohl im St. Giles versteckt, damit niemand ahnt, wie arm er ist, überlegte sie. Er wohnte wohl kaum freiwillig hier. In der ganzen Gegend reihte sich ein verfallenes Haus ans andere, und durch die papierdünnen Wände konnte man die Bewohner streiten hören. „Sie aufzuspüren war ein Kinderspiel. Ich habe einfach Griffiths Kutscher gebeten, mich zu Ihnen zu bringen.“
    „Und er hat Sie ohne weitere Umstände zum St. Giles gebracht?“ Zornig schüttelte er den Kopf. „Ich werde dafür sorgen, dass der Schwachkopf so schnell wie möglich hinausfliegt!“
    „Kommt überhaupt nicht infrage! Ich habe dem Mann gesagt, es ginge um eine wirklich dringende Angelegenheit, und ihm werde kein Nachteil erwachsen, wenn er mir diesen Gefallen tut.“
    „Haben Sie das? Offenbar pflegen Sie ein ausgezeichnetes Verhältnis zu Griffiths Personal. Warum fragen Sie nicht einen seiner Lakaien, ob er Ihnen helfen könnte, Lady Juliet zu finden“, entgegnete er harsch.
    „Weil Dienstboten gern tratschen. Ich werde kaum selbst dafür sorgen, dass Griffiths Personal erfährt, was geschehen ist, nachdem ich alles unternommen habe, dies unseren Angestellten zu verheimlichen“, erklärte sie.
    „Welchen Bären haben Sie den Leuten aufgebunden?“ „Dass Juliet nach London gereist wäre, um Rosalind zu besuchen, und ich ihr folgen würde. Falls bekannt werden
    sollte, dass Juliet mit einer so zwielichtigen Gestalt auf und davon ist
    wäre der gute Name Ihrer Familie dahin“, vollendete er ihren Satz.
    „Seien Sie doch nicht albern - darum mache ich mir nicht die geringsten Sorgen. Mir geht es allein um Juliets Zukunft. Sie hat sich immer nur einen Gemahl gewünscht, der es versteht, sie glücklich zu machen. Und dieser Kerl wird das sicherlich nicht tun! Sollte man von ihrer Flucht erfahren, ist ihr Ruf ein für alle Mal ruiniert, selbst wenn sie ... noch unberührt wäre. Ich weiß nicht, wie diskret die Detektive der Bow Street vorgehen, aber ich kann in dieser Sache keinem Fremden vertrauen.
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