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Die Gutachterin

Die Gutachterin

Titel: Die Gutachterin
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sich rote Pusteln. Sie brannten. Und Hunger hatte er auch. Er war fertig, kaputt, ausgehöhlt wie ein Kürbis, er fühlte, wie die Kraft sich auflöste, davonrann wie der Schnee, den die Sonne zu Wasser verwandelt. Und er brauchte doch Kraft. Er brauchte etwas zu essen. Er mußte weg.
    An das Mädchen dachte er nicht mehr. Schon gar nicht an das tote Mädchen.
    Das war getan.
    Er mußte etwas zwischen die Zähne bekommen …
    * * *
    Treppen, Treppen, Treppen.
    Richard Saynfeldt hatte den Porsche auf dem Parkplatz in Ascona stehen lassen. »Bewegung ist, was wir jetzt brauchen!« Und so bewegten sie sich, durch die engen Gassen, stiegen die schmalen, steilen Treppen hoch zum Monte Verità, zur Villa. Isabella ging hinter ihm. Die Luft tat gut. Jasminduft trug sie heran, und als Dreingabe zum Silbermond standen schwarze Zypressen Spalier, und weiße Häuser tauchten auf, deren Konturen silbern schimmerten. Warf sie einen Blick zurück, so sah man den See, gleichfalls silbern; schön, sehr schön sogar, und auch vertraut. Nur daß sie mit der ganzen Romantik nichts anfangen konnte.
    Sie waren oben angelangt.
    Richard schloß auf.
    Doch bevor er die schwere Haustüre aufschob, überlegte er es sich, drehte sich um, wurde vor all dem Mondlicht zum schwarzen, mächtigen Schatten, nur die Augen wirkten hell, und die Hände, die sich nun auf ihre Schultern senkten, waren schwer wie Gewichte. Starke Fingerspitzen gruben sich in ihr Fleisch, wanderten den Rücken entlang, zogen sie an sich, bis sie seine Rippen spürte und die Beckenknochen, und dann das andere, das anschwoll, hart wurde und sich jäh an ihren Bauch drückte.
    Sie stemmte die rechte Hand gegen seine Brust. »Komm … Laß … Was soll das?«
    »Was?« Er lachte. »Gute Frage. Die beste der Welt.«
    Sein Atem streifte ihr Gesicht, Whiskyatem, seine Lippen berührten ihr Haar, sie versuchte sich zu wehren, er ließ nicht los; die berühmten Richard-Saynfeldt-Muskeln, die er mit soviel Hingabe trainierte, erlaubten keinen Widerstand, sie fühlte sich hochgehoben, hörte wieder sein Lachen, er, der vierzehnte Regattasieger, trug sie über die Schwelle – wie damals vor drei Jahren, als sie zum erstenmal die Villa besucht hatten, weil das so romantisch war, sein Mädchen über die Schwelle zu tragen, und auch der Mond schien damals – als ob man die Bilder der Erinnerung paßgerecht auf die Realität zurechtrücken könnte, als sei in den drei Jahren, die dazwischenlagen, nichts, überhaupt nichts geschehen …
    Isa schlug nach ihm. Dieses Mal erwischte sie ihn an der rechten Wange – so hart, daß ihr alle Knöchel weh taten und es ihm den Kopf zurückwarf.
    Aber er lachte, es mußte so sein wie damals …! Er lachte und riß sie hoch, hatte die Tür geöffnet, taumelte mit ihr durch die hellen Mondlichtstreifen, die durch die großen Fenster in die Halle gefiltert wurden, lief mit ihr auf den Armen zur Schlafzimmertür, auch hier Mondlicht, die Leintücher schneeweiß. Er ließ sie fallen, warf sich auf sie, sie versuchte sich zu wehren, doch er lächelte, nein, strahlte sie an, mit weißen Mondzähnen, die auf sie wirkten wie ein Wolfsgebiß, murmelte besänftigend »aber, aber …« und »komm, komm, komm …«, wie zu einem unartigen Kind, drehte ihr dabei die Ellbogen so nach außen, daß sie aufstöhnte, hatte plötzlich beide Schenkel gespreizt, umklammerte ihren Oberkörper mit den Knien wie ein Reiter, saß über ihr, noch immer in diesem lächerlichen Blazer, machte sich noch nicht einmal die Mühe, ihn auszuziehen, nein, griff zum Hosenbund, zog den Reißverschluß nach unten und zeigte ihr stolz seine Erektion.
    »Sieh mal! Das ist das beste Mittel gegen Kopfschmerzen, Liebling … Sieh mal …«
    Er hatte seinen Penis liebevoll mit der rechten Hand umfaßt, und sie lag da und starrte, dachte, das gibt's doch nicht, fühlte ihre eigene Ohnmacht und gleichzeitig die Wärme, die in ihr aufstieg. Nein, das nicht …
    Doch da war der drängende Druck an ihrem Mund, und sie spürte, wie es heiß in ihre Lenden schoß und ihren Körper durchflutete und wie sich unwillkürlich ihre Lippen öffneten …
    Als es vorüber war, all die stoßenden, wilden Bewegungen, als sie schweißüberdeckt nebeneinander lagen, jeder für sich und jeder stumm mit seiner Zigarette beschäftigt, schien alles Leben aus ihr gewichen. Für jeden Gedanken, für jedes Gefühl war sie zu schwach, sie war nicht einmal zu Widerwillen oder Zorn fähig.
    Sie sah nur auf den kleinen,
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