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Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts

Titel: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts
Autoren: Jules Verne
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sich kaum über die Wasserfläche, und wenn die Sonne nicht eben aufging, wäre die, »Tienhoven« in Gefahr gekommen, an derselben zugrunde zu gehen.
    Bei einbrechender Nacht bemerkte man noch eine Insel, die den Namen »Vesper« erhielt und welche heute schwer zu bestimmen ist, wenn sie nicht der Palliser-Gruppe selbst angehört.
    Roggeween eilte zwischen dem 15. und 16. Breitengrade mit vollen Segeln weiter nach Westen und befand sich »plötzlich« inmitten vieler halb überflutheter Inseln.
    »Bei unserer Annäherung, sagt Behrens, sahen wir eine Menge Canots längs der Küste hingleiten und kamen zu der Ueberzeugung, daß das Land hier dicht bevölkert sein müsse. Bei noch geringerem Abstande erkannten wir eine Anhäufung einzelner, aber dicht bei einander gelegener Eilande; endlich gelangten wir unvermerkt so zwischen dieselben, daß wir für einen Aus-oder Rückweg besorgt wurden und der Admiral einen Steuermann nach dem Top des Mastes beorderte, um sich über den einzuschlagenden Kurs zu unterrichten. Unsere Rettung verdankten wir damals nur der eben herrschenden Windstille; die geringste Luftbewegung hätte unsere Schiffe auf die Risse treiben müssen, ohne daß eine Hilfe möglich gewesen wäre. Zum Glück kamen wir ohne Unfall heraus. Diese Inseln, sechs an der Zahl, bieten einen lachenden Anblick und mögen zusammen eine Ausdehnung von dreißig Meilen haben. Sie liegen fünfundzwanzig Meilen westlich von den Verderblichen Inseln. Wir gaben ihnen den Namen ›das Labyrinth‹, weil es vieler Umwege bedurfte, um aus denselben herauszukommen.«
    Mehrere Schriftsteller erklären diese Gruppe für übereinstimmend mit Byron’s Prince de Galles-Inseln. Fleurieu theilte diese Ansicht nicht. Dumont d’Arville glaubt, es handle sich hier um die schon von Schouten und Lemaire gesehene Vliegen-Gruppe.
    Nach dreitägiger Fahrt gegen Westen erblickten die Holländer eine Insel von schönem Aussehen. Cocos-und andere Palmen neben üppigem Grün bezeugten ihre Fruchtbarkeit. Da man in der Nähe des Ufers keinen Ankergrund fand, mußte man sich begnügen, dieselbe nur durch wohlbewaffnete Abtheilungen untersuchen zu lassen.
    Noch einmal vergossen die Holländer das Blut einer keineswegs feindselig auftretenden Bevölkerung, die sie am Ufer erwartete und nur den einen Fehler beging, in zu großer Anzahl herzugelaufen zu sein. Nach einer solchen, eher von Barbaren als von civilisirten Menschen zu erwartenden Handlungsweise versuchte man die Eingebornen durch Geschenke an deren Häuptlinge und ziemlich trügerische Freundschaftszeichen zwar wieder anzulocken, aber diese legten darauf offenbar keinen Werth. Als die Matrosen dagegen weiter in’s Innere vordrangen, fielen sie mit einem Hagel von Steinen über dieselben her. Obgleich das Gewehrfeuer der Letzteren viele derselben zu Boden streckte, widerstanden sie den Fremdlingen doch mit Tapferkeit und zwangen diese, sich unter Mitnahme ihrer Verwundeten und Todten bald wieder einzuschiffen.
    Natürlich schrieen die Holländer nun über Verrath und wußten kaum, mit welchen Schmähungen sie die Hinterlist ihrer Gegner brandmarken sollten. Wer that aber zuerst Unrecht? Wer war der angreifende Theil? Selbst zugegeben, daß einige Diebstähle vorgekommen wären, was ja wohl möglich ist, mußte man den Fehler einiger Individuen, welche von der Heiligkeit des Eigenthumsrechtes gewiß keine rechte Vorstellung hatten, in so strenger Weise und an einer ganzen Bevölkerung bestrafen?
    Trotz der hier erlittenen Verluste gaben die Holländer dem Lande, eingedenk der Erfrischungen, die sie ebenda gefunden, den Namen »Recreations-Insel«. Roggeween verlegte sie unter den 16. Breitegrad; ihre geographische Länge ist aber so mangelhaft bezeichnet, daß die Wiedererkennung noch nicht gelang.
    Sollte Roggeween nun weiter im Westen die Insel Espiritu Santo de Quiros aufsuchen? Oder sollte er nach Norden segeln, um mit Hilfe des eben günstig wehenden Moussons Ostindien zu erreichen? Der Kriegsrath, dem er hierüber die Entscheidung überließ, entschloß sich für das letztere.
    Am dritten Reisetage wurden gleichzeitig drei Inseln entdeckt, welche den Namen Bauman’s, des Kapitäns der »Tienhoven«, erhielten, weil dieser sie zuerst gesehen hatte. Die Insulaner ruderten zwischen den Schiffen umher, um Tauschhandel zu treiben, während den Strand eine große Menge mit Bogen und Lanzen bewaffneter Eingeborner bedeckte. Sie waren von weißer Hautfarbe und unterschieden sich von
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