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Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Tod heilt alle Wunden: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Reginald Hill
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1
    VON : [email protected]
    AN : [email protected]
    BETREFF : zerbrochene Krüge – dämliche Trottel – & Panzerfallen
     
    Hallo, Cass!
    Wie steht’s im finstersten Afrika? Wunderlich & wunderbar – wette ich – aber nicht so w&w wie hier bei uns auf der Willingden Farm. Na los – rate mal! Okay – schon aufgegeben?
    Hausgäste!
    & damit meine ich nicht den schrecklichen Onkel Ernie & einen seiner berühmten Überraschungsbesuche. Nein, es sind
Fremde!
    Was ist passiert? – Nach dem schrecklich nassen Sommer wurde es im August endlich heiß – nicht so wie in Afrika, aber für Yorkshire doch ziemlich dampfig. Dad & George waren oben in der Mill Meadow zugange. Mum bat mich, ihnen einen Krug mit Zitronenwasser zu bringen – Dad, meinte sie, würde es gefallen, wenn ich
etwas guten Willen
zeigte. Zwischen uns herrscht nämlich gespannte Waffenruhe, seitdem ich klargestellt habe, dass sich meine Pläne nicht geändert haben – dass ich meine Doktorarbeit zu schreiben gedenke & mir keineswegs bezahlte Arbeit suchen würde – oder, noch besser, – einen gutbestallten Gatten – um
mich häuslich niederzulassen!
Aber das war natürlich kein Grund, nicht
etwas guten Willen
zu zeigen – außerdem hatte ich damit einen wunderbaren Vorwand, mit dem Quad zu fahren – also bin ich los.
    Die Becher hatte ich vergessen – Dad sagte aber nichts, sondern trank gleich aus dem Krug, wie er es so gern tut – vielleicht hatte Mum also doch recht & er freute sich. Wir plauderten sogar ganz nett, aber plötzlich fing Fang an zu knurren. Hat die Hälfte seiner Zähne verloren & kommt den Schafen nicht mehr hinterher – zu einem furchteinflößenden Knurren aber reicht’s allemal. Dad sieht sich um, will herausfinden, was ihn geweckt hat – & auf einmal zieht er seine Rammschädel-Nummer ab.
    – Was treibt denn dieser Armleuchter da? – brüllt er los.
    Du erinnerst dich, Dads Demographie zufolge ist jeder, der nicht in der Gemeinde Willingden lebt, ein
Armleuchter,
bis er das Gegenteil bewiesen hat. In diesem Fall musste ich ihm aber halb zustimmen.
    Der fragliche AL raste nämlich mit seiner Karre über den Weg neben der Mill Meadow. Wie er durchs Tor gekommen war, ist mir schleierhaft. Der RS hat die Kette & das Schloss abnehmen müssen, nachdem ihn im vergangenen Jahr Wanderer vor Gericht gezerrt haben – dafür hat er seitdem einen Schließhaken angebracht, so einen wie bei diesen Drahtpuzzles, mit denen wir als Kinder immer gespielt haben. Vielleicht hat der AL also einfach nur Glück gehabt – meinte er zumindest!
    Er fuhr einen von diesen neuen Hybrid-Vierrad-Geländewagen – du weißt schon – das Gewissen ist beruhigt, auf Bequemlichkeit muss aber nicht verzichtet werden – & als er sah, wie gut der Weg war – (
Traktorreifen wachsen nicht auf Bäumen!
 – du erinnerst dich?) – muss er sich gedacht haben – toll! – genau der richtige Offroad-Spaß.
    Womit er nicht gerechnet hatte, war Dads
Panzerfalle,
wie George sie nennt – der Entwässerungsgraben, dort, wo der Weg um das oberste Tor herum & zur Ruine der Mühle hinaufführt.
    Letztes Jahr sind neue Fremdenverkehrskarten herausgekommen – darauf ist die
Wassermühle
eingetragen – von der Ruine kein Wort. Ergebnis – eine Menge AL s, die meinen, es gibt dort ein Heritage Centre – geführte Touren & Tee mit Sahne! Nachdem er gegen die Wanderer verloren hatte, musste Dad gezwungenermaßen zulassen, das »langhaarige Wirrköpfe« durch sein Imperium streifen. Also hat er sich eines Tages mit dem Schaufelbagger ans Werk gemacht – & als er fertig war, erstreckte sich über den Weg ein Entwässerungsgraben – eine schlammige Senke, in der sich Flusspferde suhlen könnten – die
Panzerfalle!
    Die meisten Fahrer kehren schon beim Anblick um – dieser AL aber, der offensichtlich meinte, seine Hybrid-Karre könnte Flüsse durchqueren & Alpen erklimmen, fuhr einfach weiter.
    Keine gute Idee.
    30  Sekunden lang sprühten die Räder – wie eine Kuh mit Kolik – braune klebrige Fäden in die Luft, dann rutschte der Wagen langsam zur Seite hin weg, bis er im 45 -Grad-Winkel stand – mit der Fahrerseite nach unten.
    – den Teufel werden wir tun & ihn rausziehen – sagte der RS mit nicht geringer Befriedigung.
    Kurz darauf wurde die Beifahrertür aufgestoßen. Als Erstes erschien ein schlaffer, breitkrempiger Sonnenhut, wie ihn die Gärtnerinnen-Ladys in den alten Miss-Marple-Filmen tragen.
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