Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die goldene Göttin

Die goldene Göttin

Titel: Die goldene Göttin
Autoren: Larry Maddock
Vom Netzwerk:
Kilometer von der Erde entfernt in der raumzeitlichen Wirklichkeit. Nach einer kleinen Korrektur lag der Planet direkt voraus im Zentrum der Beobachtungsblase. Er sah wie ein auf Armeslänge gehaltener Handball aus, die linke Hälfte in gleißendes Tageslicht getaucht, die rechte in mondsilbriger Nacht. Über Indien und Zentralasien wurde es Abend, während Europa, das Mittelmeer und Mesopotamien, die Wiege der frühesten Zivilisation, in der Nachmittagssonne brieten. Hannibal Fortune konnte gerade noch die Insel Kreta ausmachen.
    »Dies ist der Tag, an dem Harkness die Platte fand«, sagte er. »Um vier Uhr achtzehn wird er sie ausgraben. Das gibt uns etwas über eine Stunde Zeit, hinzukommen, ihn zu finden und den radioaktiven Spurenfinder anzubringen.«
    Er tastete einige Daten in den Computer, schaltete den Autopiloten ein und prüfte alle Einstellungen, bevor er einen Knopf berührte. Es gab kein Gefühl von Beschleunigung. Nur die Instrumente und die anschwellende Scheibe der Erde zeigten an, daß sie sich bewegten, daß sie ihrem Ziel mit über zweihundert Kilometern pro Sekunde entgegenfielen. Schließlich, nach einer Ewigkeit von vier Minuten, leuchtete eine blaue Lampe auf, und sie beendeten das Manöver, wiederum ohne das Gefühl einer Bremswirkung. Der Transporter schwebte achtzig Kilometer über der Insel. Fortune stellte den Autopiloten auf eine sichere Fallgeschwindigkeit von achthundert Kilometern pro Stunde ein. Fünf Minuten später, als das blaue Licht erneut aufleuchtete, brachte er das Schiff außer Phase in Unsichtbarkeit, schaltete den Autopiloten ab und setzte sich ans Navigationspult.
    Obwohl die Zentrale ihnen genaue Karten der gebirgigen Insel mitgegeben hatte, brauchten sie fast eine Stunde, bis sie die Stelle entdeckten, an der Harkness seine Ausgrabungen machte. Der unsichtbare Transporter ging kaum zwanzig Meter neben dem Grabhügel nieder, an dem der ortsansässige Agent in diesem Moment mit geschäftiger Hingabe arbeitete, ohne etwas von der Anwesenheit seiner Agentenkollegen zu ahnen.
    Es war noch nicht soweit. Harkness hatte die Erdaufschüttung des Grabhügels abgetragen und die altertümliche, längst eingestürzte Grabkammer aus rechteckig angeordneten, lose aufeinandergelegten Steinplatten freigelegt. Nun war er dabei, die reliefartig hervortretenden Umrisse eines Skeletts von der pulverig trockenen Erde zu befreien. Der namenlose Tote lag mit angezogenen Beinen in der engen Kammer, den Schädel zwischen zwei Steine gebettet.
    Vier Meter entfernt und etwas erhöht lag ein Hund, den die ganzen Ausgrabungsarbeiten unsäglich zu langweilen schienen. Seltsamerweise war er ebenso uninteressiert an einem großen Schmetterling, der nur wenige Zentimeter vor seiner Schnauze zwischen blühenden Gräsern und Blumen herumgaukelte. Das sah einem Hund ganz und gar unähnlich, bemerkte Fortune. Webley pflichtete ihm bei. Trotzdem war der Hund offensichtlich wach und beobachtete die wahrscheinlichste Richtung, aus der ein ungebetener Eindringling kommen könnte. Einmal wandte er den Kopf und blickte direkt zu dem unsichtbaren Transporter herüber.
    »Alles in allem ein sehr glaubwürdiger Hund«, sagte Fortune. »Warum bedienst du dich nie der Gestalt eines Hundes?«
    »Kleine Hunde sind lächerlich«, erwiderte Webley. »Jeder Hund unter fünfzig Pfund ist nichts als ein Zierstück, ohne Funktion und ohne Würde. Wenn Morag Gefallen daran findet, als fünfzehnpfündiger Spitz zu gehen, ist das seine Sache. Mir sind Katzen lieber. Sie sind vielseitiger und haben mehr Charakter.«
    Der Symbiont hätte das Thema weiterverfolgt, aber es schien, daß Harkness die Kronos-Tafel gefunden hatte. Er hatte den Boden rings um das Skelett gesäubert und bei der Suche nach Grabbeigaben die Metallplatte entdeckt, die unter dem Oberkörper des Toten unter Sand und Staub verborgen gewesen war.
    Im Gegensatz zu den Knochen, die Harkness mit einer weichen Bürste rasch vom anhaftenden Sand und Staub befreit hatte, war die Platte stark überkrustet, und der Belag blätterte an einigen Stellen leicht ab, um an anderen um so hartnäckiger festzuhalten. Harkness holte eine härtere Bürste aus seiner Werkzeugtasche und säuberte das fleckige bläulichgrüne Rechteck, das TERRAS Chemiker als solides Kupferoxyd identifiziert hatten.
    Die Zeit war gekommen, daß Hannibal Fortune sich aktiv in die Vorgänge des 14. Juni 1509 v. Chr. einschaltete – und die Regeln des verrückten Spiels verlangten, daß er dabei weder
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher