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Die grünen Augen von Finchley

Die grünen Augen von Finchley

Titel: Die grünen Augen von Finchley
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Sie sich benehmen«, sagte der Maskierte mit hörbar verstellter Stimme. »Sind Sie vernünftig, erhalten Sie einhundert Pfund.«
    Jerry richtete sich vorsichtig auf. »Hundert Pfund? Das ist ja ein Vermögen!«
    Der Maskierte lachte leise: »Allerdings … Sind Sie aber unvernünftig, dann heißt es unverzüglich Abschied nehmen von dieser Welt. – Man wird uns nicht hören. Wie Sie sehen, besitzt meine Pistole einen Schalldämpfer. Es macht nur ganz kurz ›plomp‹ … und Sie sind nicht mehr. Sehen Sie sich's genau an. Ich ziele auf Ihre Stirn!«
    »Natürlich bin ich vernünftig«, stotterte Jerry. »Was soll ich denn tun?«
    »Kennen Sie Henry Corner?«
    »Den Kneipenwirt in Westham?«
    »Nein, den Inspektor von Scotland Yard.«
    »Den kenne ich nicht.«
    »Ist egal … Auf jeden Fall muß er verschwinden. Am besten ist, man findet ihn irgendwo als Wasserleiche. – Ist das nichts für Sie, Jerry?«
    Scherk wich auf die äußerste Ecke des Sofas zurück. »Morden tu' ich nicht. Auf keinen Fall. Wie kommen Sie gerade auf mich? – Überhaupt, woher kennen Sie mich?«
    Wieder kam ein leises, böses Lachen unter der Maske hervor: »Hast du schon einmal etwas von Jonny Woodrof gehört?«
    Abwehrend hob Jerry seinen linken Arm vor das Gesicht, denn er sah, wie der Pistolenlauf nun direkt auf die schmale Stelle zwischen seinen Augen gerichtet war. Zitternd fragte er: »Was soll das?«
    Der unheimliche Gast räusperte sich. »Dieser Jonny hat vor drei Jahren einige Gelder unterschlagen … Er konnte aber fliehen. Ein gewisser Scherk verschaffte ihm damals falsche Papiere, nachdem er ihm vorher bereits bei den falschen Buchungen geholfen hatte. Darauf steht bei Jerrys Vorstrafen gewiß Zuchthaus, wie?«
    »Woher wissen Sie das?« stöhnte Jerry. »Jonny ist doch tot!«
    »Ja – seit gestern.«
    »Was?!!!« Scherk schnellte vor, aber schon bannte ihn eine unmißverständliche Bewegung der Pistole auf seinen Platz. »Jonny ist doch in Indien gestorben, wie mir sein Bruder sagte.«
    Der Maskierte schnaubte verächtlich. »Papperlapapp – sein Bruder! – Jonny ist gestern auf der Landstraße zwischen Finchley und Southgate erschlagen aufgefunden worden. Allerdings hat ihn noch keiner erkannt. Man hat ihn nämlich dabei ziemlich übel zugerichtet. – Dich aber dürfte hierbei interessieren, daß ich der Mörder bin!«
    Scherk schnaubte vor Entsetzen und kauerte sich noch tiefer in die Sofaecke.
    Ungerührt sprach die verstellte Stimme weiter: »Und nun paß gut auf: Dir geht es genauso, wenn du dich nicht meinen Wünschen fügst und statt dessen zur Polizei läufst, um mich zu verpfeifen!«
    »Ich soll also diesen Inspektor umlegen?«
    »Morgen um diese Zeit muß Corner so oder so verschwunden sein! Und wehe, mein Junge, es klappt nicht, oder du machst sonst irgendwelche Dummheiten. In jedem Fall werde ich dich kriegen, und wenn du bis zum Nordpol fliehst!«
    Als Inspektor Corner nach seinem Besuch bei Evelyn Marshall wieder sein Dienstzimmer in Scotland Yard betrat, erwartete ihn dort eine Sensation.
    Eine gewisse Frau Mabel Pach, die in der Nähe des Regent-Parks eine kleine Pension betrieb, machte eine äußerst bemerkenswerte Aussage. »Bei mir wohnte einer, der genauso aussah, wie es in der Zeitung steht. Groß, elegant und mit hellgelben Handschuhen.«
    Corner war wie elektrisiert. »Unter welchem Namen hat er sich eingetragen?«
    Die Frau hatte das Buch mitgebracht. »Hier«, sie deutete auf die Seite. »Er steht da … Ein merkwürdiger Name: ›Rao Putrana, Lahore, Indien‹. Ein Inder also. Ich kam in eine nicht geringe Verlegenheit. Denn ich wußte ja nicht, was so ein Mensch zu essen wünscht. Nun, ich habe ihm zum Abend eine große Schüssel Reis gekocht, aber dann ist er nicht mal gekommen.«
    Corner betrachtete die Eintragung in dem Gästebuch und kratzte sich am Kopf. Typische Buchstaben, wie sie an englischen Schulen gelehrt werden … Sollte dieser Rao Putrana eine britische Schule besucht haben? – Wenn dies der Fall war, mußte es sich um einen gebildeten und wohlhabenden Inder handeln. Ein solcher wäre jedoch wohl kaum in der nicht gerade erstklassigen Pension von Frau Pach abgestiegen.
    Nachdenklich legte er das Gästebuch auf die Seite: »Wann ist dieser Herr Putrana bei Ihnen angekommen?«
    »Vorgestern … So gegen zwölf Uhr mittags.«
    »Sah er wie ein echter Inder aus?«
    »Aber ja … Er war recht auffällig gekleidet, so wie das häufig bei Ausländern der Fall ist.«
    Der Inspektor nahm
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