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Die grünen Augen von Finchley

Die grünen Augen von Finchley

Titel: Die grünen Augen von Finchley
Autoren: Heinz G. Konsalik
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sein. Na, wir werden den Burschen schon noch schnappen …«
    Der Anwalt tat naiv interessiert: »Bekommen Sie eigentlich alle Verbrecher, die Sie suchen?«
    Corner nickte. »Fast neunzig Prozent gehen uns in die Falle. Sie wissen ja: Jeder Verbrecher macht einen Fehler. Den perfekten Verbrecher gibt es eben nicht, und es wird ihn auch nie geben.«
    »Und Sie glauben, daß dieser Mörder, nach dem Sie augenblicklich fahnden, auch einen Fehler machen wird?«
    »Das hat er schon …« Der Inspektor lächelte abschiednehmend. »Indem er auf mich geschossen hat oder schießen ließ …«

9
    Es war gegen zehn Uhr abends. Frau Pach saß in dem kleinen Büro ihrer Pension und blickte gedankenverloren auf das Schlüsselbrett. Ausnahmsweise waren sämtliche Gäste schon im Haus und hatten sich in ihre Zimmer zurückgezogen.
    Eigentlich konnte sie nun selbst auch mal früher als sonst zu Bett gehen.
    Das Schrillen des Telefons riß sie aus ihren schläfrigen Betrachtungen. Scotland Yard war am Apparat und bat sie, sofort nach Ealing zu kommen.
    Die Pensionswirtin war zwar verwirrt, doch antwortete sie: »Gut, ich komme. Und wohin, bitte?«
    »South Gate Street. An der Ecke wird Sie ein Wagen der Polizei erwarten.«
    Mit einem merkwürdig dumpfen Gefühl von Furcht machte Frau Pach sich auf den Weg.
    Sie nahm ein Taxi und ließ sich hinaus nach Ealing fahren. In der Nähe der South Gate Street stieg sie aus und spähte suchend durch den Nebel die einsame Straße entlang, bis sie an der Ecke einen großen, dunklen Wagen stehen sah.
    »Hier bin ich, Herr Inspektor!« winkte sie schon von weitem, denn nun hatte sie wirklich Angst. Der Nebel, die fahle Straßenbeleuchtung, die ganze trostlose Gegend. Wie gut, daß die Polizei in der Nähe war …
    Und nochmals rief sie. Nochmals klang ihre atemlos klingende Stimme durch die Nacht.
    Langsam trat der Mann, der bisher am Auto gestanden und eine Zigarette geraucht hatte, vor.
    Er trug einen seltsam langen Regenmantel, der fast bis auf die Schuhe reichte.
    Als Frau Pach den großen, dunklen Wagen erreicht hatte, brummte der Mann einen mürrischen Gruß. Er ging zum Fahrersitz, startete und ließ den Motor mehrfach aufheulen.
    Dann stieg er wieder aus und forderte die Pensionswirtin mit einer stummen Handbewegung auf, im Fond des Autos Platz zu nehmen.
    Einen kurzen Moment lang zögerte die Frau … Es kam ihr alles so unheimlich vor: die nächtlich einsame Straße, der unbeleuchtete Wagen, der schweigsame Polizeibeamte mit den herrischen Gesten …
    Plötzlich begann ihr Herz wie verrückt zu pochen. Eine grauenhafte Angst schnürte ihr die Kehle zu. Sie wandte sich zu dem Mann um und sah in zwei gnadenlose, eiskalte Augen.
    »Was ist eigentlich hier los?« waren ihre letzten Worte.
    Ein brutaler Stoß warf sie rückwärts in das Wageninnere. Schreiend schlug sie um sich. Im gleichen Augenblick wurde ihr ein Sack über den Kopf gezogen, und ein wuchtiger Hieb traf ihre Schläfe. Halbbetäubt fuhr sie noch einmal hoch. Da erhielt sie einen zweiten furchtbaren Schlag. Sie seufzte schmerzvoll auf und verlor die Besinnung …
    Mit höchster Geschwindigkeit raste das Auto durch die dunklen Straßen. Niemand sah es. Die Gegend schien wie ausgestorben. Am Ausgang eines ländlichen Villenvororts stoppte der Wagen. Der große, kräftige Mann stieg aus, ergriff die ohnmächtige Frau, warf sie sich über die Schulter und stapfte mit ihr in den Nebel und in die Nacht hinein.
    Dr. Pat Woodrof war einem Anruf von Evelyn Marshall gefolgt, die ihn dringend zu sich gebeten hatte.
    Schon in der Empfangshalle der reich ausgestatteten Villa kam ihm das junge Mädchen entgegen. »Doktor, das geht über meine Nervenkraft, sehen Sie hier.« Sie reichte ihm einen Brief. »Ein Toter schreibt Liebesbriefe!«
    Umständlich klemmte der Anwalt sein Einglas ein und überflog die wenigen Zeilen. Dann lachte er schallend auf. »Das ist ja die Höhe! Der Kerl scheint nicht bei Trost zu sein …« Plötzlich aber wurde er ernst. »Wir müssen umgehend Inspektor Corner von diesem reizenden Briefchen unterrichten. Für ihn wird es unter Umständen ein wertvolles Beweisstück bedeuten.«
    Etwa zwanzig Minuten später traf Corner ein. Aufmerksam las er den Brief:
    »Verehrtes Fräulein Evelyn!
    Ich verehre Sie wirklich … Daß Sie den Pelz nicht als ein Geschenk von mir angenommen haben, verzeihe ich Ihnen. Daß Sie sich aber ausgerechnet diesen Dr. Woodrof zum Beschützer auserkoren haben, verzeihe ich Ihnen nie. Nun
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