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Die heimliche Gemahlin

Titel: Die heimliche Gemahlin
Autoren: Deborah Martin
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den Vermutungen ihrer Schwestern, regten Männer durchaus Helenas Fantasie an - insbesondere halb nackte Männer von derart beeindruckender Statur. Er war ein echter Herkules, der die kräftige Brust und die breiten Schultern eines Faustkämpfers besaß. Und unglaublich starke Arme ...
    Derzeit wirkte Herkules allerdings einigermaßen verwirrt. „Lady Helena?“ Er schüttelte den Kopf, als würden ihm die Augen ein Trugbild vorgaukeln. „Sind Sie es wirklich?“
    Mit einiger Mühe gelang es ihr, den Blick zu heben und ihm ins Gesicht zu sehen. „Guten Morgen, Mr. Brennan. Tut mir ausgesprochen Leid, falls ich Sie geweckt habe ...“ Als ob dies nicht völlig offensichtlich gewesen wäre - sein zerzaustes blondes Haar und die fehlende Kleidung bestätigten dies zur Genüge.
    „Ist auf Swan Park alles beim Rechten? Und wie geht es Ihrem Vater?“
    „Durchaus ... Nein ... Ich will sagen ...“
    Er stützte einen Arm gegen den Türrahmen. Das Spiel seiner Muskeln war beeindruckend. Wie, um alles in der Welt, sollte eine Dame beim Anblick dieses göttergleichen männlichen Körpers ein vernünftiges Gespräch führen?
    Alles an ihm war vollkommen.
    „Fühlen Sie sich unwohl?“ fragte er.
    Unwillkürlich waren ihre Augen zu seiner bemerkenswert gewölbten Unterhose gewandert. Jetzt blickte sie eilig auf. „Nein!“ rief sie viel zu laut. „Mir geht es ausgezeichnet“, fügte sie dann leiser hinzu.
    Zweifelnd zog er eine Braue hoch, als wüsste er genau, wie sehr Helena seine Erscheinung aus der Fassung brachte. „Verzeihen Sie die ein wenig unpassende Garderobe, aber ich hatte um diese Zeit nicht mit Besuch gerechnet.“ „Aber keine Ursache! Mir waren Ihre Unt... Ihre Kleidung oder vielmehr Ihre nicht vorhandene ...“ Liebe Güte, sie gebärdete sich wie eine dumme Gans. „Mir war dieser Umstand bisher jedenfalls entgangen, wie ich Ihnen versichern darf.“
    „Tatsächlich?“ In seinen grauen Augen schien es spöttisch zu funkeln. „Wollen Sie nun gar meinen Stolz verletzen, Lady Helena?“
    „Keineswegs! Nur ... ich ...“
    „Schon gut.“ Gedankenverloren fuhr er sich über die behaarte Brust. „Weshalb berichten Sie mir nicht lieber, was Sie nach London und zu diesem unerhört frühen Besuch bei mir treibt?“
    „Selbstverständlich.“ Sie richtete sich zu voller Größe auf. „Ich muss Ihre Hilfe in einer ... persönlichen Angelegenheit einfordern, Mr. Brennan.“
    „Sie fordern etwas von mir. So, so.“ Er musterte sie prüfend. „Ist es Ihrer Aufmerksamkeit entgangen, dass ich nicht länger ein Angestellter Ihres Schwagers bin? Wenn ich Knighton Trading auch noch bis zu seiner Rückkehr leite. Ich wüsste also kaum, wie ich Ihnen ...“
    „Nein! Diese Sache hat im Grunde nichts mit Griffith zu tun.“
    „Dann sollten Sie mir vielleicht berichten, worum es sich eigentlich handelt“, antwortete er ungeduldig und trat ein wenig beiseite.
    „Ich ..." Sie verstummte, denn in diesem Augenblick kam ein weiterer Gast des St. Giles die Treppe herauf. Kaum war der ungekämmte Herr an ihnen vorbei und in sein Zimmer geschlurft, sprach sie leise weiter: „Falls Sie gestatten, Mr. Brennan, würde ich dieses Gespräch gern unter vier Augen fortsetzen. Darf ich eintreten?“
    Ein teuflisches Lächeln umspielte seine Lippen. „In mein Zimmer? Ganz allein mit mir? Fürchten Sie denn keinen Skandal, wenn Sie sich ohne Begleitung in der Gesellschaft eines Mannes meines Rufs aufhalten?“
    Leider hatte er mit diesem spöttischen Einwand nicht ganz Unrecht: Wenn Mr. Brennan heutzutage auch ein angesehener Mann war, hatte er seine Jugend doch bei einer Schmugglerbande verbracht. Auch der Umstand, dass er der uneheliche Sohn eines Straßenräubers war und noch dazu einen recht zügellosen Lebensstil pflegte, machte ihn kaum zum geeigneten Beschützer einer jungen Dame. Von seiner gegenwärtigen Garderobe einmal ganz abgesehen ...
    „Wenn Sie sich vorher vielleicht anziehen wollen“, schlug sie vor.
    „Ich würde mich weit lieber noch eine Weile ins Bett legen“, wandte er ein. „Am besten fahren Sie einstweilen dorthin zurück, wo Sie in London übernachten, und ich komme dann später zu Ihnen. Dann können wir gern unsere kleine Unterhaltung ganz im Privaten fortsetzen.“
    „Auf keinen Fall!“ protestierte sie. „Ich muss jetzt mit Ihnen sprechen. Es ist wirklich sehr dringend.“
    „Danny!“ rief plötzlich eine lockende Frauenstimme aus dem Zimmer. „Sally hat eine schöne Überraschung für
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