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Die Gruseltour von Schreckenstein

Die Gruseltour von Schreckenstein

Titel: Die Gruseltour von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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eingepuppt auf ihren Luftmatratzen in einer windgeschützten Wiesenmulde. Mittendrin als höchste Erhebung Fräulein Böcklmeier, vornedran Leithammel Dampfwalze. Ein Bild des Friedens nach dieser Nacht. „Lassen wir die Herde schlafen“, meinte Mücke. „Hauen wir uns endlich selber aufs Ohr.“
    Ihre Rücksicht wurde schlecht belohnt. Gegen Mittag, von der Sonne geweckt, polterten die Freiluftschnarcher in die Bibliothek, daß kein Auge geschlossen blieb. Noch bevor Fräulein Doktor Horn und der Rex dazu kamen, die Häupter zu zählen, stürzte die Rülpshexe mit dem Ausruf „O nein, wie furchtbar! O nein, wie furchtbar!“ herein, Draußen tuckerte ein Motor, Ritter und Mädchen folgten ihr, mehr oder weniger schnell.
    In Millimeterarbeit schob sich ein riesiger, gelber Radlader, wie ihn Straßenbautrupps verwenden, durch das Tor. Vorn in der breiten Schaufel lag ausgestreckt auf ihrer Luftmatratze, den Kugelbauch im Schlafsack, Fräulein Böcklmeier. Sie rührte sich nicht. Trotz der Komik verschlug es allen die Sprache. Erste-Hilfe-Spezialist Rolle war noch vor Fräulein Doktor Horn bei ihr.
    „Gehört die Dame Ihnen?“ fragte der Fahrer des Radladers.
    „Nicht persönlich“, antwortete Rolle, die Hand am Puls der runden Kollegin.
    „Sie lag auf meinem Arbeitsplatz und war nicht wachzukriegen!“ erklärte der Fahrer. „Sie lebt!“ rief Rolle.
    „Sie nimmt immer Schlafmittel“, wußte Sonja.
    „Dann kann ich abladen“, freute sich der Fahrer. Sachte senkte er die hydraulischen Arme und zog, mit viel Gefühl auf dem Kupplungspedal, die Schaufel im Rückwärtsgang unter der Luftmatratze heraus.
    „Die Erde hat sie wieder!“ alberte Klaus, und als sich Fräulein Böcklmeier wie ein erwachender Säugling zu bewegen begann, klatschten alle Beifall.
    „Na, Gott sei Dank!“ krächzte die Rülpshexe. Heftig mit einem Auge zuckend sah sie in die Runde. „Das hätte noch gefehlt, wo ihr so kläglich versagt habt...“
    „Moment mal!“ polterte Dampfwalze los. Doch bevor ihm die richtigen Worte einfielen, kam der Rex dazwischen und fragte. „wo ist eigentlich Ottokar?“

 
    Minimumspitze
     
    Das Gespräch zwischen dem alten und dem neuen Schulkapitän sollte Rittern wie Rosenfelserinnen unvergeßlich bleiben. Nicht nur, weil Mücke es mitgeschrieben und später in der Schulzeitung abgedruckt hatte. Unter der Überschrift Ultrastyropor hieß es da:
In der Stunde größter Sorge um den letzten noch fehlenden Ritter ist plötzlich ein zähneklappernder Geist in der Bibliothek erschienen und hat sich bei der Gräfin zurückgemeldet. „Dreizehn Stunden und dreizehn Minuten war ich im Verlies.“
Da ist uns allen noch einmal die Gänsehaut aufgestanden. Die Gemeinschaft war vom Geisterstreß geplagt und hatte versagt. Ottokar hat die Aufgabe allein gemeistert. Nach unseren Vorstellungen und dem Mut, der dazugehört, ein besonders ritterliches Verhalten. Damit sollte der Schaden, den er der Gemeinschaft beim Sportfest zugefügt hat, endgültig erledigt und vergessen sein. Doch wie sich beim Tanzabend nach der Geisternacht gezeigt hat, ist die Spaltung der Ritterschaft noch immer nicht restlos überwunden. Und das trotz absoluter Maximalstimmung! Wann je zuvor hätte Fräulein Doktor Horn mit den Minis Schuhplattler getanzt? Wann je zuvor wäre unser Burgherr als Steptänzer aufgetreten? Wann je zuvor hat Strehlau Fräulein Böcklmeler mit dem Schleudergriff auf den Flügel gewuchtet? Wann je zuvor hat Andi in zehn Minuten drei Barren Rosenfelser Marzipan verdrückt? Oder Esther eine Viertelstunde auf einem Bein getanzt? Der Abend war schlicht ultrastyropor! Und kein Geist hat uns in der Nacht mehr gestört. Wir haben geschlafen wie bei einem Festvortrag. Das war kein Zufall. Das war Ottokars Verdienst. Er allein hat das Hotel ermöglicht. Der Kuß, den er von der Gräfin dafür bekommen hat, reicht als Anerkennung nicht aus. Die sind wir ihm noch schuldig. Leider gibt es Leute, die versuchen, an seiner Leistung herumzumäkeln. Ein während des Tanzabends mitstenografiertes Gespräch beweist die traurige Kluft. Hier ein Auszug:
„Styroporer Abend! Die Stimmung beweist wieder mal, was Voreingenommenheit ausrichten kann. Nicht ein Geist stört uns!“
„Voreingenommenheit sagst du? Vergiß nicht, was du uns aus dem Hungerturm erzählt hast!“
„Genau das, was man sich einbildet, wenn man voreingenommen ist!“
„Für Voreingenommenheit warst du aber ganz schön geschafft.“
„Du vielleicht
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