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Die Gruseltour von Schreckenstein

Die Gruseltour von Schreckenstein

Titel: Die Gruseltour von Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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Arm. Stephan legt frische Scheite ins Feuer, Beatrix rutscht noch näher an seinen Schlafsack heran.
    Die Geräusche haben nicht nachgelassen. Fräulein Böcklmeier hält sich die Ohren zu. „Ich möchte heim! Ich möchte heim!“ jammert sie.
    „Wir begeben uns auch in den Bus!“ entscheidet Fräulein Doktor Horn. „Sie passen hier auf, Doktor Waldmann.“
    Strehlau führt die weißen Lehrkörper hinaus.
    Mit einem Ruck setzt sich Sophie in ihrem Schlafsack auf.
    „Wo ist Ottokar?“
    „Bei den Buspennern!“ antwortet Miniritter Herbert möglichst verächtlich.
    „Das hätte er mir gesagt und mich mitgenommen!“ widerspricht sie ihm.
    Stephan sieht sie an, sieht Beatrix an und wieder Sophie.
    „Vielleicht ist er zum Rex.“

 
    Miefwurstgeraschel
     
    Da liest man oft in Büchern, wie sich Menschen unter extremen Bedingungen verhalten, wie sie Gefahren, Nöte, Anstrengungen gemeistert haben. Wenn man das ungestört, in bequemer Lesehaltung aufnimmt, kann man sich richtig reinsteigern, daß die Spannung nur so knistert, kann mitempfinden oder sich vorstellen, man wär derjenige selber, der zuerst schier Unvorstellbares durchmachen muß, schließlich aber doch mit allen Bedrohungen fertig wird, weil er wußte, daß er’s schaffen würde, denn er mußte. Ihm blieb keine andere Wahl.
    Hat man das Buch dann weggelegt und denkt noch ein wenig über die Geschichte nach, deren Ausgang man jetzt kennt, wird es schwieriger, sich in der Rolle des Beschriebenen zu sehen. Plötzlich begreift man: Ich bin anders als der. Ich würde mich anders verhalten. Dies oder das, was er kann, könnte ich nicht, würde ich nicht aushalten. Oder vielleicht doch?
    Mit dieser Frage kann das eigene Abenteuer beginnen. jetzt will man wissen, wie man selber ist. Fehlen nur noch die Umstände, es zu erfahren. Dann findet man auf einmal allein schon den Gedanken daran höchst überflüssig. Wozu sich selber in Schwierigkeiten versetzen? Wär doch idiotisch! Andererseits lockt es wieder. Sich vor sich selber beweisen, daß man so was schafft. Eine Ahnung sagt einem, wie gut man sich danach fühlen würde. Schließlich gerät die Geschichte in Vergessenheit. Bis man etwas Ähnliches erfährt und sei’s nur vom Hörensagen.
    Seit seinem Aufgeben bei der Staffel, über dessen Grund er sich noch nicht restlos klargeworden ist, hat Ottokar auf eine Gelegenheit gewartet, etwas zu tun, das ihn wieder ins Gleichgewicht bringt. Mit sich und bei den andern. Sie müssen wissen, daß sie sich auf ihn verlassen können. Vertrauen anderer ist für das Selbstbewußtsein ein wichtiges Grundnahrungsmittel.
    „Ich geh!“ hat er kurz nach Mitternacht zu Stephan gesagt. Sein Freund hat ihn sofort verstanden. Auffällig hat er seinen Schlafsack ausgeschüttelt, ihn unauffällig verschwinden lassen und ist mit seiner Taschenlampe, ohne die kein Ritter die Burg verläßt, losgezogen. Langsam ist er gegangen durch die verwinkelten Gänge, verfolgt von unheimlichen Geräuschen und dem beklemmenden Gefühl, nicht allein zu sein. Oft war ihm, als fühle er den Atem von Unsichtbaren. Mit Geistern hab ich nichts zu tun! hat er stumm vor sich hin gesagt, den ganzen Weg lang, bis hinunter in den Gewölbekeller. Dort hat er seinen Gürtel wie einen Sturmriemen um den Kopf gebunden, an der Schläfe die Taschenlampe dazwischengeklemmt, den Schlafsack auf dem Rücken unter die Reißverschlußjacke gestopft und ist über den Brunnenrand auf die Eisenleiter geklettert. Wie zum Tauchen, hat er noch einmal tief Luft geholt. Dann ist er hinuntergestiegen, im Hall des eigenen Atems und dem Quietschen der Gummisohlen auf den glitschigen Sprossen. Er hat die Nähe des Wassers gespürt, wie die Nähe der Unsichtbaren. jetzt noch deutlicher. Dann hat seine Lampe das Loch in der Schachtwand erfaßt. Durch das offene Gitter ist er hineingestiegen in die feucht-stickige Felshöhle. Ohne weiter herumzuleuchten, hat er sich auf einem erhöhten Gesteinsbrocken in seinen Schlafsack verkrochen.
    So ist das, wenn man’s nicht im Buch liest! ist ihm eingefallen, und was die Hellseherin gesagt hat: Geister können dich nicht anfassen, So daß du’s merkst. Aber bei einem labilen Geist genügt es, sich vor ihm zu fürchten, um ihn herbeizurufen. Dann zeig jetzt mal, zu was du fähig bist! hat er zu sich selber gesagt und die Taschenlampe ausgeschaltet.
     
    In der Bibliothek haben die vier Minis abwechselnd das Feuer gefüttert und Kerzen ersetzt. Ohne Licht hätten die gedrängt liegenden
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