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Die grünen Augen von Finchley

Die grünen Augen von Finchley

Titel: Die grünen Augen von Finchley
Autoren: Heinz G. Konsalik
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pfiff haarscharf an seinem Kopf vorbei. Noch ehe er reagieren konnte, heulte ein starker Motor auf, und ein großes, dunkles Auto brauste ohne Licht die Straße hinab und verschwand um die nächste Ecke.
    Blaß geworden, trat der Inspektor in den Raum zurück. Mit fahrigen Händen strich er sich durch die Haare. Plötzlich blitzte ein Gedanke in ihm auf: War es schon soweit, daß er dem Mörder gefährlich wurde? Wie sollte er dieses Attentat sonst erklären? Man schießt doch nicht auf einen Mann, der ungefährlich ist …
    Das Schrillen des Telefons ließ ihn zusammenzucken. Doktor Horn, der Polizeiarzt, war am Apparat. Trotz der späten Stunde klang seine Stimme hellwach: »Inspektor! – Halten Sie sich fest! Ich habe eine Sensation für Sie …«
    Corner lächelte schwach. »Ich auch für Sie, lieber Doktor. Eben ist auf mich geschossen worden. Durchs Fenster. Von der Straße her …«
    »Toll, Inspektor«, entgegnete der Arzt ungerührt. »Aber was ich für Sie habe, ist noch viel toller … Das Blut bei dem verstümmelten Toten von Finchley stammt von einem – Ochsen!«
    »Was?!« Corner, der sich ermattet in einen Sessel hatte fallen lassen, richtete sich kerzengerade auf. »Ochsenblut? – Der Mörder hat die große Lache durch Tierblut verursacht? Sind Sie sich dessen ganz sicher, Doktor Horn?«
    »Aber ja … Soeben wurde mir das Ergebnis der Analyse vorgelegt. Im übrigen starb der Unbekannte, wie die Obduktion ergeben hat, an einem Dolchstoß in die Herzkammer. Und wohl erst eine Stunde später hat der Mörder den Toten auf die Landstraße geschafft …«
    Der Inspektor war außer sich. »Hören Sie, Doktor, mir ist bei der ganzen Sache unbegreiflich, wie ein Mensch mitten in der Nacht zu Ochsenblut kommen kann. – Das wird ja immer verwickelter! – Haben Sie sonst an der Leiche irgendwelche Merkmale feststellen können?«
    Die Stimme am anderen Ende der Leitung trompetete fröhlich: »Klar! – Und zwar eine Kleinigkeit, die den Mörder an den Strick bringen kann. Der Tote hat nämlich eine Narbe von einer Gallenblasenoperation! Der Eingriff dürfte nicht sehr lange zurückliegen. Nach dem Zustand der Vernarbung schätze ich so auf etwa zwei Jahre. Später auf keinen Fall …«
    »Kann diese Operation in Indien vorgenommen worden sein?«
    Horn zögerte mit der Antwort. »Das ist schwer zu sagen … Dann müßte ein sehr guter Chirurg ihn unter dem Messer gehabt haben. Vielleicht in irgendeinem Militärhospital … Wenn ich aber alles bedenke, neige ich doch zu der Annahme, daß diese Operation nicht in Indien ausgeführt wurde. Überhaupt – und darauf möchte ich meine Nase verwetten – erscheint mir der Tote viel zu europäisch, um als Inder gelten zu können.«
    Bei diesen Worten stutzte Corner.
    Von der Straße her näherte sich das tiefe Gebrumm eines starken Motors. Blitzschnell knipste er das Licht aus und duckte sich.
    »Bleiben Sie am Apparat, Doktor Horn«, rief Corner ins Telefon. »Ich glaube, das Auto dieses schießwütigen Kerls fährt noch einmal an meinem Haus vorbei. Warten Sie, ich melde mich sofort wieder …«
    Er legte den Hörer – aus dem noch ein fernes »Na, hoffen wir das Beste« dröhnte – auf die Schreibtischplatte und schlich ans Fenster.
    Jetzt glitt der Wagen um die Ecke. Die Umrisse seiner Motorhaube waren nur undeutlich zu erkennen. Die Straße war dunkel, und das Auto fuhr unbeleuchtet.
    Da vergaß Corner die primitivsten Vorsichtsmaßregeln. Er riß das Fenster auf und beugte sich weit vor. Um jeden Preis wollte er den Wagen möglichst genau sehen.
    Im selben Moment traf ihn die volle Lichtflut eines starken Scheinwerfers. Geblendet taumelte er zurück und ließ sich instinktiv auf den Boden fallen. Im letzten Augenblick, noch im Fallen, hörte er das durchdringende Pfeifen eines Geschosses und den Einschlag im aufspritzenden Mörtel der Mauerverkleidung.
    Bevor er sich wieder aufgerappelt hatte, war das mörderische Geisterauto längst vorüber.
    Deprimiert angelte er sich den Telefonhörer. »Horn? – Gut, daß Sie noch da sind. Attentat Nummer zwei wurde eben gestartet. Um ein Haar hätte ich einen sauberen Kopfschuß weggehabt. Leider durch eigene Unvorsichtigkeit. Wie bitte? Warum ich keine Streifenwagen auf ihn hetze? Ach, wissen Sie, ich nehme an, der Fuchs hat seinen Bau ganz in der Nähe und ist längst vom Erdboden verschluckt. Den könnten die Männer lange suchen …«
    Am nächsten Morgen lief alles wie am Schnürchen. Schon die erste Nachfrage
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