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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon
Autoren: Suzanne Frank
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Liste aller Sprachen, die Cheftu beherrschte, um feststellen zu können, welche davon dort unten gesprochen wurden.
    Eines jedoch wusste sie genau: wo oben und unten war.
    »Latein«, flüsterte er ihr ins Ohr und schlang den Arm um ihre Taille.
    »Kannst du dich daran erinnern?«
    Sie spürte sein Kopf schütteln. »Nein, nur noch so weit, dass ich es erkenne. Diese Stimme da spricht einen chinesischen Dialekt.« Er ließ die Stirn auf ihren Hals sinken. »Verzeih -«
    »Nein.« Sie drehte sich zu ihm um. »Es ist nichts passiert. Nichts, was verziehen werden müsste.« Sie lauschten kurz dem aufsteigenden Lärm. »Und das da? Erinnerst du dich daran?«
    »Aztlantisch. Eine Vorform des Griechischen.« Sein Arm schloss sich fester um ihren Leib. »Ich dachte, ich hätte den Verstand verloren. Ab und zu habe ich mich Phantasien hingegeben, dass ich Unterhaltungen in diesen Sprachen führen würde. Mir war klar, dass das unmöglich war. Also musste ich verrückt geworden sein.«
    »Was ist das?«, fragte sie mit schief gelegtem Kopf.
    »Sanskrit. Einer der ältesten Ableger der indo-europäischen Ursprache. Englisch ist verwandt mit den mitteleuropäischen Sprachen, mit Deutsch, Holländisch, den skandinavischen Sprachen. Latein wiederum -«
    »Ja. Ist die Ursprungssprache des Französischen, Spanischen, Italienischen, Portugiesischen.«
    »Auch Griechisch, Russisch und die baltischen Sprachen sind indoeuropäischen Ursprungs.«
    Über ihnen grollte Donner.
    »Arabisch und Hebräisch sind verwandt.«
    »So wie Chinesisch, Burmesisch und viele andere asiatische Sprachen.«
    »Die Regenzeit beginnt«, stellte Cheftu fest.
    »Am Anfang gab es nur drei. Die Wurzeln«, fuhr Chloe fort. »Aus denen sich dreihundert Sprachen entwickelten, wuchsen.«
    Der Donner rollte näher; sie sahen einen Blitz zucken.
    »Gott hat uns mit einem Geist wie seinem eigenen versehen.« Cheftu lächelte staunend. Es begann zu regnen. »Unendliche Möglichkeiten. «
    »Da eine dieser Möglichkeiten darin besteht, vom Blitz erschlagen zu werden, würde ich vorschlagen, wieder nach unten zu gehen«, rief Chloe ihn in die Wirklichkeit zurück. »Aber eine Frage noch - war bei diesen Gesprächen ein bestimmter Mensch dabei?«
    »Nein, nein.« Er schüttelte den Kopf.
    Chloe war schon auf der Treppe. So viel also zu meiner Theorie, dachte sie. Wer war Ela nun wirklich? Oder sollte ich besser fragen, was war Ela?
    Zwei Tage lang regnete es durch. Es war ein kalter Winterre-gen, der die Wolle durchnässte und das gesamte Lager wie eine Schafherde muffeln ließ. Die Siechen waren im Lager zurückgelassen worden, darum arbeitete Chloe mittlerweile mit Cheftu zusammen, während ihre Patienten zunehmend hilfloser wurden.
    Sie waren nicht mehr in den Turm zurückgekehrt; es gab zu viel zu tun. Wind folgte dem Regen, und Chloe war die meiste Zeit damit beschäftigt, die Planen und Felle festzuzurren, damit die Patienten nicht nass wurden. Schließlich ließen Wind und Regen nach, sodass Chloe und Cheftu Schlaf finden konnten.
    Chloe goss gerade die restliche Milch in den Kupferkessel, bevor die Kinder wieder aufwachten, als Cheftu sie anrempelte. »Nein! Tu das weg!«, fuhr er sie an.
    Sie ließ den Kessel fallen und entwand sich seinem Griff, den korrodierten Kupferlöffel noch in der Hand. »Jetzt hast du wirklich den Verstand verloren! Deinetwegen habe ich die Milch verschüttet!«
    »Sie ist vergiftet, Chloe.«
    Sein Blick war klar, seine Haltung aufrecht, er wirkte wie ein neuer Mensch. »Es ist das Kupfer - das bringt sie um!«
    Chloes Blick wanderte über die wenigen wachen Patienten, die sie allesamt mit dem gleichen, kupfern getönten Blick anstarrten. Sonnenblumenaugen, Kupferablagerungen über der braunen Iris, noch mehr Kupfer im Körper. Kupfer - ihr Blick fiel auf den Schöpfer, den Kessel. Die restliche Milch hatte sich am Boden gesammelt, wo winzige Kupferflöckchen an der Oberfläche schwammen.
    »Kupfer!«, bekräftigte er. »Ich bin ja so blöd! Dabei hatte ich das schon mal gesehen!«
    Sie war verwirrt, was ihr auch anzusehen war.
    »Als Junge, als ich in Ägypten war, als Jean-Francis, da haben mein Bruder und ich . ach, die Einzelheiten tun nichts zur Sache. Jedenfalls waren wir mit einem französischen Arzt unterwegs. Eine Frau bettelte ihn an, ihr Kind gesund zu machen.
    Er blickte nur einmal in die Augen des Kindes und lehnte ab.«
    »Dieser Dreckskerl!«
    »Nein, im Gegenteil, das war eine sehr kluge Entscheidung. Ihm war klar, dass
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