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Die Gordum-Verschwörung

Die Gordum-Verschwörung

Titel: Die Gordum-Verschwörung
Autoren: Bernd Flessner
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Wohnung tatsächlich durchsucht oder ob die Suche nur vorgetäuscht worden war, um ein anderes Verbrechen zu kaschieren.
    Claasens Kutter war zwar durchsucht, aber nicht planlos durchwühlt worden. Der Täter oder die Täterin – Greven war sich ziemlich sicher, dass nur eine Person an Bord gewesen war – hatte etwas ganz Bestimmtes gesucht, er war systematisch vorgegangen, hatte nur kleine Gefäße geöffnet, nur die Schubfächer an der Backbordseite, hatte zwischen den Büchern, unter dem Plattenspieler und in den Klamotten nachgesehen. Die Seekarten hatten ihn interessiert, die Schallplatten weniger, oder er hatte sie noch nicht erreicht. Leise hatte er gesucht und gewissenhaft, um nichts zu übersehen. Bis zur Kombüse war er gekommen, dann war Claasen erschienen. Der Täter hatte ihn erschlagen und ebenfalls durchsucht. Vielleicht hatte er den Schlüssel der Kassette bei ihm gefunden, vielleicht aber steckte er auch, auf jeden Fall blieb ihm weder Zeit, die Suche fortzusetzen, noch die Leiche zu beseitigen. Wahrscheinlich war er gestört worden und hatte den Kutter sofort verlassen. Die ungünstige Uhrzeit hatte er nur gewählt, weil er keine andere Wahl gehabt hatte, weil er schnell handeln musste. Außerdem war er rücksichtslos vorgegangen und hatte es riskiert, in flagranti ertappt zu werden. Die Frage war nur, ob er das Objekt seiner Begierde gefunden hatte.
    Greven überlegte, ob er noch einen Grappa ordern sollte, um vielleicht das Glas auf Harm zu erheben, aber er beschloss, diesen rituellen Abschied auf den Abend zu verschieben. Stattdessen ging er ins Menü seines Handys.
    „Peter? Ist Hansen schon fertig?“
    „Noch nicht ganz, Gerd. Aber du kannst dich schon auf den Weg machen.“
    „Irgendetwas Wichtiges gefunden?“
    „Eigentlich nicht. Jede Menge Fingerabdrücke, Haare, aber wahrscheinlich nur die von Claasen, keine Fasern, saubere Fingernägel, zwei, drei dürftige Schuhabdrücke.“
    Als Greven den Kutter erreichte, hatte die Spurensicherung bereits ihre Koffer gepackt, um ihre Arbeit im Labor fortzusetzen. Wie immer forderte der Kommissar seine Mannschaft auf, ihm die Ergebnisse und Fotos so schnell wie möglich vorzulegen. Wie immer nickte Hansen und versprach das Unmögliche.
    „Diesmal ist es wirklich wichtig!“, bekräftigte Greven seinen Standardwunsch.
    „Ich weiß, das Opfer war ein Schulfreund von dir“, sagte Hansen.
    „Kann ich jetzt unter Deck gehen?“
    „Ja, für uns ist da vorerst nichts mehr zu holen.“
    „Peter, während ich mich noch einmal genau umsehe, kümmerst du dich um die Angehörigen. Seine Mutter müsste noch leben. Bahnhofstraße ..., du machst das schon. Du weißt ja, ich kann das nicht so. Außerdem hat er eine ältere Schwester. Irgendwo im Ruhrgebiet.“
    Noch einmal tauchte Greven hinab in Harms Welt, die nun auch noch die Spuren der Spurensicherung trug. Er versuchte, den Weg des Mörders zu rekonstruieren, das Hausboot mit den Augen des Eindringlings zu sehen, seine Entscheidungen und sein Vorgehen zu verstehen. Wo hatte er angefangen zu suchen? Warum hatte er dort angefangen? Erneut kam er zu dem Schluss, dass dieses Siebziger-Jahre-Museum bewusst und gezielt durchsucht worden war. Vor allem die geöffneten Dosen und herausgerissenen Seekarten ließen ihn vermuten, dass das Gesuchte nicht sehr groß sein konnte.
    Greven holte tief Luft und fuhr mit der Zunge durch den Mund. Der Espresso und der Grappa hatten einen bitteren Nachgeschmack hinterlassen.
    Am Sofa ging er an den Start. Ähnlich systematisch wie der Mörder vorgegangen war, begann nun auch Greven, die Kajüte zu durchsuchen, doch im Gegensatz zu seinem Vorgänger wusste er nicht, wonach er suchte. Dafür hatte er Zeit und kannte die gängigen Tricks, Drogen oder Wertgegenstände in Wohnungen zu verstecken. Er sah auf die Unterseite jeder Schublade, die Claasen mit großem handwerklichem Geschick gebaut hatte, griff in jede Öffnung, löste den Spiegel aus seiner Messinghalterung, ließ auch die Bordtoilette nicht aus, entfernte die Schutzgitter von den Boxen und vom Gitarrenverstärker, öffnete den Reißverschluss von jedem Sitzkissen. Er kroch unter das festgeschraubte Sofa, zog die letzten Karten aus ihren Fächern, um mit seiner kleinen Taschenlampe hineinzuleuchten.
    In der Kombüse sah er unter jeden Teller und stocherte in der Teedose. Dann machte er sich an die Bücher, die er einzeln he-rausnahm, grob durchblätterte und ausschüttelte, bevor er sie wieder zurück in die
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