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Die heimliche Gemahlin

Titel: Die heimliche Gemahlin
Autoren: Deborah Martin
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dich! Willst du sie sehen?“
    Entsetzt erstarrte Helena. Himmel, die ganze Angelegenheit entwickelte sich weit schlechter, als sie befürchtet hatte. Jetzt war auch noch eine Frau bei ihm!
    Mr. Brennan seufzte gequält. „Schlaf weiter, Sally! Ich bin gleich wieder zurück.“
    Doch damit gab seine Gespielin sich nicht zufrieden. Zu Helenas Entsetzen tauchte sie nun hinter ihm im Türrahmen auf. Sie war eine jener gewissen Damen, daran konnte keinerlei Zweifel bestehen. Andernfalls wäre sie nicht völlig zerwühlt und gänzlich nackt hier erschienen, um sich in die Unterhaltung einzumischen.
    Helena konnte kaum fassen, dass eine Frau es wagte, am helllichten Tag unbekleidet herumzuspazieren. Sie selbst hatte dergleichen niemals getan, nicht einmal vor den ei-genen Schwestern - von einer Fremden ganz zu schweigen! Obwohl sie sich oft heimlich gewünscht hatte, einmal einen Akt zu zeichnen, wusste sie doch, dass die Abbildung des nackten menschlichen Körpers unzüchtig war.
    Diese Tatsache war Sally hingegen offensichtlich unbekannt, denn sie zeigte keinerlei Spur von Scham. „Hallo“, grüßte sie knapp und stützte eine Hand auf die wohlgeformte Hüfte. Dann betrachtete sie Helena ungeniert vom strengen Hut bis hinunter zur Spitze des unvermeidlichen Gehstocks. „Wusste gar nicht, dass Danny noch eine bestellt hat. Ich kenn dich gar nicht, Süße. Bist du eine von den teuren, die die Gentlemen aushalten? Dachte immer, unser Danny mag’s zünftig, aber feinere Kost ist ihm wohl doch lieber.“
    „Sally ...“, versuchte Daniel ihr warnend Einhalt zu gebieten, während Helena sie nur sprachlos aus weit geöffneten Augen anstarrte.
    „Schon klar, Danny. Ich weiß doch, dass du’s gern auch mal mit zwei Mädels machst. Lass die Kleine also ruhig rein. Und falls dich ihr Bein stört, davon wirst du gar nichts mehr merken, wenn wir uns erst einmal im Bett vergnügen
    „Sally“, unterbrach er sie. „Bevor du diese Dame in mein Schlafgemach einlädst, solltest du wissen, dass sie Griffiths Schwägerin ist, Lady Helena. Und sie dürfte kaum gekommen sein, um sich ein bisschen mit uns zu amüsieren.“
    Ein Schrei des Entsetzens entfuhr Sally. Dann versteckte sie sich rasch hinter Brennans Rücken und versetzte dem Mann einen Knuff. „Ja, warum, um alles in der Welt, lässt du mich vor der feinen Dame hier plappern wie eine dumme Nä...“ Doch dann brach sie in schallendes Lachen aus. „Du willst mich doch nur hochnehmen, Daniel Brennan! Als ob ’ne Dame allein in die Buckeridge Street spazieren würde! Du musst mich für eine völlige Gans halten!“
    „Leider fürchte ich, Miss ... ähm ... Sally“, erklärte nun Helena, „dass Mr. Brennan Sie nicht ,hochnimmt. Ich bin wirklich Mr. Knightons Schwägerin.“
    Peinlich berührtes Schweigen folgte, und Helena senkte den Blick. Sie konnte Sallys Worte nicht vergessen. Falls dich ihr Bein stört. Als ob daran auch nur der geringste Zweifel bestünde! Sie hatte schmerzlich lernen müssen, dass ihr krankes Bein jeden Mann abschreckte. Mr. Brennan würde da kaum eine Ausnahme machen.
    „Sally, Liebling“, sagte er endlich sanft, „weshalb wartest du nicht drinnen auf mich? Du verunsicherst die Dame.“
    „Gut, gut. Aber bleib nicht zu lang fort, Süßer“, antwortete sie und musterte Helena nochmals von Kopf bis Fuß, die sich unter diesem Blick fühlte, als wäre sie keine vollwertige Frau. Dann drehte Sally sich um und verschwand im Zimmer. Wie ist es wohl, im Bett zu liegen und Mr. Brennan zu erwarten, überlegte Helena.
    Grundgütiger, was war nur mit ihr los? Nie im Leben würde sie sich so schamlos benehmen! Selbst wenn ein Mann sie auf diese Art begehren sollte.
    Entschlossen schaute sie ihm in die Augen.
    Er erwiderte diesen Blick besorgt. „Bitte verzeihen Sie Sally. Sie ist den Umgang mit Frauen wie Ihnen nicht gewohnt.“
    Und welche Art Frau bin ich, hätte sie am liebsten gefragt. Eine wohlerzogene junge Dame oder schlicht nur eine, deren lahmes Bein sie unattraktiv macht für jeden Mann?
    Mit einiger Mühe verdrängte sie ihren Neid auf Sally und antwortete: „Sicher, das kann ich mir denken.“
    „Vielleicht wäre es doch besser, wenn ich Sie später an einem geeigneteren Ort aufsuche, Lady Helena“, schlug er vor.
    „Nein, diese Angelegenheit duldet keinen Aufschub. Ich bitte Sie.“ Es missfiel ihr zwar außerordentlich, um seine Hilfe betteln zu müssen, aber ihr blieb nichts anderes übrig. „Ich wollte Sie selbstverständlich nicht
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