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Die Gruseltour von Schreckenstein

Die Gruseltour von Schreckenstein

Titel: Die Gruseltour von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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blieb ungeöffnet. Da lag Mauersäge in einem alten Prunkbett auf dem Rücken, die messerscharfe Nase unter der Decke hervorgereckt. Sein Schnarchen zersägte Mauern, so tief und friedvoll war sein Schlaf. „Mann!“ staunte Klaus. „Wie gegen Geister geimpft!“
    Die Rülpshexe im Zimmer daneben fuhr in ihrem noch prunkvolleren Bett sofort in die Höhe. Erstaunt über den Besuch war sie keineswegs. Als Stephan ihr die Lage schilderte, lachte sie sogar. „Charmant, charmant! Laßt euch von dem Pack nichts gefallen. Ich fühle, ihr seid auf dem richtigen Weg. Ihr schafft es! Geistmanns Hell!“
    Über einen Treppenturm schlängelte sich der Suchtrupp ins Obergeschoß. Das war wohl seit Jahren unbewohnt; nur eine Ratte flitzte aus dem Lichtkegel. Die Spinnweben sahen im Lampenschein wie Segel aus. Auf Bilderrahmen, Schränken und Kommoden lag der Staub zentimeterdick. Und es knirschte, fauchte und hallte wider, daß sich die Hände von selbst fester ineinander verkrallten. „Wenn jemand einen Sog irgendwohin verspürt — sofort sagen!“ flüsterte Mücke.
    „Kannst ruhig laut reden!“ meckerte Klaus.
    Da krachte, sei es durch die Schwingung seiner Stimme oder durch eine andere Vibration ausgelöst, ein Gemälde von der Wand. Aufgewirbelter Staub tanzte im schwankenden Licht, viele hielten den Atem an und schlossen die Augen.
    Stephan machte zwei tastende Schritte nach vorn. Dabei stieß er an einen Pfosten, daß ihm die Taschenlampe entfiel. Sofort bückte er sich, um sie aufzuheben, griff jedoch ins Leere. Sie war nicht aufgeschlagen, sondern fiel noch immer.
    Mücke leuchtete von hinten und zog, wie ein Kutscher die Zügel, das Sprungseil an. „Halt!“
    Stephan stand unter einem Galgen, am Rand einer offenen Falltür, unter der im nächsten Geschoß wohl eine weitere folgte, denn erst jetzt schlug die Taschenlampe tief unten auf.
    „So ‘ne Art Aufzug“, meinte Hans-Jürgen ungerührt.
    Sie kamen zur nächsten Wendeltreppe. Im Dachstuhl, wo der Wind durch die Ziegel pfiff, wurde es vielen Mädchen unheimlich.
    „Hilfe, ich schwebe!“ rief Constanze.
    Sie bremste in der Schlange, daß die Ritter ziehen mußten. Dabei stolperten sie über Hindernisse, die überall herumlagen.
    „Da sind sie!“ Miniritter Eberhard ließ Renate los und leuchtete unter die Dachschräge.

    Doch es lagen nur gefüllte Säcke nebeneinander, keine Miefwürste.
    Noch mulmiger wurde es in der stickigen Kühle der Keller, in die viele steile Treppen hinunterführten, da die Räume nicht miteinander verbunden waren.
    „Jetzt reicht es!“ preßte Sophie an der Treppe zum großen Gewölberaum mit dem Brunnenschacht hervor.
    „Mir auch!“ pflichteten andere ihr bei. „Der Sog ist zu stark.“
    Den spürte auch Stephan. Vielleicht war es die Sorge um seinen Freund Ottokar, die ihn hinuntertrieb. Doch er zügelte sie und begnügte sich damit, von einer der ersten Stufen aus durch den Raum zu leuchten und festzustellen: „Da sind sie auch nicht!“ Ob Ottokar ihn hörte? Wenn er da war? „Wo könnten sie denn noch sein?“ fragte Beatrix. Und sie suchten die Antwort in der alten Schloßküche, im Kutschen- und im Roßstall. Ein Gänsemarsch durch den Burghof blieb ebenso erfolglos wie die Runde außen um die Burg herum. Im See schwamm die Leiter, von der Dampfwalze gekippt war; am Horizont zog der Tag herauf.
    In der Bibliothek brannte noch das Feuer.
    „Meine Mädchen! Meine Mädchen!“ klagte Fräulein Doktor Horn, ohne Gedanken an die fehlenden Ritter. Sie hatte sich angezogen, war nicht mehr weißer Geist, nur noch blasses Gespenst.
    Der Rex, wieder im gewohnten Aufzug auch er, spielte mit seiner Krawatte. „Bleibt nur noch, daß Dampfwalze sie überredet hat, ins Dorfgasthaus zu marschieren . .
    „Sähe ihm ähnlich“, meinte Sonja.
    Ihr Vater dachte genauer nach. „Eine gute halbe Stunde Weg, in der Finsternis, durch unbekannte Gegend...?“
    „Dampfwalze ist ein listiger Bursche!“ tönte Miniritter Egon.
    Die meisten Mädchen und auch einige Ritter hatten nach der Gruseltour endgültig genug und krochen in ihre Schlafsäcke.
    jetzt, da der Tag anbrach, wollten sie endlich ein wenig schlafen.
    Stephan, Mücke und Klaus verständigten sich mit einem kurzen Blick. Wir sehen nach“, sagte Stephan.
    „Ich komme mit!“ entschied Sonja, ihrer Chefin zuliebe.
    Weit brauchten sie nicht zu gehen. Bei Helligkeit schrumpfen die Wege der Nacht. Gedrängt, wie Schafe im Pferch, lagen die Gesuchten in die Schlafsäcke
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