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Die heimliche Braut

Die heimliche Braut

Titel: Die heimliche Braut
Autoren: Margaret Moore
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Tal waren bewaldet – wohl für das Jagdvergnügen des Lehnsherrn, wie Riona vermutete. Wahrscheinlich gingen er und seine Freunde dort mit Hunden und Habichten auf die Pirsch.
    Welch ein Kontrast zu Glencleith, das über den kärgsten, steinigsten Boden im ganzen Land verfügte!
    “Sagte ich nicht, dass es eine prächtige Wehranlage sei?”
    “Fürwahr, und es stimmt!”, murmelte Riona, die das mächtige Bauwerk studierte, dessen Entstehung Jahre gekostet haben musste.
    Zwei massige Steinmauern sowie ein Burggraben dazwischen bildeten den äußeren Befestigungsring. Die Mauern waren verstärkt durch Türme, von denen aus man die Straße, den Fluss und die jenseits des Tales ansteigenden Hügel überwachen konnte. Das Torgebäude wirkte wie eine kleine Bastion für sich und ließ die Fuhrwerke, die unter dem hölzernen Fallgatter durchzogen, geradezu zwergenhaft erscheinen.
    Riona vermochte sich nicht vorzustellen, welche Mengen an Steinen und Mörtel man für diesen Bau verwendet, wie viele Handwerker daran gebaut und was das alles gekostet hatte. Offenbar musste Sir Nicholas großzügig von König Alexander entlohnt worden sein, und zwar mit mehr als nur dem Grund und Boden, auf welchem das Castle stand. Außerdem verfügte er wohl über ein ganzes Heer an Soldaten, Gesinde und Bogenschützen. Es gab Zeiten, da fiel ein reibungsloses Wirtschaften schon auf einem kleinen Anwesen wie dem des Onkels nicht leicht. Somit konnte sie nur ansatzweise ermessen, welchen Schwierigkeiten der Burgherr zu Dunkeathe sich möglicherweise gegenübersah. Aber sicherlich beschäftigte er einen Verwalter und andere Helfer.
    Möglicherweise beruhten die Gerüchte von Sir Nicholas’ überragendem Können in der Schlacht und beim Turnier doch nicht auf Übertreibungen. Falls er tatsächlich aus bescheidenen Verhältnissen stammte, wie es ihr Onkel behauptete, so hatte er eine Menge erreicht, wollte man denn Erfolg an Reichtum und diesem Kastell allein messen.
    “Wir sind nicht die Einzigen, die seiner Einladung zur Brautschau gefolgt sind”, bemerkte Onkel Fergus, wobei er mit dem Kopf in Richtung der anderen Karren und Wagen wies, die bereits vor ihnen über die Landstraße rumpelten. Etliche der Gefährte waren reich verziert, von Wachen eskortiert und begleitet von weiteren Männern in langen Mänteln, die auf edlen Pferden mit farbenprächtigem Zaumzeug ritten. Nach Rionas Einschätzung handelte es sich dabei um Edelleute. Andere Gespanne wiederum waren mit Fässern beladen, vermutlich mit Ale oder Wein gefüllt, sowie Körben oder Säcken voller Proviant – so reichhaltig, dass es, zumindest dem Äußeren nach, für die Speisung einer ganzen Menschenmenge gereicht hätte.
    Ja, wie viele Kandidatinnen erwartete dieser Sir Nicholas denn?
    Riona bemühte sich, nicht darüber nachzudenken oder jene Reisenden und deren Gefährte nicht mit dem bejahrten grauen Klepper und dem altersschwachen Karren ihres Onkels zu vergleichen. Über ihre Kleidung oder die Schottentracht von Fergus wollte sie sich nicht den Kopf zerbrechen.
    “King Alexander muss über die Dienste von Sir Nicholas hocherfreut gewesen sein”, meinte sie schließlich, während sie sich dem mächtigen Torhaus näherten.
    “Aye, dem Vernehmen nach hat er eine herausragende Rolle bei der Niederschlagung der jüngsten Rebellion gespielt”, bestätigte Fergus. “Und wie man hört, soll er ein stattliches Mannsbild sein”, ergänzte er augenzwinkernd. “Kühn, reich und auch noch ansehnlich – das findet man selten!”
    Als sie ans Torgebäude gelangten, traten ihnen zwei Wachen in den Weg, beide in Kettenhemden und schwarzen Waffenröcken, ausgerüstet mit Lanzen sowie mit Schwertern an der Seite. Etliche Soldaten patrouillierten auf den überdachten Wehrgängen droben auf der Mauer, ganz so, als rechne Sir Nicholas jeden Moment mit einer Belagerung.
    Die Zeiten indes waren ausgesprochen friedlich. Außerdem hätte es wohl eines riesigen Heeres, großer Entschlossenheit und gewaltiger Anstrengungen bedurft, um diese Festung einzunehmen. Riona fiel kein schottischer Führer ein, dem eine solche Streitmacht zur Verfügung stand oder der unter diesen Umständen einen Aufstand gegen Alexander angezettelt hätte. Denn gegen den Normannen zu Felde zu ziehen hätte gleichzeitig bedeutet, sich mit dem Herrscher anzulegen, der ihn entlohnt hatte. Vermutlich wollte der Herr von Dunkeathe mit diesem Aufgebot jedermann seine Macht und Stärke demonstrieren.
    “Heda! Was
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