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Die heimliche Gemahlin

Titel: Die heimliche Gemahlin
Autoren: Deborah Martin
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hätten leicht in die Hände von Straßenräubern oder Wegelagerern fallen können. Und selbst so mancher Gentleman ist sich nicht zu schade dafür, eine allein reisende Frau zu belästigen“, schimpfte er. „Was wäre dann aus Ihnen geworden? War Ihr Vater etwa damit einverstanden?“
    „Sicherlich. Ihm blieb ja nichts anderes übrig. Glauben Sie, er möchte Juliet mit einem gewissenlosen Mitgiftjäger verheiratet sehen?“ Helena zitterte und zog den dünnen Musselinumhang enger um die Schultern.
    Mitfühlend betrachtete Brennan sie. „Sie können doch gar nicht wissen, ob der Mann wirklich nur hinter Juliets Geld her ist. Die Kleine ist sehr hübsch. Vielleicht hat er sich schlicht in sie verliebt.“
    „Wohl kaum“, erwiderte sie aufgebracht. „Oder der Herr ist mehr als wankelmütig. Zuerst machte er nämlich mir den Hof. Selbstverständlich wies ich ihn zurück ...“ „Selbstverständlich“, wiederholte er trocken. „Allerdings erst, nachdem er mir in blumigsten Worten versichert hatte, wie sehr er sich angeblich vom ersten Au-genblick zu mir hingezogen gefühlt habe“, sprach sie zornig weiter, „und meiner bezaubernden Schönheit einfach nicht habe widerstehen können. Es ist wohl kaum der Erwähnung wert, dass ich nicht so naiv war, auf diese schmeichlerischen Lügen hereinzufallen.“
    „Warum glaubten Sie ihm nicht?“ fragte er.
    „Männer haben für Krüppel kaum viel übrig, Sir.“
    Als ihr auffiel, mit welchem Blick er sie bei dieser Bemerkung bedachte, bereute sie ihre Worte. Aus diesem Blick sprach tief empfundenes Mitgefühl. Ja, er schien ihr gar bis auf den Grund der Seele zu schauen. Dann musterte er sie eindringlich, bis ihr heiß und kalt wurde.
    „Derart dumm können doch wahrlich nicht alle Männer sein“, sagte er dann leise.
    Sie fühlte plötzlich ein solch leidenschaftliches Begehren in sich aufflammen, dass es sie fast schmerzte. Seitdem sie ein Opfer dieser Krankheit geworden war, hatte kein Mann sie mehr auf diese Weise betrachtet. Bis heute hatte sie vollkommen vergessen, welche Gefühle ein so sinnlicher Blick in einer Frau zu erwecken vermochte.
    Aber weshalb musste ausgerechnet Brennan ein Meister dieser Kunst sein?
    Weil er ein Frauenheld ist, gab sie sich selbst zur Antwort. Er war ein geübter Charmeur, wie sie nur zu genau wusste. „Natürlich ist und war es mir ganz gleich, was Mr. Morgan tatsächlich von mir hält“, erklärte sie dann, um Fassung bemüht.
    „Natürlich.“
    Die Sanftheit, mit der er dies äußerte, machte es nur noch schwerer für sie. Verzweifelt suchte sie die eigene Verletzlichkeit zu verbergen. „Er war ohnehin kein Mann, den ich für einen geeigneten Gemahl gehalten hätte.“
    Er schwieg einen Augenblick. Dann erwiderte er kühl: „Zweifellos.“
    „Was sich seitdem ereignete, beweist nur, wie Recht ich damit hatte, ihm zu misstrauen.“
    „Ihre Schwester scheint da allerdings anderer Ansicht gewesen zu sein“, gab er zu bedenken.
    Sie seufzte. „Juliet ist jung und naiv. Meine Einwände gegen Morgan beeindruckten sie in keiner Weise. Meine allgemein wenig günstige Meinung von Männern ließ sie wohl annehmen, dass ich voreingenommen wäre.“
    „Wie konnte das Mädchen nur auf einen so abwegigen Gedanken verfallen? Rätselhaft“, entgegnete er ironisch. „Aber welche erschreckende Erkenntnis ereilte Sie denn nun eigentlich auf Ihrer Suche nach den beiden?“ Unsicher blinzelte sie. „Ich zeigte auf dem Weg einigen Leuten Morgans Bild.“
    „Sie besitzen ein Porträt von ihm?“
    „Ja. Als Juliet verschwand, zeichnete ich ihn aus dem Gedächtnis. Mit Hilfe dieses Bilds und einer Miniatur von Juliet gelang es mir herauszufinden, dass die beiden sich nach London aufgemacht hatten - und nicht etwa nach Gretna Green. Falls er sie wirklich zu heiraten gedenkt, warum hat er sie dann hierher gebracht?“
    „Ausgezeichnete Frage“, gab er zu und runzelte die Stirn.
    „Meine Befürchtungen verschlimmerten sich noch, als ich in Aylesbury eine Kellnerin traf, die Mr. Morgan kennen gelernt hatte, als er nach Warwickshire reiste.“ Sie hielt kurz inne. „Er hatte dort mit einigen Freunden Station gemacht, bevor er nach Stratford weiterfuhr. Bei diesen Herren handelt es sich offenbar um recht zwielichtige Gestalten.“
    Besorgt trat Brennan wieder an den Tisch. „Inwiefern?“ „Nun ...“ Sie guckte ihn an. „Das Mädchen war sicher, dass Morgan und seine Kumpane Schmuggler sind.“

3. KAPITEL
    Daniel gelang es nur mit
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