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Die Hand im Moor (German Edition)

Die Hand im Moor (German Edition)

Titel: Die Hand im Moor (German Edition)
Autoren: Inger Lindson
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ihnen an nichts fehlte und sie eingeladen, jeden Abend mit ihnen zu essen. Er wußte das Volker damit nicht einverstanden war. Es fiel seinem zukünftigen Schwiegersohn nicht leicht, Dominik Bachmann auf Freyhof zu akzeptieren. Durch Dominiks Anwesenheit wurde er ständig an sein Versagen erinnert.
    "Ich werde mir nie verzeihen können, daß meine Liebe zu Rachmaninow Christina beinahe das Leben gekostet hätte", sagte er zu seinem Schwiegervater. "Selbst Harro hat mehr Verstand als ich."
    "Du solltest nicht so hart mit dir sein, Volker", meinte Paul Baron von Frey. "Wir sind alle nur Menschen. Glaubst du, ich mache niemals Fehler?"
    "Jedenfalls nicht so schwerwiegende, Onkel Paul", bemerkte der junge Mann. "Christina hat sich auf mich verlassen. Wie ve rzweifelt muß sie gewesen sein."
    "Christina hat ihren Schock inzwischen überwunden", erw iderte der Baron. "Seit ihrem Unfall sind fast zwei Wochen vergangen."
    Er sah ihn an. "Hat sie dir etwa Vorwürfe gemacht?"
    Volker schüttelte den Kopf. "Ich wünschte, sie hätte es", meinte er niedergeschlagen. "Vorwürfe würden es mir leichter machen", fügte er mit einem mißlungenen Grinsen hinzu. "Dann könnte ich mich wenigstens verteidigen." Er ließ die Schultern hängen. "Christina ist unwahrscheinlich lieb zu mir, so, als wollte sie mich trösten."
    "Und so etwas trifft natürlich besonders." Sein Schwiegervater nickte. "Warum macht ihr euch heute nicht einen schönen Tag?" fragte er. "Soweit ich weiß, liegt nichts Dringendes vor. Fahrt ans Meer, geht heute abend miteinander essen und anschließend ta nzen." Er zwinkerte ihm zu. "Ich werde dir doch nicht sagen müssen, wie man das Herz einer Frau erobert."
    "Du vergißt, daß Christinas Herz nach wie vor Jürgen gehört", erinnerte ihn Volker.
    "Es liegt nur an dir, ihn aus ihrem Herzen zu verdrängen", meinte der Baron. Er berührte Volkers Schulter. "Also, worauf wartest du noch? Wie ich meine Tochter kenne, wird sie begeistert sein, wenn du sie aus ihrem Büro befreist."
    Christina von Frey saß im Wirtschaftsgebäude hinter ihrem Computer und überprüfte die Einkaufslisten der letzten drei M onate. Gleich nach dem Abitur hatte sie mit ihrer Arbeit auf dem Gut begonnen. Nach und nach war sie zur Sekretärin ihres Vaters aufgerückt. Auch wenn sie ihre Arbeit eigentlich liebte, es gab Tage, da hielt es sie kaum im Büro.
    Die junge Frau blickte von ihrer Arbeit auf. Sie dachte an die Männer, die draußen im Moor arbeiteten. Wie gerne wäre sie bei ihnen gewesen. Stundenlang konnte sie Dominik Bachmann zuh ören, wenn er von seiner Arbeit erzählte. Für Archäologie hatte sie sich bisher nur am Rande interessiert, doch nun war das anders geworden. Selbst die Hügelgräber, die in der Nähe des Gutshauses lagen und um die sie stets einen großen Bogen gemacht hatte, sah sie plötzlich in einem ganz anderen Licht.
    Konnte es sein, daß sie sich in Dominik Bachmann verliebt hatte? Mehr als einmal hatte die Baronesse während der letzten Tage  darüber nachgedacht. Abends, wenn sie sich beim Essen gegenüber saßen, mußte sie sich zwingen, ihn nicht ständig anz ustarren. Immer wieder ertappte sie sich dabei, daß sie die Nähe des Forschers suchte. Von Tag zu Tag fühlte sie sich stärker zu ihm hingezogen.
    "Darf ich hereinkommen?"
    Die junge Frau schrak zusammen. "Volker!" Sie schenkte ihrem Verlobten ein flüchtiges Lächeln. "Warum sollte ich dich wohl draußen vor der Tür stehen lassen?" fragte sie.
    "Du bist so in Gedanken gewesen, daß du mein Klopfen nicht gehört hast." Der Verwalter trat hinter den Schreibtisch und blickte in den Monitor des Computers. "Wann wirst du mit den Listen fertig sein, Liebling?" Ohne ihre Antwort abzuwarten, beugte er sich zu ihr und küßte sie in den Na cken.
    Christina mußte sich zwingen, ihm nicht auszuweichen. "Wolltest du etwas Besonderes?" fragte sie und fügte hinzu: "Mit den Listen bin ich bis zum Mittagessen fertig." Sie blickte zu ihm auf. Es bedrückte sie, daß sein Kuß ihr unangenehm gewesen war. Schließlich waren sie miteinander verlobt.
    "Ich hatte Sehnsucht nach dir." Volker ließ seine Finger durch ihre weichen Haare gleiten. "Was würdest du davon halten, wenn wir uns  heute nachmittag freinehmen? Wir könnten ans Meer fahren, abends etwas essen gehen."
    "Tut mir leid, Volker, aber heute nachmittag habe ich schon etwas anderes vor", unterbrach sie ihn. "Ich habe Herrn Bachmann versprochen, auf die Ausgrabungsstätte zu kommen. Mich intere ssiert, wie
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