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Die heimliche Braut

Die heimliche Braut

Titel: Die heimliche Braut
Autoren: Margaret Moore
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seines zugigen Cottage zu bewegen, doch davon wollte er nichts wissen.”
    “Nahm einfach nur das Essen und das Brennholz, das du ihm brachtest, was?”
    “Aye, aber ich mache mir Sorgen um ihn, wie er so ganz allein dort haust. Vielleicht kann ich ihn überreden …”
    “Holldrihi und holldrihoo, die holde Maid aus Killamagroo …” Urplötzlich dröhnte laut eine singende Männerstimme von jenseits des Tores, so dass die beiden wie Bluthunde erstarrten, die eine Fährte witterten.
    “Da ist Vater ja!”, bekundete Kenneth unnötigerweise, denn in ganz Glencleith gab es nur einen, der so laut und oft der Sangeslust frönte. “Er hört sich glücklich an. Sehr glücklich sogar!”
    Riona ersparte sich den Hinweis darauf, dass Onkel Fergus generell so aufgeräumt klang. Hätte er unglücklich geklungen, wäre das Anlass zur Besorgnis gewesen.
    “So besteht wohl Hoffnung, dass er einen guten Preis für die Wolle erzielt hat”, vermutete sie, während sie das Tor öffnete.
    “Wünschen wir uns vor allem, dass er unterwegs nicht ein halbes Dutzend Hausierer oder Hungerleider aufgelesen hat!”, ergänzte Kenneth. “Wäre ich nur mit ihm gefahren! Ich hätte es ja getan, aber er ist aufgebrochen, bevor ich von der Jagd zurück war. Fast möchte man glauben, er hat’s absichtlich gemacht!”
    Im Interesse der Familienharmonie verzichtete Riona lieber auf den Hinweis, dass Kenneth mit seinem Verdacht durchaus richtig lag. Sie hatte versucht, ihren Onkel zu überreden, auf die Rückkehr des Sohnes zu warten – mit dem Ergebnis, dass er ihren Einwand kurzerhand beiseite wischte und darauf verwies, bereits mit Wolle gehandelt zu haben, ehe sie überhaupt geboren worden war. Das entsprach zwar der Wahrheit, doch Riona wurde den Gedanken nicht los, dass er sich schon seit damals übers Ohr hauen ließ.
    “Solange er bei guter Stimmung ist”, schlug Kenneth vor, “wäre jetzt vielleicht der geeignete Zeitpunkt, ihm ins Gewissen zu reden, er möge doch mehr … oder weniger …”
    “Ich knöpfe ihn mir gleich vor”, entgegnete Riona. Ein Hinauszögern hätte ihr die Aufgabe ohnehin nicht erleichtert.
    Durch das unbewachte Tor zog die uralte Mähre nun den Karren. Auf dem Sitzbrett thronte Onkel Fergus, gekleidet in seine wollene Schottentracht, den Umhang tief unter dem stattlichen Bauch gegürtet, das Leinenhemd halb über dem Gürtel hängend. Strähnen seines schulterlangen grauen Haars hatten sich dem Lederriemen, mit dem er seine Lockenpracht ansonsten bändigte, entzogen. Er wirkte dermaßen zerzaust, dass Riona vermutlich angenommen hätte, er habe getrunken. Aber Onkel Fergus trank nur selten übermäßig, und im Dorfe erst recht nicht.
    “Und ich führte sie soooo aus Killamagrooooo!” Schwungvoll brachte er das Lied zu Ende, um dann strahlend auf Sohn und Nichte herunterzuschauen wie ein triumphierender Heerführer, der von einem langen und beschwerlichen Feldzug heimkehrt. “Aha! Da seid ihr beide ja!”, rief er aus, wobei er die Zügel losließ und sich erhob. Er breitete die Arme aus, als wolle er die gesamte kleine Wehranlage umarmen, mitsamt Palisaden, Steingebäuden und allem Drum und Dran. “Riona, meine Schöne! Ich habe interessante Neuigkeiten für dich!”
    Ungeachtet des bevorstehenden Gespräches und trotz ihrer Befürchtungen hinsichtlich des für die Wolle erzielten Preises konnte Riona sich ein Lächeln nicht verkneifen. Eine Schönheit war sie zwar lediglich in den Augen ihres liebevollen Onkels, aber seine Anrede gab ihr stets das Gefühl, möglicherweise doch ein klein wenig schön zu sein.
    “Was für Nachrichten! Und wenn ich gewartet hätte, hätte ich sie vielleicht gar verpasst!”, verkündete er mit einem missbilligenden Seitenblick auf seinen Sohn. Dann drehte er sich um und machte sich ans Absteigen, wobei sein Umhang sich beinahe an einer Ecke des Sitzbrettes verhakt hätte.
    Mit einem milden, leisen Kraftausdruck zupfte er den Wollstoff los und bedeckte seine bloßen Knie.
    “Macht dir dein Rücken Beschwerden?”, fragte Riona besorgt, während ihr Cousin und sie vorstürzten, um dem Alten zu helfen. “Du hast doch nicht etwa beim Abladen der Wolle geholfen?”
    “Nein, nein, meine Schöne”, versicherte er. “Die ganze Arbeit habe ich den jungen Spunden von Mac Heath überlassen.”
    Kenneth warf Riona einen verärgerten Blick zu. Dieser Mac Heath war nicht eben als ehrbarer Kaufmann bekannt. Riona zweifelte nicht, dass Kenneth, hätte er denn das Sagen, kein
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