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Die grünen Augen von Finchley

Die grünen Augen von Finchley

Titel: Die grünen Augen von Finchley
Autoren: Heinz G. Konsalik
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hatte, war schon recht warm. »Besuchen wir erst mal den guten Farmer!«
    Smith konnte sich nicht enthalten, herausfordernd zu grinsen: »Hoffentlich ist er schon wach.«
    Corner ließ ein beruhigendes Knurren verlauten: »Machen Sie sich darüber keine Sorgen. Battle hat schon ganz andere aus den Betten gekriegt!«
    Als sie unter Smiths Führung vor der Hütte des Ben Farmer angelangt waren, wurde ihnen auf ihr Klopfen hin nicht geöffnet.
    »Wenn der einen Rausch hat, schläft er zwei Tage hintereinander wie ein Bär«, meinte Smith mit Kennermiene.
    Aber Battle zog nur die Augenbrauen zusammen, trat gegen die Tür und sprengte sie aus ihren verrotteten Angeln.
    Drinnen stank es betäubend nach Fusel und Schweiß. Da die Fensterläden dicht geschlossen waren und auch die offene Tür nicht genug Licht hergab, schaltete Corner seine Taschenlampe ein und ließ ihren Lichtkegel durch den Raum gleiten. Die Polizeibeamten erkannten einen gemauerten Herd, einen armseligen Tisch, drei Stühle, eine Hobelbank und ein schmuddeliges Bett.
    Darin lag Farmer. Man sah seinen Haarschopf wirr unter den Decken hervorragen. Er schlief auf der Seite. Mit dem Rücken zur Tür.
    Leise trat der Inspektor an das Lager und beugte sich über den Schlafenden. Jäh richtete er sich wieder auf und blickte zu Battle und Smith, die an der Tür stehengeblieben waren.
    »Der trinkt keinen Whisky mehr …«, flüsterte er. »Glatter Einschuß in die Stirn. Er muß sofort tot gewesen sein. Der Mörder hat sich an sein Bett geschlichen, ihm den Revolverlauf an die Stirn gehalten und abgedrückt. Die Einschußöffnung ist total verbrannt. Dieser arme Kerl mußte sterben, weil er die Limousine gesehen und sich durch sein Rufen dem Verbrecher verraten hat …«
    Die Beamten machten sich sogleich an die Aufnahme des Tatbestandes. Jedes Möbel in der ärmlichen Hütte wurde umgedreht und genau untersucht. Aber auch in diesem Falle hatte der Täter nicht die geringste Spur hinterlassen.
    Enttäuscht schüttelte Corner den Kopf. »Wir wissen nicht einmal, wie der Mörder ins Haus gekommen ist. Die Tür war von innen verriegelt. Wir haben sie erst aufbrechen müssen. Die Fensterläden waren verschlossen – der eiserne Riegel lag ordnungsgemäß auf der Schiene. Und einen anderen Eingang gibt es nicht. Es sei denn, er ist vom Dach aus eingestiegen … Jetzt haben wir zwei Morde ohne Täter – und ich fürchte, die Bestie wird weiterreißen.«

5
    Woodrof nahm sein Versprechen, sich um Evelyn kümmern zu wollen, sehr ernst. Schon am Nachmittag erschien er in Sir John Marshalls Villa und ließ sich der Tochter des Hauses melden.
    Als die beiden etwas später beim Tee saßen, betrat der Diener den Raum und teilte Evelyn mit, daß ein gewisser Inspektor Corner von Scotland Yard darum bäte, sie für einige Minuten sprechen zu dürfen.
    Respektvoll begrüßte Corner die Tochter des Industriellen und den bekannten Londoner Anwalt. Dann wandte er sich an das junge Mädchen, das ihm eine Tasse Tee reichte.
    »Verzeihen Sie, daß ich Sie zu dieser Stunde aufsuche. Es handelt sich jedoch um eine dringende Angelegenheit: In der vergangenen Nacht ist bei Finchley ein scheußliches Verbrechen verübt worden. Ein Mann wurde ermordet, dessen Identität uns leider noch unbekannt ist.«
    »Mein Gott …«, unterbrach Evelyn erschrocken. »Das ist ja furchtbar! Aber was habe ich damit zu tun?«
    »Aufgrund von Berichten, die in den Mittagsblättern erschienen sind und die Kleidungsstücke des Ermordeten beschrieben, hat ein Pelzhändler der Innenstadt uns folgendes mitgeteilt: Gestern abend sei ein Mann in seinen Laden gekommen, dessen Kleidung genau der Zeitungsmeldung entsprach, und hätte sich einen Blaufuchs zurücklegen lassen. Und heute morgen hat er dann die Rechnung beglichen und die Weisung gegeben, den Pelz an Sie zu schicken … Ich wäre Ihnen nun sehr verbunden, gnädiges Fräulein, wenn Sie mir etwas darüber sagen würden.«
    Bereitwillig erzählte Evelyn von der Begegnung, die sie so sehr empört hatte, und zeigte dem Inspektor den ominösen Pelzmantel.
    Corner strich mit der Hand über das seidig schimmernde Fell: »Wirklich – ein herrliches Stück. Geschenke solcher Art kann nur jemand aus gutsituierten Kreisen machen. Sie wissen bestimmt nichts Näheres über diesen Mann?«
    Sinnend blickte Evelyn vor sich hin: »Nein, nicht mehr, als ich Ihnen bereits gesagt habe …« Plötzlich lachte sie amüsiert auf: »Höchstens vergaß ich, Ihnen zu erzählen,
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