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Die Hebamme von Venedig

Die Hebamme von Venedig

Titel: Die Hebamme von Venedig
Autoren: Roberta Rich
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und küsste ihn vor allen Leuten auf dem Platz. Sie drückte ihren Körper an seinen, und die Wärme in ihr hatte nichts mit der Sonne zu tun, die auf sie beide herabschien. Sie fühlte seine Hände, die einmal so weich und glatt gewesen und jetzt voller Schwielen waren. Hannah strich ihm über die Rippen.
    »Wie ein Waschbrett. Ich werde dafür sorgen müssen, dass du wieder etwas Fleisch auf die Knochen bekommst.«
    »Und du?«, sagte er. »Wohlgenährt bist auch du nicht gerade.«
    Die beiden hielten Matteo zwischen ihren Körpern an sich gedrückt, so fest, dass der Kleine zu protestieren begann. Sie rückten wieder auseinander, aber nur ein wenig. Ihre Hände blieben verschränkt, und zu dritt bildeten sie ein enges Ganzes.

Eine Nachbemerkung

    D ie Idee, Hannahs Geschichte zu erzählen, kam mir bei einem Spaziergang durch Venedig, den ich mit einem Caffè corretto und ein paar Hamantaschen im Ghetto Nuovo in Cannaregio beendete. Es faszinierte mich, wie sehr diese kleine Insel einem Filmset glich, der offene Campo mit dem Brunnen und den schmalen Gebäuden, die ihn auf drei Seiten umgaben.
    Im 16. Jahrhundert kamen mehr und mehr Juden aus Nordeuropa, aus Spanien und Portugal hierher, und die sowieso schon kleinen Wohnungen wurden immer noch kleiner, indem man sie weiter unterteilte, ganz so, wie man einen Kuchen in kleinere und kleinere Stücke schneidet, wenn unerwartet neue Gäste kommen. Einzelne Stockwerke wurden hinzugefügt, und am Ende erlaubte die Stadtregierung den Juden, sich auf zwei zusätzlichen Inseln niederzulassen, im Ghetto Vecchio und im Ghetto Novissimo.
    Ich versuchte mir vorzustellen, wie das tägliche Leben hier ausgesehen haben mochte, mit großen, kinderreichen Familien unter stark beengten Bedingungen. Das brachte mich auf die Hebammen, auf Geburtslöffel und die Frage danach, wie solche Hilfsmittel damals wohl aufgenommen wurden – womit der Boden für Die Hebamme von Venedig bereitet war.
    Gab es eine solche Frau? Der Gedanke gefällt mir, auch wenn ich bei meinen Recherchen auf niemanden dergleichen gestoßen bin. Was zweifellos daran liegt, dass die Erfahrungen der Frauen, ihre Kraft und ihre Leistungen keinen Eingang in die Geschichtsschreibung gefunden haben.

Einige Worterklärungen

    Arsenale (di Venezia) – Schiffswerft, Zeughaus und Flottenbasis der Republik Venedig
    Bracha – Segen
    Bucintoro – repräsentatives Staatsschiff der Dogen
    Calle – Gasse, kleine Straße Venedigs
    Campo – Platz
    Caramusal – schweres türkisches Handelsschiff
    Cassone – mittelalterliche Truhe
    Castello – Stadtteil von Venedig
    Challah – traditionelles Sabbat-Brot
    Chemise – Hemd, Unterkleid
    Cioppà – leichter Überwurf, mantelähnlicher Umhang
    Cittadino – Bürger
    Conte – Graf
    Contessa – Gräfin
    Cortigiana – Kurtisane
    Dolmasi – gefüllte Weinblätter
    Esecutori contro la Bestemmia – Verfolger der Blasphemie
    Fegato – Kalbsleber
    Felze – Dach auf einer Gondel, das vor Blicken schützt, kleine Kabine
    Fondaco (Pl. Fondachi) – Warenlager
    Fondamenta – Bezeichnung für die an den Kanälen gelegenen Gehwege in Venedig
    Fórcola – Gabel für das Ruder einer Gondel
    Galeone – großes Kriegs- oder Handelsschiff
    Gesso – Gips
    Get – Scheidungsdokument für jüdische Ehen
    Hamantaschen – süßes Gebäck
    Hanimefendi – Herrin, meine Dame
    Hora – ursprünglich vom Balkan stammender Tanz zur Klezmer-Musik
    Jarmulke – Samtkäppchen
    Katechumene – Taufbewerber, Person, die zum Christentum übertreten möchte
    Kiddusch – Segen
    Kigel, Kugel – Nudelpudding
    Koschenille – aus der Koschenille-Schildlaus gewonnener roter Farbstoff
    Levatrice – Hebamme
    Loghetto – Wohnraum
    Lokum – türkische Süßigkeit
    Marangona – Name der ältesten Glocke im Campanile (Turm) von San Marco
    Matze – dünnes jüdischen Fladenbrot
    Maschallah – »Wie Gott will«
    Menora – siebenarmiger Leuchter
    Mercato – Markt
    Mesusa – Schriftbehälter am rechten Türpfosten mit Texten
    Midrasch – Auslegung der Bibel, hier: Bibelschule
    Mikwe – rituelles jüdisches Tauchbad
    Mizwa – eine gute, gottgefällige Tat (bzw. das Gebot dazu)
    Niddah – Frau während bzw. vor dem rituellen Reinigungsbad der Menstruation
    Padiglione – Himmelbett, Baldachin
    Parrocchia – Kirchengemeinde
    Peies – die langen Schläfenlocken orthodoxer Juden
    Pelisse – Kleid, Umhang, Robe
    Pessach – wichtiges jüdisches Fest in Erinnerung an den Auszug aus Ägypten
    Piroge –
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